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Landeshauptstadt: Neues Depot für Kostbarkeiten

Museum rechnet mit Baubeginn auf Hermannswerder im Juni / Mehr Sammlerstücke werden öffentlich

Eines der größten Sammlungsstücke des Potsdam-Museums ist ein Teppich: der 520 mal 650 Zentimeter große Gobelin, der das frühere Hochzeitszimmer im Alten Rathaus schmückte. „Wir wollen mal eine Ausnahme machen“, sagt Museumsleiter Hannes Wittenberg auf den Wunsch, den Wandteppich sehen zu wollen. Eigentlich sei der Depot-Raum gesperrt. „Betreten nur zur Endberäumung gestattet“, heißt es an der Eingangstür des Depots, dessen genau Lage nicht öffentlich werden soll.

Zusammen mit Hausmeister Matthias Stieler gelingt es, wenigstens einen Teil des Kunstwerkes von Inge Götze auszurollen und sichtbar zu machen. Für ein vollständiges Ausbreiten des Teppichs ist kein Platz. Die heute sehr bekannte Künstlerin fertigte das Teil im Jahre 1966 zur Einweihung des Kulturhauses „Hans Marchwitza“ als Diplomarbeit an. Hergestellt hat es die Textilmanufaktur Halle im Jahre 1967.

Die Lagerungsbedingungen für die Sammlung des Potsdam-Museums würden sich noch dieses Jahr deutlich verbessern, informiert der Museumsleiter, denn bereits im Juni sei Baubeginn für das neue Depot auf Hermannswerder, Aus dem Verkaufserlös der Hiller-Brandtschen Häuser in der Breiten Straße stünden 350 000 Euro für den Umbau der Baulichkeit des ehemaligen Landesgesundheitsamtes an der Tornowstraße zur Verfügung. Nach sechs Monaten werde der erste Bauabschnitt fertig sein, so dass eines der beiden Großdepots umziehen könne. Die Finanzierung des zweiten Abschnittes ist derzeit noch nicht sicher.

„Als Museum haben wir natürlich andere Bedingungen als der vorherige Nutzer“, sagt der Museumsfachmann. Das betreffe insbesondere die Raumhöhen, die Klimatisierung und die Lichtverhältnisse. Gemälde brauchten eine Temperatur von höchstes 18 Grad Celsius und über 50 Prozent relative Feuchte. Für schwere Großexponate wie die Schmiedeeisensammlung würden Rampen angebaut, die das Abladen schwerer Teile auch auf der Höhe des ersten Stockes ermöglichten. Um die Aufstellung sehr hoher Exponate zu ermöglichen, werde zudem die Kellerdecke entfernt.

Bauherr des Umbaus ist der Kommunale Immobilienservice (KIS). „Die Vorbesprechungen waren sehr konstruktiv“, berichtet Wittenberg. Als Architekten sei das Büro Ahting und Selke beauftragt, das schon bei der Herrichtung des Museumshauses in der Benkertstraße gute Dienste geleistet habe.

Gegenwärtig verfügt das Potsdam-Museum über zwei Großdepots. Trotz der nicht optimalen Lagerungsbedingungen sind die Bestände gut gesichert und werden regelmäßig überprüft. Teile der Textilsammlung wie der Gobelin aus dem Hochzeitszimmer müssten nach Bedarf gegen Mottenfraß behandelt werden. Nach der Zahl der in den Depots aufbewahrten Museumsstücke befragt, nennt Wittenberg die Zahl 150000. Dahinter verbergen sich viele Konvolute, das heißt ganze Sammlungsbündel. Nur Teile davon könnten nach und nach für die Öffentlichkeit aufbereitet und für Ausstellungen verwendet werden. Wittenberg verweist auf eine Ausstellung, die das Potsdam-Museum ab November im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zeigt. Es werde eine Schau zur Fototechnik und Fotografiegeschichte sein. Zum Teil unbekannte Werke von Hoffotografen und Fotografen der Gegenwart werden ausgestellt und ganz seltene Aufnahmen auf Silberplatten, so genannte Daguerreotypien.

Wunsch des Museums sei es, mit dem Umbau auf Hermannswerder bemerkenswerte Sammlungsstücke für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Schaudepot des Filmmuseums an der Pappelallee habe sich zum Beispiel für den Besuch durch Schulklassen sehr bewährt. Für eine ähnliche Einrichtung fehlen dem Potsdam-Museum jedoch die notwendigen Mittel.

Günter Schenke

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