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Landeshauptstadt: Mord unter Zahnärzten

Bis zum 13. April wird im Dorint Novotel die 34. Folge der Krimireihe „Ein starkes Team“ für das ZDF gedreht

Bis zum 13. April wird im Dorint Novotel die 34. Folge der Krimireihe „Ein starkes Team“ für das ZDF gedreht Von Henri Kramer Polizist Ben Kolberg bestellt an dem langen Bartresen zum fünften Mal ein kleines Glas Bier – und ist trotzdem völlig nüchtern. Neben ihm sitzt Dr. Richard Leisch, ein Zahnarzt. Er richtet seine stechenden blauen Augen auf Kolberg und fragt: „Haben Sie schon den Mörder von Konitz?“ Kolberg nippt an seinem Bier und antwortet: „Ja, vielleicht. Wie wär''s mit Ihnen?“ Die beiden sind die einzigen Gäste in der Lobby-Bar des Dorint Novotels Potsdam in der Jägerallee. Über den zwei Männern schwebt ein Mikrofon an einem Stab, in einem Meter Entfernung zeichnet eine Kamera jede ihrer Gesten und Bewegungen auf. Kolberg wird von dem Schauspieler Kai Lenrodt gespielt, Leisch von Thorsten Merten. Seit rund einer Stunde drehen die beiden an einer Szene von „Zahn der Zeit“ – dem 34. Teil der ZDF-Krimireihe „Ein starkes Team“ mit dem Polizistenteam Verena Berthold und Otto Garber, gespielt von Maja Maranow und Florian Martens. Am Dienstag haben die Dreharbeiten im Dorint-Hotel begonnen, wenn der Zeitplan eingehalten wird, dauern sie noch bis zum 13. April. Der Rest des 90-minütigen Films wird danach noch bis Ende des Monats in Berlin gedreht. „Wir haben dieses Hotel als Drehort gewählt, weil es fast ideal zur Story passt und wir immer versuchen in Häusern zu drehen, die der Zuschauer noch nicht von anderen Filmen kennt“, sagt Michaela Nix von der UFA Film & TV Produktion GmbH. Sie betreut die Reihe „Ein starkes Team“ als Produzentin und ist für die Qualität jeder einzelnen Folge verantwortlich. In „Zahn der Zeit“ verschlägt es die attraktive Kommissarin Verena und ihren glatzköpfigen Kollegen Otto zu einem Zahnarztkongress. Kurz vor Beginn des Treffens wird der Dentalvertreter André Konitz auf dem Glasdach des Tagungshotels ermordet aufgefunden – erstickt mit einer Abdruckmaske, wie sie in der zahnärztlichen Praxis verwendet wird. Die Szene wurde als erstes gedreht. „Beim Frühstück treffen sich die Kongressteilnehmer alle in der Hotel-Lobby, irgendwann schaut einer nach oben und sieht die Fratze des Toten durch das Dachglas starren“, erzählt Produzentin Nix. Kurz darauf stand ein Sarg in der Hotel-Lobby, Krankenwagen fuhren vor. Trotz des Mordes soll der Kongress stattfinden. Bei ihren Ermittlungen finden Verena, Otto und das Kripoteam heraus, dass gleich mehrere Tagungsteilnehmer ein Motiv für den Mord an Konitz haben könnten. Zu den Verdächtigen gehört auch Richard Leisch alias Thorsten Merten. Seine Frau soll ein Verhältnis mit dem Mordopfer gehabt haben. Deshalb wird er von Polizist Kolberg an der Bar verhört. „Der Ben ist eine neuer Kollege von Verena und Otto“, erklärt Michaela Nix. Sie beschreibt Kolberg als Rheinländer, der gern Wein trinkt, sich ausgezeichnet mit Computern auskennt und mit seinem Charme die Frauenwelt erobert. „Deshalb hat er es bei der Berliner Polizei am Anfang schwer, weil ihn seine männlichen Kollegen natürlich nicht ernst nehmen – nur Verena mag ihn“, plaudert die Produzentin. Dieser Mix aus gegensätzlichen Typen, typischer Krimispannung und einem Schuss Humor sei es auch, der die Filmreihe „Ein starkes Team“ seit 1994 so erfolgreich mache, so Nix. Durchschnittlich 5,5 Millionen Zuschauer sehen die drei bis vier Filme, die jedes Jahr samstags zur besten Fernsehzeit im ZDF ausgestrahlt werden. Die Folgen werden jeweils etwa ein Jahr im voraus produziert. Die Handlung spielt immer in Berlin, auch bei „Zahn der Zeit“, obwohl die Hälfte des Films in Potsdam gedreht wird. „Wenn wir den Fall in Brandenburg spielen lassen würden, wäre die Berliner Polizei nicht mehr zuständig“ erklärt Michaela Nix. Währenddessen wird die Szene an der Bar immer noch gedreht, nun aus einer anderen Kamera-Perspektive. In den Pausen raucht Thorsten Merten nahezu ununterbrochen, sein Kollege Kai Lenrodt nippt an einer Cola. Hotelgäste schauen neugierig durch die Glastür der Bar, in der etwa 15 Fernsehleute geschäftig hin- und herlaufen, Kommandos tönen laut durch den Raum. Die meisten arbeiten seit 7 Uhr, bis 18 Uhr soll der Drehtag dauern. „Es kann aber auch länger werden“, sagt Michaela Nix und lächelt. „Wir haben keine Probleme mit den Dreharbeiten“, sagt Volker Lux, stellvertretender Direktor des Dorint-Hotels. Der normale Hotelbetrieb laufe regulär weiter. Im Februar hätte das ZDF wegen der Drehgenehmigung angefragt. „Wir können in Absprache mit der Hotelleitung hier jeden Raum nutzen“, lobt Produzentin Nix die Zusammenarbeit. Die Szene am Tresen der Hotelbar ist inzwischen fast im Kasten. Für die Handlung der Folge bringt sie die Erkenntnis, dass Richard Leisch kaum der Täter sein kann. Er scheint ein Alibi zu besitzen und war nach eigener Aussage mit einigen Kollegen im Berliner Nachtleben unterwegs. „Und wie war“s?“, fragt Ermittler Ben Kolberg. Leisch antwortet: „Wie es eben ist, wenn Männer meines Alters unter sich sind: Irgendwann sind alle dicht.“

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