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Landeshauptstadt: Prozess wegen versuchten Mordes

Erwachsene Angeklagte schweigen zum Vorwurf

Es gehört mittlerweile zum gewohnten Bild: Rund um das Nauener Tor sind an manchen Wochentagen Streifenwagen platziert. Polizeibeamte füllen das Vestibül des Landgerichts, stehen per Funk miteinander in Verbindung, um etwaige Ausschreitungen zwischen Zuschauern der rechten und linken Szene zu verhindern. Sie blieben – bis auf kleine Verbalattacken – bislang aus. Sämtliche Prozessbeobachter müssen sich durch die Sicherheitsschleuse am Eingang des Gebäudes drängeln, persönliche Gegenstände an der Pforte abgeben. Medienvertreter dürfen lediglich ihre notwendigsten Arbeitsutensilien in den viel zu kleinen Verhandlungssaal mitnehmen. Seit dem 20. Dezember vorigen Jahres verhandelt die Schwurgerichtskammer gegen sechs rechtsgerichtete Erwachsene wegen versuchten Mordes. Parallel dazu läuft vor der Jugendkammer des Landgerichts ein Prozess gegen fünf Heranwachsende wegen des selben Tatvorwurfs. Sie sollen in der Nacht zum 3. Juli 2005 in Höhe der Bäckerei Braune in der Friedrich-Ebert-Straße gezielt zwei junge Potsdamer, darunter einen Vertreter der Antifa-Szene, angegriffen und durch Schläge und Tritte lebensgefährlich verletzt haben.

Während die 18-jährige Sandra C. am vergangenen Montag vor der Jugendkammer gestand, aus „möglicherweise politischem Hintergrund“ eine leere Bierflasche auf dem Kopf eines Opfers zertrümmert, danach zweimal in dessen Gesicht geschlagen zu haben, hüllten sich die sechs erwachsenen Angeklagten im Alter zwischen 32 und 22 Jahren am gestrigen zweiten Verhandlungstag in Schweigen. Sie würden sich weder zu ihren persönlichen Lebensumständen noch zu den Tatvorwürfen äußern, ließen sie durch ihre Anwälte verlauten, obwohl Kammervorsitzender Dr. Frank Tiemann am ersten Prozesstag ausdrücklich auf die strafmildernde Wirkung eines Geständnisses hingewiesen hatte. Die unerwartete Schweigsamkeit der Angeklagten brachte den Terminplan des Gerichts durcheinander. So sollten der gestrige sowie der für den 17. Januar vorgesehene Verhandlungstag ausschließlich den Angaben der Tatverdächtigen zur Verfügung stehen. Volker Wiedersberg, Rechtsbeistand eines der als Nebenkläger auftretenden Opfer, regte an, die Aussagen der Angeklagten, die sie vor dem Ermittlungsrichter machten, zu verlesen. Entschieden wurde gestern darüber noch nicht. Die Kammer wies den zu Prozessbeginn von der Verteidigung gestellten Antrag auf Befangenheit des Vorsitzenden zurück. Als unbegründet verwarf sie außerdem deren Ansinnen, die Verhandlung in ein anderes Bundesland zu verlegen, weil die Angeklagten in Potsdam durch die vermeintliche Vorverurteilung durch die Medien keinen fairer Prozess erwarten würden. Die Verhandlung gegen die sechs erwachsenen Angeklagten wird am 31. Januar mit der Vernehmung der ersten Zeugen fortgesetzt. Die Jugendkammer tagt in dieser Sache bereits wieder am 18. Januar. Hoga

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