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Diskussion. CDU-Ortsvereinschef Drewitz, Steeven Bretz (r.), ist von den Plänen der Investoren um Henrik Aldinger (l.) noch nicht überzeugt. Die Anwohner befürchten eine Verschlechterung der Lebenssituation, der Investor macht dagegen Zugeständnisse.

© Andreas Klaer

Von Jan Brunzlow: Investor will auch eine Eisbahn bauen

Viele Anwohner sind gegen das neue Center / Grüne und Linke lehnen ab, CDU-Ortsverein skeptisch

Drewitz - Der Protest bekommt viele Gesichter: Zunehmenden Verkehrslärm, Kahlschlag eines Wäldchens, schlechtere Wohnbedingungen für die Anwohner und grundsätzliche Bedenken, ob die Stadt ein solches Einkaufscenter verträgt, haben die Bewohner von Kirchsteigfeld und Drewitz am Donnerstagabend auf der ersten öffentlichen Präsentation des Projektes „Drewitz-Park“ geäußert. Eingeladen hatte der CDU-Ortsverband Drewitz, etwa 100 Gäste sind der Einladung gefolgt. Das Ergebnis: Die meisten Potsdamer lehnten das Projekt ab, die CDU trägt ihren Fraktions-Streit zum Thema inzwischen öffentlich aus (siehe Text unten) und der Investor Henrik Aldinger versucht, mit Zugaben Vertrauen zu gewinnen. Er könne sich eine Spielplatz-Erweiterung, einen Kletterwald oder eine Eisbahn auf dem Areal vorstellen, sagte er.

Vieles zur geplanten Neuansiedlung ist inzwischen bekannt, vor allem die Ausmaße. Mehr als 40 000 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen entstehen, damit würde der „Drewitz-Park“ das größte Einkaufszentrum der Stadt. Entstehen sollen unter anderem mehrere Möbelmärkte, ein „Edeka“-Verbrauchermarkt, ein Autoteilemarkt, ein Sport-Discounter „Decathlon“, ein „Hornbach“-Baumarkt, ein Indoor-Kinderspielplatz „Bambooland“ und eine Erlebnisgastronomie „Café des Sol“. Die Gebäudehöhen würden nach bisherigen Planungen zwölf Meter nicht überschreiten, mehr als 2000 Parkplätze hätte das Areal, das für Autos einzig von Autobahn A 115 und der Trebbiner Straße aus zu erreichen sein soll. Der Großteil der Flächen sei bereits in Besitz der Entwicklungsgesellschaft „Aldinger & Fischer“ aus Berlin, sagte Henrik Aldinger. Selbst die noch bestehende Waldfläche habe sie inzwischen vom Land Brandenburg erworben. 120 000 Quadratmeter seien gekauft worden, 50 000 Quadratmeter optioniert.

Vor allem die Rodung des Wäldchens sehen die Anwohner als Problem. Jochen Ehlers von den Projektentwicklern erklärte, die Investoren seien verpflichtet, Ersatzmaßnahmen durchzuführen. Diese seien größer als das heutige Wäldchen. Doch den Anwohnern reicht das nicht. Sie wollen, dass alles so bleibt. Und sie wollen vor allem nicht mehr Verkehr im Kirchsteigfeld. Dass die Planung wie im bisherigen Verkehrskonzept vorgesehen wirklich aufgeht, glauben die Anwohner nicht. Die Kunden würden sich immer wieder Schleichwege durchs Viertel suchen, selbst wenn es keine direkte Zufahrt zum Fachmarktzentrum geben soll.

Ein Grünflächenkonzept gebe es noch nicht, sagte Aldinger. Dies werde im Planungsverfahren erarbeitet. Bereits jetzt habe die Gesellschaft eine Million Euro für Planungen investiert. Das Projekt insgesamt könnte am Ende 80 Millionen Euro kosten und 500 Arbeitsplätze bringen. Ob es an anderer Stelle Arbeitsplätze kostet, weil es eine Verdrängung gibt, beantworteten die Investoren nicht. Ein Gutachter aus Hamburg hatte allerdings erklärt, dass es Verdrängungseffekte im Umfeld geben wird. Und mit dem Einzelhandelskonzept der Stadt sei dies nicht in Einklang zu bringen.

Bislang ist in Sachen „Drewitz-Park“ noch nichts beschlossen. SPD und CDU haben beantragt, dass die Stadt die Vorarbeiten für einen Bebauungsplan erledigt. Dieser Antrag wird nun in der Kommunalpolitik besprochen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre werde es keine Baugenehmigung geben, hieß es bei einem Treffen des Arbeitskreises Einzelhandel am Donnerstag. Die Linke, bei denen Aldinger diese Woche in der Fraktion zu Gast war, lehnen das Vorhaben ab. Auch die Bündnisgrünen wollen die Pläne zu Fall bringen. Wie Uwe Fröhlich, Sprecher des Kreisverbandes, sagte, wollen die Grünen gegen den aktuellen Flächennutzungsplan stimmen und eine namentliche Abstimmung beantragen. Im Flächennutzungsplan soll das bislang unbebaute Gewerbeareal zu einem Einzelhandelsstandort in erweiterten Grenzen umgewidmet werden.

Aldinger kennt sich mit Projekten und Problemen in Potsdam aus. Er hat bereits die frühere Drewitz-Brache entwickelt: Erst war ein „Hornbach- Markt“ samt Fußballhalle geplant, dies wurde aber abgelehnt. Dann kam das Möbelhaus „Porta“. Dafür gab es übrigens damals auch keinen gültigen Bebauungsplan.

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