zum Hauptinhalt

Brandenburg: Weichenstellung: Abitur nach 12. Klasse

Neues Brandenburger Schulgesetz soll auch Präsenzpflicht von Lehrern regeln

Potsdam - Brandenburger Schüler und Lehrer müssen sich auf Neuerungen einstellen. Das Bildungsministerium stellt jetzt die Weichen, damit ab Schuljahr 2007/2008 die Einführung des Abiturs nach 12 Schuljahren beginnen kann. Und ab Frühjahr 2007 wird auf den Zeugnissen der rund 300 000 Schüler auch das „Arbeits- und Sozialverhalten“ benotet, in Anlehnung an die alten „Kopfnoten“ aus DDR-Zeiten.

Vorher muss allerdings noch das Schulgesetz novelliert werden. „Es soll Ende 2006 im Landtag verabschiedet werden“, sagt der neue Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp (SPD). Der Nachfolger von Martin Gorholt, der als SPD-Bundesgeschäftsführer nach Berlin wechselte, war zuletzt im Bildungsministerium von Nordrhein-Westfalen für Begabungsförderung zuständig. Der Entwurf der Schulgesetz-Novelle, auf den sich die Koalitionsfraktionen SPD und CDU verständigt haben, wird derzeit von Gewerkschaften und Verbänden unter die Lupe genommen. Jungkamp betont: „Jeder Vorschlag, der sinnvoll ist, sollte berücksichtigt werden.“ Das ist auch die Linie des SPD-Bildungsministers Holger Rupprecht, der die Betroffenen nicht noch einmal überfahren will – wie bei der 2005 in aller Eile durchgezogenen Fusion der Real- und Gesamtschulen zur Oberschule.

Als größte Herausforderung bezeichnet Jungkamp das geplante 12-Jahre-Abitur. „Das ist sinnvoll, aber es wird schwierig.“ Die Stunden des eingesparten 13. Schuljahr müssen nämlich vorher unterrichtet werden, in den Klassen 7 bis 10. Die Folge: Abiturienten werden wöchentlich 32 Stunden und länger die Schulbank drücken. Jungkamp: „Es wird täglich über die 6. Unterrichtsstunde hinausgehen.“ Wie das konkret geschieht, soll den Schulen überlassen werden, die auch Unterricht am Sonnabend geben können. Einen landesweiten Sonnabend-Unterricht wie in der DDR will das Ministerium aber nicht.

Neben dem 12-Jahre-Abi und den „Kopfnoten“ soll mit dem Gesetz auch eine gewisse Präsenzpflicht von Lehrern an den Schulen geregelt werden. Außerdem gebe es Überlegungen, Lehrer mit besonders arbeitsintensiven Fächern zu entlasten, indem deren Pflichtstundenzahl verringert wird, sagt Jungkamp.

Grundsätzlich sollen die Schulen in Brandenburg einerseits größere Freiräume bekommen, etwa durch Finanzbudgets. Andererseits setzt das Ministerium auf verstärkten Wettbewerb und Qualitäts-Kontrollen – auch eine Konsequenz aus dem schwachen Abschneiden bei den Pisa-Studien. So soll jede Schule im Land alle fünf Jahre einmal von so genannten „Visitations-Teams“ begutachtet werden, die Schwachstellen und Reserven im Unterricht, aber auch im Management der Schule aufdecken sollen. Zugleich soll Eltern die Wahl der richtigen Schule erleichtert werden. „Wir wollen Schulporträts einführen“, sagte Jungkamp. Gemeint ist, dass jede Schule auf ihrer Homepage nicht nur ihr Profil präsentiert, sondern auch die Ergebnisse bei landesweiten Tests, Vergleichsarbeiten oder den Prüfungen nach der 10. Klasse. „Wir wollen es so transparent wie möglich.“

Auf Schulschwänzer dagegen kommen härtere Zeiten zu. Die Schulen sollen in hartnäckigen Fällen die Polizei einschalten dürfen. Jungkamp plädiert außerdem für eine einfache praktische Lösung: „Wenn Schüler unentschuldigt fehlen, greift der Klassenleiter zum Hörer und ruft die Eltern zu Hause oder im Betrieb an.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false