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Landeshauptstadt: Mit Herzblut Schauspieler

Der Potsdamer Schüler Jonathan Dümcke spielt eine der Hauptrollen im neuen Kinofilm TKKG

22 Filme in fünf Jahren – dabei wollte Jonathan Dümcke eigentlich Arzt werden. Herzchirurg. Den Männern und Frauen in Weiß fühlt er sich besonders „verbunden“: Der 14-Jährige wurde selbst schon vier mal von ihnen operiert, er hat einen angeborenen Herzfehler. „Ich wollte immer rauskriegen, was genau ich habe“, erzählt der blonde Junge am Kneipentisch im La Leander in der Kurfürstenstraße. In die Kneipe im Holländischen Viertel geht er gerne, trifft sich hier abends oft mit seinen „Kumpels“.

Krank sieht er nicht aus, nur zarter als Gleichaltrige. Trotzdem lebt er mit dem Herzfehler, spürt ihn jedes Mal, wenn er an kalten Wintertagen in die warme Straßenbahn steigt: „Ich kriege dann schnell Kopfschmerzen.“ Manchmal muss er sich auch übergeben, das sei ein bisschen wie Migräne mit Kreislaufbeschwerden. Nur als kleines Kind sei es für ihn schwierig gewesen, einzuschätzen, was er sich zumuten kann und was nicht. „Aber einschränken lasse ich mich nicht.“ Auch nicht, wenn er Filme dreht. Da badet er schon mal im kalten See, obwohl er das wegen seines Herzens gar nicht darf. Nur wenn er in den Szenen viel rennen muss, übernimmt ein Double. Der letzte Dreh für „TKKG und die rätselhafte Mind-Machine“ in München ist gerade abgeschlossen. Er spielt Karl, einen der vier Kinderdetektive. Karl sei ein „schlauer Fuchs“, ein Mathe- und Computer-Ass und ein wenig besserwisserisch. Die Rolle passe ganz gut zu ihm: „Besserwisserisch bin ich nämlich manchmal.“ Ein wenig wirkt er schon wie ein Klassenprimus, aber das liegt nur an der Brille in seinem fein geschnittenen Gesicht (obwohl Jonathan im wirklichen Leben ein cooleres Modell trägt als in seinem neuesten Film). Doch wenn er spricht, klingt er kein bisschen altklug. Und dass er eine Klasse übersprungen hat und nun in eine Leistungsprofil-Klasse des Evangelischen Gymnasiums auf Hermannswerder geht, findet er nicht sonderlich bemerkenswert. In seiner Zehnten sind eben einige erst 14. Nur Filme drehen die anderen nicht. Aber an seinen Nebenjob hätten sich die Mitschüler schon gewöhnt: „Ach, der Jonathan ist wieder ne Woche weg“, sagen sie nur noch. Meist drehe er in den Ferien. Aber das gehe natürlich nicht immer. Zum Beispiel wenn die Arbeiten wie für den TKKG-Film, der noch in diesem Frühling in die Kinos kommen soll, über drei Monate dauern. Seine „Kollegen“ wurden ihm in dieser „intensiven“ Zeit „gute Freunde“. Mit Lukas Eichammer und Jannis Niewöhner telefoniert er ständig , um „alles“ zu erzählen.

Mit neun Jahren stand er das erste Mal vor der Kamera, als Frechdachs in der ersten Folge der Fernsehserie „Max und Lisa“. Es folgten Auftritte in Tatorten und Fernsehfilmen. Im vergangenen Sommer bekam er dann seine erste große Hauptrolle: Als Ben im Kinderfilm „Der verzauberte Otter“. Trotzdem erkennen ihnen die wenigsten Leute – „auf der Straße so gut wie nie“. Kein Wunder zwischen neun und 14 Jahren verändern sich Jungen rasant, zumal er früher „ kurze Haare“ hatte. Aber wenn jemand sagt: „Mensch, du bist doch...“, freut sich Jonathan. Dann weiß er, „dass sich die Leute die Sachen auch ansehen“. Er steckt viel Herzblut in seine Arbeit, versucht „all die kleinen Pfitzelichkeiten einer Rolle rauszukriegen“, sie sich „ganz überzuziehen“ und „auszufüllen“. Das sei der Reiz am Schauspiel. Film war schon immer Thema bei Jonathan zu Hause. Der Vater produziert Dokumentar- und Werbefilme, seine Mutter ist Fernseh-Redakteurin und sein älterer Bruder schreibt hin und wieder Filmmusiken. Jonathan würde nach dem Abitur gern Schauspiel an der Ernst-Busch-Schule in Berlin studieren. Arzt möchte er nicht mehr werden, daran habe er das Interesse verloren.

Juliane Wedemeyer

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