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Landeshauptstadt: Lüster und Kabel

Michael Borowski feiert 40-jähriges Dienstjubiläum

Einen vielhundertteiligen Kronleuchter auseinanderzunehmen, zu reinigen, aufzuarbeiten, trübe gewordenen Glasbehänge auszutauschen, fehlende zu ergänzen – und dann den Lüster wieder richtig zusammenzubauen, das ist schwer. In der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten beherrscht nur Michael Borowski diese Kunst. Gestern, einen Tag vor seinem 40-jährigen Dienstjubiläum, hatte er sich einen der nach Königin Maria Theresia benannten Leuchter vorgenommen, deren größte es auf über 1000 Einzelteile bringen. Er gehört zur Ausstattung des spätbarocken Schlosses Schönhausen, später als Sitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck bekannt geworden, das im Vorjahr von der Stiftung übernommen wurde.

Damit hat Borowski nun schon 240 der glitzernden Prachtstücke in seiner Obhut. Seine Berufserfahrung ist unschlagbar, denn schon als Junge hat er seinem Großvater, einem Antiquitätenhändler, bei der Aufarbeitung von Leuchtern geholfen. Vase d''enfilade, Pendeloque, Bas-de-Lustre und wie die aus geschliffenem Bergkristall oder Glas geschaffenen Behangstücke alle heißen, handhabt er virtuos. Längst geht es nicht mehr nur um Reinigung; aufbauend auf den Forschungen von Dr. Käthe Klappenbach, der Stiftungsspezialistin für historische Beleuchtungskörper, erhalten immer mehr Schlossräume originalgetreue Lüster zurück. Das gelang beispielsweise für die Blaue Galerie der Neuen Kammern, die Friedrichswohnung im Neuen Palais oder das Marmorpalais. Oft werden dafür auch Originalteile in den Kisten entdeckt, die mit Resten verloren gegangener Kronleuchter im Depot stehen. Zum anderen wurde mit dem Wiener Peter Rath aus der früheren Hoflieferantenfirma Lobmeyr ein Glasverleger gefunden, der in Böhmen Behänge in historischer Technik nachfertigen lässt.

Wer den Namen Michael Borowski hört, denkt zuerst an Kronleuchter. Vor nunmehr 40 Jahren ist er aber in Sanssouci als Elektriker eingestellt worden und leitet seit langem als Meister die Elektrowerkstatt der Stiftung. Mit seinen sechs Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlinge, wartet er das von sieben Trafostationen ausgehende, insgesamt 50 Kilometer lange Kabelnetz für Strom, Steuerungsanlagen und Telefon. Außerdem überwacht er die Elektroarbeiten von Fremdfirmen. Von der Wartung dieser Anlagen hängt wesentlich die Sicherheit der Baudenkmale des Berlin-Potsdamer Weltkulturerbes und ihrer Kunstschätze ab, auch vor Bränden.

Und so sind in der in den Nordcommuns untergebrachten Werkstatt neben den prachtvollen Lüstern auch ganz profane Dinge wie Kabel, Stecker oder Schalter wichtig. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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