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Afrika: Streit über UN-Bericht zum Kongo

Die Veröffentlichung eines kritischen Berichts der Vereinten Nationen zu Gräueltaten in der Demokratischen Republik Kongo ist bei den Nachbarstaaten auf Kritik gestoßen. Der Bericht sei eine "Beleidigung der Geschichte", heißt es in Ruanda.

Genf - Es ist ein Katalog des Horrors: Die Vereinten Nationen werfen Ruanda und Uganda in einem Bericht vor, im Kongo Kriegsgräuel und schwere Menschenrechtsverletzungen verübt zu haben. Besonders die von Ruanda ausgerüsteten und angespornten Milizen hätten in den neunziger Jahren gegen zehntausende Angehörige des Hutu-Stammes gewütet, heißt es in dem Bericht der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay. Die Juristin Pillay schließt ausdrücklich nicht aus, dass die von Ruanda unterstützten Milizen wie die AFDL und die APR sowie Ruandas Armee Völkermord verübt hätten. Letztlich könne diese Frage aber „nur von einem kompetenten Gericht beantwortet werden“, erklärte sie.

Ruanda und Uganda wiesen den UN-Bericht als falsch und „gefährlich“ zurück. Das Dokument sei eine „Beleidigung der Geschichte“, hieß es aus Ruandas Hauptstadt Kigali.

Bei der Mehrzahl der Hutu-Opfer handelte es sich laut UN um Kinder, Frauen, Alte und Kranke. Die mit Ruanda verbündeten Milizen hätten die Hutu „unbarmherzig“ im gesamten Gebiet der Demokratischen Republik Kongo gejagt. „Hutus wurden erschossen, vergewaltigt, verbrannt.“

Die UN-Autoren schildern auf 550 Seiten die Grausamkeiten des Kongokrieges (1993 bis 2003): Von Mordorgien über Massenvergewaltigungen und Plünderungen bis hin zum Niederbrennen von Flüchtlingslagern. Hochkommissarin Pillay und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International mahnen eine juristische Verfolgung der Täter und Drahtzieher an. Diese Forderungen dürften den ruandischen Präsidenten Paul Kagame in Bedrängnis bringen: Kagame bekleidete in den neunziger Jahren den Posten des Vizepräsidenten und Verteidigungsministers in Ruanda.

Schon in einer früheren Version des Reports hatten die UN-Autoren geurteilt, dass die Gewaltexzesse das Ausmaß eines Völkermordes hätten. Hochkommissarin Pillay betonte jetzt, dass sich die Angehörigen aller 21 Milizen und acht regulärer Armeen, die im Kongo Krieg führten, übler Gewalttaten schuldig gemacht hätten.

Nach der Entdeckung von Massengräbern im Kongo im Jahr 2005 drängten UN-Organisationen auf eine gründliche Untersuchung der Gräuel während des Kongo-Konflikts. Durch die Konflikte im Kongo von 1993 bis 2003 starben nach UN-Schätzungen rund fünf Millionen Menschen. Jan Dirk Herbermann

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