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Landeshauptstadt: Jakobs gegen „abgeschlossenes Viertel der Reichen“

Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten

Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten Von Erhart Hohenstein Die Bertinistraße für den öffentlichen Verkehr sperren lassen möchte die Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten e.V. Diese Forderung bekräftigte am Sonnabend im Alten Rathaus auf einem Festakt zum zehnjährigen Bestehens des Vereins dessen Vorsitzender Prof. Jan Fiebelkorn-Drasen. Ebenso gern sähe die Initiative, die ihren Wirkungsraum inzwischen auf die gesamte Nauener Vorstadt ausgedehnt hat, wenn der mit der Wiedereröffnung der Meierei als Ausflugslokal weiter gestiegene Touristenbusverkehr aus dem Villen- und Landhausviertel herausgenommen würde. Dringend notwendig sei außerdem die Erneuerung der Straßen und Gehwege. Ihr schlechter Zustand führe zu einer erheblichen Lärmbelästigung. In seinem Grußwort dämpfte Oberbürgermeister Jann Jakobs diese Erwartungen. So gebe es für die Herausnahme des Busverkehrs keine rechtliche Grundlage. Er warnte vor einer Entwicklung zu einem abgeschlossenen Viertel der Reichen. Auch am Neuen Garten sei weiterhin eine in Altersstruktur und Einkommensverhältnissen „gemischte Bevölkerung“ erwünscht. Nach den Worten von Dr. Hans Rheinheimer – Vorsitzender des Potsdamer Industrieklubs – ist diese Voraussetzung erfüllt. Heute seien 90 der 110 Grundstücke in Privateigentum, aber auch 20 weiterhin im Besitz der Gewoba oder noch Gegenstand von Rückübertragungsansprüchen. Rheinheimer wies auf die guten nachbarschaftlichen Beziehungen der Bewohner hin, die sich unter anderem in zahlreichen gemeinsamen Festen und anderen Veranstaltungen äußere. Wie Oberbürgermeister Jakobs bestätigte, haben sich die neuen Nutzer bei der Wiederherstellung der unter dem sowjetischen Regime verfallenen Villen und der von den Architekten v. Estorff und Winkler errichteten Landhäuser große Verdienste erworben. Vor allem aber haben sie sich in der Ära des Baustadtrates Kaminski erfolgreich den Versuchen widersetzt, durch Zusatzbebauung dem Viertel seinen ursprünglichen Charakter zu nehmen. So vereitelten sie einen solchen Plan eines holländischen Investors für die Gutmann-Villa. Jüngstes Beispiel ist die Bebauung des Geländes der Mendelssohn-Villa, wo statt einer kompakten Wohnanlage nun Einzelhäuser errichtet werden, die dem seit 1999 dem Unesco-Weltkulturerbe zugehörigen Viertel angepasst sind. Weitgehend ausgeschlossen wurde die Ansiedlung von störendem Gewerbe. Die Nachbarschaftsinitiative drängt nun darauf, die letzten dieser Betriebe zu verlagern, so die „Putzteufel“ von der Ecke Puschkinallee/Kleine Weinmeisterstraße. Die von der Denkmalpflege als „vorbildlich“ gewerteten Sanierung stellt der Verein in einer Ausstellung im Alten Rathaus vor. Ab 7. September wird sie im Museumshaus in der Hermann-Elflein-Straße gezeigt. Sie geht auch auf die Geschichte des Viertels ein. So sind Relikte des KGB-Denkmals und ein Leninmosaik aus dem Schulungsraum für die Offiziere zu sehen. Der Festakt schloss mit einem Vortrag von Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, über die Geschichte der Nauener Vorstadt.

Erhart Hohenstein

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