zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Patienten in Turnhalle – „letzte aller Möglichkeiten“

Evakuierung aus Bergmann-Klinikum: St. Josefs-Krankenhaus weder informiert noch berücksichtigt

Evakuierung aus Bergmann-Klinikum: St. Josefs-Krankenhaus weder informiert noch berücksichtigt Die einstigen Fusionskandidaten Klinikum „Ernst von Bergmann“ und das St.Josefs-Krankenhaus erheben im Vorfeld der Bombenentschärfung am Sonnabend gegenseitig schwere Vorwürfe. Hintergrund: Ab dem heutigen Donnerstag, 8Uhr, schließt das Bergmann-Klinikum seine Rettungsstelle infolge der Evakuierung des Klinikums am Sonnabend. Als Ausweich-Rettungsstelle wurde bereits am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Rettungsstelle des St.Josefs-Krankenhaus angegeben. Wie Inga Meyer von der Geschäftsstelle des St.Josefs-Krankenhauses in Berlin gestern erklärte, sei ihre Einrichtung darüber „so gut wie gar nicht informiert worden“. Die Tatsache hätte sie aus der Presse erfahren. Erst gestern Mittag sei ein Fax von Klinikums-Geschäftsführer Lutz Bütow bei der Direktorin des St. Josefs-Krankenhauses, Adelheid Lanz, eingetroffen. Die Rettungsstelle auf den stärkeren Bedarf einzustellen, hätte mehr Zeit bedurft. „Gerade für das Wochenende hätte wir es eher wissen müssen“. Die Bombe im Klinik-Innenhof war am 29. Dezember 2004 gefunden worden. Als „schlecht organisiert“ bezeichnete St.Josefs-Direktorin Lanz, dass für 200 von der Evakuierung betroffene Patienten als Ausweichquartier die Turnhalle am Luftschiffhafen gewählt wurde. Adelheid Lanz: „Dass meine Patienten in eine Turnhalle gehen, ist die letzte aller Möglichkeiten“. Ihr Krankenhaus hätte Patienten aufnehmen können, wenn auch nicht alle. Aber es gebe in Brandenburg 30, in Berlin 40 Krankenhäuser, in die Patienten verlegt werden können. In der Turnhalle gebe es eine erhöhte Ansteckungsgefahr mit Viren. Sie verstehe den Oberbürgermeister nicht: „Warum ruft er die umliegenden Leistungsanbieter nicht an einen Tisch und fragt, wie sind eure Möglichkeiten?“ Ein Krisengespräch habe es nicht gegeben. Sie habe über „Busch-Funk“ erfahren, dass ab heute die Rettungsstelle der Klinikums schließt. In Potsdam befinden sich neben dem Bergmann-Klinikum und dem St. Josefs-Krankenhaus noch die Oberlinklinik und das Geriatriekrankenhaus. Michael Hücker, stellvertretender Bereichsleiter Klinik beim Oberlinverein, erklärte gestern: „An uns ist keiner herangetreten.“ Für Jörg Trinogga, Pressesprecher der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) ist es „merkwürdig“, dass „die Patienten bis zum Luftschiffhafen gekarrt werden“. Die Konkurrenzsituation mit dem St. Josefs-Krankenhaus sollte „in so einer Situation zurückgestellt werden“. Trinogga: „Offensichtlich tut man so, als gebe es nur ein Krankenhaus in der Stadt“. Lutz Bütow bestätigte, er sei gestern offiziell an das St.Josefs-Krankenhaus herangetreten: „Es geht in der Krise eben nicht schneller.“ Für die Rettungsstelle des St. Josefs-Krankenhauses würden Kinder- und Geburtsärzte zur Verfügung gestellt. Eine Überforderung sei deshalb nicht gegeben. Aus seiner Sicht sei es sinnvoller, die 200 Patienten für Stunden in der Turnhalle in der Behandlung ihrer Ärzte zu belassen, als sie in ein fremdes Krankenhaus zu geben. Fachlich und auch von der Kapazität her sei das St. Josefs-Krankenhaus nicht in der Lage, die 200 Patienten aufzunehmen. Bütow bezeichnet die öffentliche Kritik von Lanz als „unkollegiales Verhalten“. Potsdams Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck versicherte, bezüglich des Rettungswesen werde es „keinen Qualitätsverlust“ geben. Die Rettungswagen der Feuerwehr werden ab heute Morgen nicht nur das St. Josefs-Krankenhaus anfahren, sondern für den nördlichen Bereich auch das Krankenhaus „Havelhöhe“ (Berlin, Kladower Damm) und für Babelsberg das Behring-Krankenhaus in Berlin-Zehlendorf. Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false