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Politik: Uranmunition: USA lagern radioaktive Geschosse in Deutschland

Die USA und Großbritannien haben Berichte über einen Einsatz von uranhaltiger Munition in Deutschland zurückgewiesen. Auf den Übungsplätzen Sennelager und Nordhorn werde nur Manöver- oder Übungsmunition benutzt, die nicht uranhaltig sei, sagte am Dienstag eine Sprecherin der britischen Streitkräfte in Deutschland.

Die USA und Großbritannien haben Berichte über einen Einsatz von uranhaltiger Munition in Deutschland zurückgewiesen. Auf den Übungsplätzen Sennelager und Nordhorn werde nur Manöver- oder Übungsmunition benutzt, die nicht uranhaltig sei, sagte am Dienstag eine Sprecherin der britischen Streitkräfte in Deutschland. Zuvor hatte bereits eine Sprecherin des Hauptquartiers der US-Streitkräfte in Heidelberg mitgeteilt, die US-Armee habe auf Übungsplätzen in Deutschland keine Munition mit abgereichertem Uran verschossen. Die Sprecherin räumte aber ein, dass die Munition in Deutschland in Munitionsdepots gelagert werde.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte ebenfalls, bislang gebe es keine Hinweise auf den Einsatz von Uranmunition. Die Prüfung bei den Streitkräften befreundeter Nationen dauere noch an. Auch mögliche Belastungen auf Übungsplätzen der früheren Sowjetarmee würden untersucht. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurde dort aber keine uranhaltige Munition benutzt.

Die "Leipziger Volkszeitung" hatte unter Berufung auf den Chef des Wehrbereiches VII, Generalmajor Werner Widder, berichtet, die Bundeswehr habe bereits vor 15 Jahren die Risiken der Anwendung der Munition auf Schießplätzen geprüft. Widder wies diese Darstellung am Dienstag zurück.

Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte in Brüssel, Experten der EU würden untersuchen, ob Strahlenbelastung durch die Munition zu Krebs führen könne. Ein erster Bericht solle Anfang Februar vorliegen. In Brüssel beriet am Dienstag auch der politische Ausschuss der NATO über das Thema. Sie ist wegen Spekulationen über mögliche Krebsfälle unter Soldaten nach dem Einsatz der Geschosse auf dem Balkan unter Druck geraten. Italiens Verteidigungsminister Sergio Mattarella sagte am Montagabend dem Fernsehsender RAI, sein Land werde die Allianz auffordern, uranhaltige Munition nicht einzusetzen, bis deren Ungefährlichkeit gesichert sei. Das Thema soll zudem auf der Sitzung des NATO-Rats am Mittwoch besprochen werden. Aus Diplomaten-Kreisen in Paris verlautete, auch die Internationale Balkan-Kontaktgruppe wolle das Thema am Donnerstag diskutieren.

Bei einer Untersuchung von russischen Balkan-Soldaten sind dem russischen Verteidigungsministerium zufolge bislang keine Fälle von Leukämie gefunden worden. Die Untersuchungen seien am 5. Januar begonnen worden, sagte ein Armee-Sprecher der Nachrichtenagentur RIA. Bis zum 20. Januar würden alle 10 000 Soldaten untersucht, die im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt worden seien. Im Kosovo sind zurzeit etwa 3000 und in Bosnien 1000 russische Friedenstruppen stationiert.

Das britische Verteidigungsministerium widersprach Berichten über eine bevorstehende Untersuchung seiner im Balkan eingesetzten Soldaten. Ein Sprecher kündigte eine Stellungnahme des britischen Verteidigungsministeriums vor dem Parlament an. Die Zeitung "The Guardian" hatte berichtet, das Ministerium wolle Zehntausende Veteranen untersuchen.

Der Weltgesundheitsorganisation zufolge haben Untersuchungen in Krankenhäusern im Kosovo kein erhöhtes Vorkommen von Blutkrebs in der Zivilbevölkerung gezeigt.

Italien, Belgien, Spanien, Portugal und die Niederlande haben von Krebs-Todesfällen unter Soldaten berichtet, die im Balkan eingesetzt wurden. In Deutschland ist ein Soldat an Leukämie erkrankt. Europäische Politiker haben sich für einen Verzicht der NATO auf Munition mit Uran ausgesprochen und eine Aufklärung der als "Balkan-Syndrom" zusammengefassten Fälle gefordert. Die NATO und die USA haben dagegen wiederholt erklärt, es gebe keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen den Krankheitsfällen und dem Einsatz der Geschosse.

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