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Park Babelsberg in Potsdam. Bäume und Sträucher dienen als Schutz- und Nistplätze zahlreicher Tiere.

© Andreas Klaer

Dürre und Hitzesommer: Klimawandel trifft Schlosspark Babelsberg besonders hart

Die Zahl der absterbenden Bäume steigt stark an. Umweltschützer sorgen sich um die Tierwelt – während den Potsdamer Park ein besonderes Problem plagt.

Im Schlosspark Babelsberg sind in den vergangenen Wochen zahlreiche Bäume gefällt worden, auch viele Büsche wurden entfernt. „Der Park wird ein Stück ordentlicher, aber auch kahler“, sagt Janina Mattern. Die Potsdamerin kennt sich im Park sehr gut aus: Für den Naturschutzbund NABU pflegt sie hier Nistkästen für Vögel. Sie befürchtet, durch die Baumfällungen der Schlösserstiftung würde Lebensraum für Tiere zerstört.

Seit Mitte Februar führt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) im Park Babelsberg umfangreiche Baumpflegearbeiten durch. 155 Bäume sollen hierbei insgesamt gefällt werden, 84 müssten beschnitten werden, teilt die SPSG mit. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen Jahren: Nach Angaben der Schlösserstiftung habe man 2021 bloß 45 Bäume fällen müssen, 2020 waren es 20. Doch Dürre und Hitzesommer machen den Bäumen zu schaffen. Um Besucher des Parks vor herabfallenden Ästen zu schützen, fällt oder beschneidet die Schlösserstiftung betroffene Bäume.

Der Klimawandel betrifft grundsätzlich alle Parks und Grünanlagen in Potsdam – doch den Schlosspark Babelsberg in besonderem Maße: „Wegen der besonderen Topographie des Parks machen sich die ausbleibenden Niederschläge hier besonders bemerkbar“, sagt Cordula Persch, Leiterin der NABU-Geschäftsstelle in Potsdam.

Von dem uralten Baumbestand, über den wir uns in den letzten Jahren freuen durften, müssen wir wohl leider Abschied nehmen.

Cordula Persch, Leiterin der NABU-Stelle in Potsdam

Gerade Bäume in höheren Lagen des Parks könnten sich über ihr Wurzelwerk nicht ausreichend mit Grundwasser versorgen. Auch wenn die Schlösserstiftung mit Nachpflanzungen versucht, die gefällten Bäume zu ersetzen: Persch kann die Sorge um Lebenswelt im Park nachvollziehen: „Von dem uralten Baumbestand, über den wir uns in den letzten Jahren freuen durften, müssen wir wohl leider Abschied nehmen“, sagt sie.

Das Problem der Wasserversorgung

„Was die Schadensanalyse betrifft, ist dem NABU unbedingt beizupflichten. Die Zahl der absterbenden oder stark geschädigten Bäume steigt stetig und rasant“, sagt auch SPSG-Sprecher Frank Kallensee. Ein besonderes Problem im Park Babelsberg seien die Hanglagen: Denn hier fließt Regenwasser zu schnell ab, als dass Bäume sich versorgen könnten. Deshalb trifft die Hitze Bäume im Park Babelsberg härter als anderswo. „Um den Park zu erhalten, sollen nahezu alle Bäume nachgepflanzt werden“, sagt Kallensee.

Doch in Babelsberg gestalte sich dies besonders schwierig: Da 80 Prozent der Fläche keine direkte Wasserversorgung habe, müssten viele neu gepflanzte Bäume mit Wasserwagen oder -säcken versorgt werden, sagt Kallensee. Deshalb könne man nur dort nachpflanzen, wo dieser Aufwand auch möglich sei.

Das Abholzen der Bäume erfolge aus Sicherheitsgründen, betont Kallensee: „Die Arbeiten dienen ausschließlich der Verkehrssicherheit im Park und nicht – wie häufig vermutet – dem Freihalten der Sicht.“ Grundsätzlich würden Arbeiten nur an Bäumen ausgeführt, die direkt an Wegen stehen und Besuchende gefährden könnten, sagt der Stiftungssprecher.

Naturschützerin Janina Mattern nimmt das anders wahr: „Es werden zu viele Bäume gefällt, und zwar nicht nur in der Nähe der Gehwege sondern auch abseits davon“, kritisiert sie. Dies betreffe auch sogenannte Habitat- oder Höhlenbäume: Diese meist sehr alten Bäume bieten einen geschützten Lebensraum für Vögel und Insekten. „Ich verstehe auch nicht, weshalb so viel Buschwerk entfernt worden ist“, sagt sie. Dieses böte Vögeln Platz zum Nisten.

Kritik an Baumpflege der Schlösserstiftung

Auch eine Leserin kritisierte in einer Mail an die PNN, dass die Schlösserstiftung nicht nur Bäume gefällt, sondern auch sehr viel Unterholz entfernt habe. „Gerade im Bereich an der Allee nach Glienicke entlang sieht es schlimm aus“, findet sie. Igeln und Vögeln, so ihre Befürchtung, würde der komplette Lebensraum entzogen.

„Vor der Bearbeitung wird jeder Baum von oben bis unten nach Tierbesatz abgesucht“, versichert Frank Kallensee. Wird ein solcher festgestellt, würden die Maßnahmen am Baum verschoben. NABU-Chefin Cordula Persch sagt: „Es wird zwar Lebensraum zerstört, aber die Stiftung ergreift auch Ersatzmaßnahmen, zum Beispiel in Form von Nistkästen.“ Die Zusammenarbeit zwischen Schlösserstiftung und Umweltschützern bezeichnet sie als „mittlerweile gut eingespielten Prozess“.

Janina Mattern hingegen wünscht sich von der Schlösserstiftung mehr Behutsamkeit: „Gerade abseits der Wege wäre etwas mehr lebendige Unordnung wichtig“, sagt die Naturschützerin. „Ein ,toter Baum’ ist ja nicht wirklich tot, er wird von unglaublich vielen Lebewesen bewohnt“, sagt Mattern. Gerade auf die Höhlenbäume, die „altehrwürdigen Mütter des Waldes“, müsse man doch Rücksicht nehmen.

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