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Sport: „Ich hätt’ ihn fast getreten“

Kickboxer Alex Melcher rettete Motor Babelsberg den Sieg

Kickboxer Alex Melcher rettete Motor Babelsberg den Sieg Von Henner Mallwitz Diesmal hatte Ralph Mantau bis zum Schluss dicht gehalten. Vakant war die Besetzung des Schwergewichts im so wichtigen Kampf gegen Mülheim am Sonnabend allemal. Doch dass der Manager der Boxer von Motor Babelsberg ausgerechnet im letzten und alles entscheidenden Kampf noch ein Ass im Ärmel hatte, dachte im vollen Toyota- Autohaus niemand mehr. Und so stieg er in den Ring. Alex Melcher. „Von wo kommt denn der“, fragten seine Babelsberger Teamkollegen am Rand des Ringes und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Schließlich kam es beim Stand von 10:10 nur noch auf ihn an. Und der 30-Jährige gab seine Visitenkarte ab, schlug Erkan Teper nahezu in die Seile, stand am Ende als Sieger da und rettete den Motor-Mannen den 12:11-Erfolg. Zeit, sich den anderen näher vorzustellen, blieb erst nach dem Kampf. Mantau hatte am Donnerstag den Kontakt über Melchers Trainer hergestellt. „Ich wollte die Babelsberger sofort unterstützen“, so der Schwergewichtler. „Aber seit ich im Jahr 2000 nach 1996 Europameister im Kickboxen wurde, stand ich nicht mehr im Ring.“ Durchtrainiert sei er natürlich gewesen – das bringe allein der Job als Besitzer eines Fitness-Centers in Isenbüttel so mit. Also ab in den Ring, ein paar Einheiten gemacht, und das musste reichen. Obwohl der Einstieg ins Boxen dann doch nicht so leicht war. „Das Kickboxen war noch sehr im Blut“, so der neue Motor-Mann. „Manchmal musste ich mich zusammenreißen, ihn nicht zu treten.“ Wie wertvoll Alex Melcher für Babelsberg werden sollte, zeigte sich erst im Laufe des Abends. Denn den hatte sich nicht nur Mantau wahrlich anders vorgestellt. Schon der Auftakt nach dem Vorkampf der Damen zwischen Susanne Kuß aus Hoyerswerda und Katrin Jäger (Babelsberg) verlief enttäuschend, denn Thomas Märkisch gab seinen Kampf im Bantamgewicht gegen Igor Oreckkin durch Aufgabe ab. Im Federgewicht erwies sich Jakov Terskisch wieder als eine feste Bank: Er bezwang Sebastian Tatlik ebenso wie anschließend sein Teamkollege David Sprenger, der Özgur Uzak im Leichtgewicht besiegte. Nach seinem grandiosen Heimkampf von vor zwei Wochen lag die Hoffnung nun auf Serdar Kahraman, der mit Rinat Karimov einen zwar bedeutend größeren, aber auch eher schlacksig wirkenden Gegner hatte. Klarer Fall anscheinend, doch der Babelsberger Neuzugang im Halbwelter konnte sich nicht behaupten: Unentschieden zur Pause. „Die nächsten drei gehen an uns“, war sich Mantau dann zur Halbzeit sicher, doch diese Rechnung hatte der Manager ohne die Mülheimer gemacht. Mannschaftskapitän Mathias Kaiser unterlag im Weltergewicht Eduard Strecker, und auch Mittelgewichtler Jörg Rosomkiewicz kam gegen Jurj Gejs nicht über ein Unentschieden hinaus. Erst Anatolij Hoppe, der Mann für die Überraschungen, ließ noch einmal ein Fünkchen Hoffnung ins Autohaus an der Großbeerenstraße einkehren: Seinen Treffern konnte sich Halbschwergewichtler Eugen Kartschenkin nur durch Aufgabe entziehen. Mit seinem Sieg im Schwergewicht machte Alex Melcher schließlich alles klar, doch sein Debüt wird noch ein Nachspiel haben. Da an seinem Kopfschutz das „TüV“-Siegel fehlte, will Mülheim Beschwerde vor dem Sportgericht einlegen. „Einfach unsinnig“, befand Melcher, den das Ganze eher noch mehr beflügelte. „Jetzt will ich gern bei Motor bleiben.“

Henner Mallwitz

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