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PRO & Contra: Dienen Kombilöhne der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit?

SSicher, die Idee mit den Kombilöhnen ist nicht neu. Und die Kritiker verweisen darauf, dass die bisherigen Modellversuche bislang nicht den gewünschten Erfolg brachten.

SSicher, die Idee mit den Kombilöhnen ist nicht neu. Und die Kritiker verweisen darauf, dass die bisherigen Modellversuche bislang nicht den gewünschten Erfolg brachten. Doch angesichts der dramatischen Lage auf dem Arbeitsmarkt – auch in Potsdam – darf nichts unversucht bleiben, die Zahl der Arbeitslosen zu begrenzen. Der Kombilohn zielt auf die schwierigste Gruppe der Erwerbslosen: die Langzeitarbeitslosen. Das Prinzip: Zusätzlich zum Gehalt des Arbeitgebers zahlt die Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender (Paga) einen Zuschuss, der 100 Euro über dem eigentlichen Arbeitslosengeld II liegt. Damit könnte ein Anreiz geschaffen werden, einen niedrig bezahlten Job anzunehmen – weil es sich lohnt. Bislang nämlich versuchten Langzeitarbeitslose Jobangeboten aus dem Weg zu gehen, weil das Gehalt sich nur im Bereich des Arbeitslosengeldes II bewegte, möglicherweise sogar noch darunter lag. Warum dann noch arbeiten? Mit dem Kombilohn in der Tasche würde sich die Lebenssituation der ehemals Arbeitslosen verbessern, sie würden in den Arbeitsprozess eingegliedert und hätten eine Chance auf berufliche Weiterentwicklung. Dass der Kombilohn in Potsdam eingeführt wird, kommt nicht von ungefähr. 56 Prozent aller Arbeitslosen sind Arbeiter – industrielle Arbeitsplätze sind aber kaum noch vorhanden. Die Chancen auf einen Job im verarbeitenden Gewerbe stehen schlecht. Andererseits boomt gerade in Potsdam der Dienstleistungssektor, bestehen hier echte Chancen auf Beschäftigung – allerdings eher im Niedriglohnbereich. Die vorhandenen Beschäftigungsmöglichkeiten könnten nun besser ausgenutzt werden – mit dem Kombilohn als Anreiz. Michael Erbach

Das „Mainzer Modell“ von 2002 hat es doch schon gezeigt: Der Kombilohn ist wenig erfolgsversprechend. Nur knapp 9600 Arbeitslose bundesweit hatten ein Jahr nach der Einführung dadurch einen Job gefunden. Und auch das Modell der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender kann nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Zwar will die Paga 30 Stellen im Monat schaffen, doch das Modell ist vorerst auf ein Jahr befristet. Und wenn das Jahr um ist? Im besten Fall machen die Arbeitnehmer im eigenen Betrieb Karriere und erhalten einen normalen Lohn. In der Regel aber werden sie – wenn überhaupt – weiter für den Niedriglohn arbeiten und damit bedürftig bleiben. Denn ein Mann oder eine Frau mit 500 Euro in der Tasche kann keine Familie beziehungsweise „Bedarfsgemeinschaft“ ernähren.

Doch viel wichtiger ist die Frage, ob sich die Paga mit dem Lohnzuschuss nicht ins eigene Fleisch schneidet: Sie fördert die Niedriglohnjobs. Und die Gefahr besteht, dass durch solche Modelle das gesamte Lohngefüge nach unten verrutscht. Arbeitgeber sollten nicht damit rechnen können, dass der Staat und damit auch der Steuerzahler die Lohnsenkung auffängt, indem er das, was dem Arbeitnehmer zum Leben fehlt, drauflegt. Dies würde doch nur zu einer Umfinanzierung von Lohnbestandteilen auf Kosten der Allgemeinheit führen. Das Kombilohn-Modell schafft nicht mehr Arbeit, es macht Arbeit nur billiger. Aber wer Arbeitskraft kaufen will, soll sie auch bezahlen. Wichtiger wäre es, Firmengründer noch mehr zu unterstützen und Arbeitgebern steuerlich zu helfen, um so neue Arbeitsplätze zu schaffen. Subventionen sind der falsche Weg.

Juliane Wedemeyer

Michael Erbach

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