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© dpa/Cevin Dettlaff

Update

„Das Schadensbild ist wahnsinnig groß“: Unwetter verursacht massive Schäden in Brandenburg an der Havel 

Gewitterböen fegen mit Orkanstärke durch Brandenburg an der Havel. Eine Verletzte wird unter einem Baum gefunden. Das Ausmaß der Schäden ist aus Sicht der Retter so groß wie nie.

| Update:

Ein schweres Unwetter hat in Brandenburg an der Havel massive Schäden in einem beispiellosen Ausmaß hinterlassen. „Das habe ich wirklich noch nie erlebt in dieser Dimension“, sagte Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) der dpa am Mittwoch.

Bei dem Unwetter am Dienstagabend krachten unzählige Bäume um, Hausdächer wurden abgedeckt, Straßen mussten gesperrt werden. „Das Schadensbild ist bei Lichte betrachtet wahnsinnig groß“, sagte der Oberbürgermeister. Zudem fanden Rettungskräfte im nördlichen Stadtteil am Mittwochmorgen eine Frau verletzt unter einem Baum.

Die heftigen Böen erreichten eine Geschwindigkeit bis zu 148 Kilometern je Stunde, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Potsdam sagte. „Das ist also satte Orkanstärke“. Es gab Starkregen und auch Hagel. Laut Deutschem Wetterdienst war es zu einer sogenannten Fallböe (Downburst) gekommen. Von einem Tornado sprach der DWD am Mittwoch hingegen nicht.

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Als Downburst wird laut DWD ein extrem starker Fallwind aus einer Gewitterzelle bezeichnet. Dies geht oft gleichzeitig mit sehr heftigem Niederschlag und/oder Hagel einher. Downbursts entstehen, wenn kalte Luft in einem Gewitter nach unten fällt, auf den Boden trifft und sich dort in linearer Richtung ausbreitet. Dabei können laut DWD Windgeschwindigkeiten auch von mehr als 200 Kilometern pro Stunde erreicht werden. Am Donnerstagmorgen wird im Havelland erneut heftiger Regen und viel Wind erwartet..

Die Stadt Brandenburg an der Havel rüstet sich für mögliche neue Gewitter-Einsätze am Donnerstag. Die Feuerwehr bereite sich angesichts der Wettervorhersage intensiv vor, sagte der für die Feuerwehr zuständige Beigeordnete Thomas Barz am Mittwoch. „Wir hoffen, dass es nicht so schlimm wird.“  

Ein heftiges Gewitter mit Sturmböen hat in Brandenburg an der Havel viele Schäden verursacht.

© dpa/Cevin Dettlaff

Ein Sprecher der Regionalleitstelle sagte am Mittwochmorgen, die gesamte Stadt Brandenburg an der Havel sei von den Unwetterschäden betroffen. Bäume aller Größen seien umgerissen worden, von 50 Zentimetern bis 1,50 Meter Durchmesser. Das Gewitter zog nach ersten Angaben eine Schneise durch die Stadt westlich von Berlin.

In der Nacht waren laut Oberbürgermeister um die 120 Einsätze abzuarbeiten. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und andere Hilfsorganisationen waren im Dauereinsatz. Auch über Warn-Apps wurden die Bürger über die Einschränkungen informiert und vor Gefahren weiterhin herabfallender Äste und Gebäudeteile gewarnt.

Eine Frau aus Brandenburg an der Havel schilderte der dpa: „Es ging ganz schnell, es hat richtig dolle gekracht, wir hatten Angst.“ Das Dach ihres Hauses habe sich dann „verabschiedet“. Im RBB-Inforadio berichtete ein Reporter, der in Brandenburg an der Havel wohnt, am heftigsten sei der Sturm zwischen 20.30 und 21.00 Uhr gewesen. Die Dächer von zwei Häusern seien abgedeckt worden, die Bewohner hätten die Häuser verlassen müssen. Feuerwehrleute hätten bei anderen Häusern Keller ausgepumpt.

Bäume aller Größen wurden umgerissen.

© dpa/Michael Bahlo

Eine 36-Jährige kam mit Verletzungen in ein Krankenhaus. Sie wurde am Mittwochmorgen unter einem Baum gefunden. Seit wann sie dort gelegen habe, könne derzeit nicht gesagt werden, teilte die Polizei mit. Auch wie es zur Verletzung der Frau kam, war laut Feuerwehr zunächst unklar.

Haus wegen Blitzeinschlag ausgebrannt

Zudem brannte der Polizei zufolge in Brielow (Potsdam-Mittelmark) ein Wohnhaus wahrscheinlich wegen eines Blitzschlags aus. Den Rettern der Feuerwehr sei es wegen vieler umgestürzter Bäume nur mit Mühe gelungen, zum Brandort vorzudringen und den Löscheinsatz zu beginnen. Es sei bei dem Brand niemand verletzt worden. Das Haus sei nicht mehr bewohnbar und einsturzgefährdet. Auch aus Nauen (Havelland) wurden vereinzelt Schäden gemeldet.

Die Aufräumarbeiten dürften sich noch lange hinziehen. Am Mittwoch schaltete die Stadt Brandenburg eine Hotline (03381/623 623), damit Bürgerinnen und Bürger Sturmschäden melden können.

Erst am Tage bei Helligkeit werde das ganze Ausmaß sichtbar, sagte Rathauschef Scheller. Es kämen weitere Einsätze auf die Feuerwehr zu. Der Sprecher der Regionalleitstelle sagte: „In 30 Jahren Dienstzeit habe ich noch nicht erlebt, dass so viele Bäume umgefallen sind.“

Erneute Gewitter für Teile Brandenburgs vorausgesagt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat erneut auf drohende Gewitter am Donnerstag in Teilen Brandenburgs hingewiesen. Die Meteorologen würden ab den frühen Morgenstunden bis zum Mittag schwere Gewitter insbesondere im nordwestlichen sowie im mittleren Teil des Bundeslandes erwarten, teilte der DWD am Mittwoch mit. Lokal sei mit „extremem Starkregen“ zu rechnen. Zudem erwarten die Experten Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Auch Hagel ist demnach möglich.

Betroffene Gebiete sind die Kreise Havelland, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming sowie die Städte Brandenburg und Potsdam.

Die schweren Gewitter hätten von Frankreich auf Deutschland übergegriffen, erklärten die Meteorologen. Sie würden sich bis Donnerstagmittag über die mittleren Bundesländer hinweg Richtung Nordosten verlagern. (dpa)

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