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Landeshauptstadt: Ein Ahoi vom Hafenmeister

Die Neustädter Havelbucht soll für Wassertouristen und Potsdamer attraktiver werden/Erste Anstrengungen durch die Firma Burchardi

Die Neustädter Havelbucht soll für Wassertouristen und Potsdamer attraktiver werden/Erste Anstrengungen durch die Firma Burchardi Von Hella Dittfeld Potsdam bekommt einen Stadthafen. Auserkoren dafür wurde die Neustädter Havelbucht. Doch noch wird sie in einer Machbarkeitsstudie, die der Bereich Wirtschaftsförderung 2003 in Auftrag gab, als „unattraktiver Empfangsraum“ bezeichnet. Was also muss geschehen, damit aus einem hässlichen Entlein Potsdams stolzes „Tor zum Wasser“ wird? Ein Tor, das die Wassertouristen auch finden und annehmen? Zwei, die sich schon lange darüber Gedanken gemacht haben und die nun auch als erste loslegen wollen bei der Attraktivitätsverbesserung des künftigen Stadthafens, sind Andrea und Armin Burchardi. Die Tochter-Vater-GbR tut das auch im eigenen Interesse, denn die 150 Boots-Liegeplätze, die Burchardi 1992 von der Stadt pachtete und ab 1995 nach neuestem Standard komplett erneuerte, sind durch Dauermieter nur mäßig ausgelastet. An Liegeplätzen für Wassertouristen aber mangelt es. „Ein Tourist, der fremd in der Stadt ist, möchte begrüßt werden und Hinweise bekommen, wo etwas los ist. Er will auch mal auf die Schnelle einkaufen, möchte sich vielleicht duschen und stadtfein machen“, meint Armin Burchardi. Um all das leisten zu könnten, wollen die Burchardis auf einem 20 Meter langen und 8 Meter breiten Ponton eine Hafenmeisterei unterbringen, mit Duschen, Toiletten, einem Umkleideraum, und jede Menge Informationsmaterial über die Stadt anbieten. „Das ist doch gerade der Vorteil eines Stadthafens, dass man nach Natur pur auch mal wieder Kunst, Kultur und städtisches Flair genießen und Einkaufen gehen kann“, ergänzt Tochter Andrea. Für Burchardi, der auf 40-jährige Erfahrung mit Booten – zuerst als deren Erbauer, später als Yachthafenbetreiber – zurückblicken kann, war die Machbarkeitsstudie Neustädter Havelbucht eine lange fällige Bestätigung. Schon seit vier Jahren habe er sich darum bemüht, eine Hafenmeisterei zu installieren und damit den Gästen Informationen und zusätzlichen Service anzubieten. „Wir hatten aber nicht das Gefühl“, schildert Andrea die Situation, „dass die Stadt sich über unsere Initiative freut und uns unterstützten will. Eher ist noch der letzte Paragraf herausgesucht worden, um das Genehmigungsverfahren zu erschweren und zu verlängern.“ Inzwischen habe aber auch Potsdam begriffen, dass Wassertourismus eine nicht zu verachtende Wirtschaftsgröße ist. Allein im Burchardi-Yachthafen an der Kastanienallee hätten im vorigen Jahr 3500 Boote übernachtet. Rechne man mit sechs bis acht Personen pro Boot, dann seien da eine ganze Menge Leute zum Shoppen und Essen und zum Stadtbummel von Bord gegangen. Zwar liegt die endgültige Genehmigung für die schwimmende Hafenmeisterei noch nicht vor, doch die Burchardis sehen eigentlich keine Probleme mehr, sind sie doch dabei, die ihnen von der Stadt gestellten Aufgaben zu erfüllen. So soll der erste Doppelbootssteg vor allem den Wasserwanderern vorbehalten bleiben. Für kleine Fahrzeuge gibt es zudem eine niedrige Sonderplattform, wo sie anlegen können. Kurzaufenthalte sind kostenlos, für die Nacht wird die ortsübliche Liegegebühr genommen und Sonderleistungen wie Duschen müssen natürlich bezahlt werden. Zwei Charterboote kann man schon jetzt bei Burchardi ausleihen. Doch ein größerer Bootsverleih wird wohl wieder die Leinen einholen, denn eine Bootsscheinfreiheit für das anliegende Havelstück gibt es nicht und so ziehen sich die Verleiher eben dorthin zurück, wo jeder auch ohne Schein losschippern kann, der eingewiesen wurde. Andrea Burchardi, die jedes Jahr selbst zur Düsseldorfer „Boot“ fährt und sich bisher immer bei der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) mit eingeklinkt hat, bedauert, dass der Wassertourismus im Land Brandenburg noch längst nicht ausreichend beworben wird. Die Mecklenburger Seenplatte sei deutschlandweit bekannt, die Havelseen kaum, meint sie. Im vorigen Jahr sei die TMB überhaupt nicht auf der „Boot“gewesen, diesmal sei man aber wieder dabei. Die Stadt präsentiere sich jedoch nach wie vor nicht. An der besseren Ausstattung der Neustädter Havelbucht werden auch andere mitwirken müssen. Die TLG Immobilien, der die Ufergaststätte gehört, ließ bereits verlauten, dass sie das Gebäude abreißen lassen will. Stattdessen sollen altersgerechte Wohnungen nebst einem Café und Geschäfte zur kleinteiligen Versorgung entstehen. Durch die Stadtwerke muss der Regenwasserablauf, dessen Einleitungen im Sommer im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinken, verändert werden. Der Ausbau des Wegesystems ist schon begonnen worden. Es fehlen noch die dringend nötigen Hinweisschilder zum Stadthafen. Und Events, um ihn in aller Munde zu bringen. Gedacht ist an einen Marktplatz zu Wasser und sportlich-kulturelle Wasserspiele.

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