zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Senioren schlichten Streit

Ehrenamtliche Mediatoren helfen Schülern, Konflikte zu lösen – und haben so eine Aufgabe, die sie erfüllt

„In die Schule bin ich früher nie gerne gegangen.“ Christa Grollmitz lacht und zwinkert mit den Augen. Ihre Einstellung hat sie geändert: Jede Woche ist sie einen Tag lang als „Seniorpartner“ in der Karl-Foerster-Schule in Bornstedt. Die 67-Jährige wirkt aufgeschlossen, sie strahlt Wärme und Ruhe aus. Und das braucht sie für ihre Arbeit in der Grundschule. Christa Grollmitz ist Mediatorin, sie vermittelt, wenn Schüler sich raufen, beschimpfen oder streiten. „Ich bin kein Schiedsrichter, ich begleite die Kinder. Die Lösungen für ihre Probleme finden sie dann selbst“, beschreibt Christa Grollmitz ihre Arbeit. Dafür hat sie sich im letzten Jahr vom Verein „Seniorpartner in School“ zur Mediatorin ausbilden lassen – kostenfrei. Im Gegenzug hat sie sich verpflichtet, 18 Monate lang für den Verein tätig zu sein.

In zehn Tagen hat Christa Grollmitz im Rollenspiel mit anderen Senioren gelernt, Mediationsgespräche zu führen. In denen komme es zunächst darauf an, die Beteiligten ernst zu nehmen und sie ihre Standpunkte erklären zu lassen. Der Mediator ermutigt sie dann, über ihre Gefühle während des Streits zu sprechen. Nur daraus könne gegenseitiges Verständnis entstehen. Anschließend vereinbaren die Beteiligten dann selbst eine Lösung. Und so gingen beide Parteien als Gewinner aus dem Gespräch. Die Funktion des Mediators bestehe darin, eine Brücke zwischen den Zerstrittenen zu schlagen, erklärt Christa Grollmitz. Für sie sei das Seminar eine gute Vorbereitung auf die Arbeit in der Schule gewesen. Auch jetzt bestehe die Möglichkeit, sich mit den anderen über die Arbeit auszutauschen, denn es arbeiten immer zwei Senioren in einem Team zusammen. Zudem bietet der Verein so genannte Supervisionen an: In der Gruppe können die Mediatoren Erfahrungen austauschen und konkrete Fälle diskutieren.

An der Karl-Foerster-Schule arbeiten seit Beginn des Schuljahres zwei Senioren-Teams, so stehen an zwei Tagen in der Woche Ansprechpartner für die Schüler zur Verfügung. Die Schulleiterin, Maria Zinckernagel, schätzt das ehrenamtliche Engagement der Senioren als einen „wertvollen Beitrag zur Gewaltprävention“. Sie schicke oft streitende Kinder zu den Mediatoren, denn es bleibe manchmal einfach keine Zeit für eine individuelle Betreuung. Die Schulleiterin empfiehlt das Projekt auch anderen Schulen.

In Brandenburg hat der Verein „Seniorpartner in School“ das Mediatoren-Programm im vergangenen Jahr eingeführt, die acht ausgebildeten Senioren sind in Potsdam aktiv: vier an der Karl-Foerster- Schule und vier an der Goethe-Schule. Gegründet wurde der Verein 2001 in Berlin, dort arbeiten inzwischen 73 Mediatoren an 15 Schulen. Ulrike Cantner, Leiterin des Vereins in Brandenburg, erläutert die Idee des Projektes: „Wir wollen eine Brücke zwischen den Generationen bauen.“ Heutzutage würden junge Menschen nur selten ihre Großeltern erleben, denn die Generationen lebten oft getrennt voneinander. Dadurch ginge die Chance verloren, von der Lebenserfahrung der Älteren zu lernen. Und die ältere Generation brauche eine sinnvolle Tätigkeit in der dritten Lebensphase. Denn diese werde immer länger, und das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, stimme unzufrieden.

Aus diesem Grund hat sich auch Christa Grollmitz dem Verein angeschlossen. Sie habe eine Möglichkeit gesucht, sich „in die Gesellschaft einzubringen“. Der wöchentliche Termin gebe ihr das Gefühl „gebraucht und gefordert zu werden“. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir besondere Freude, denn ich habe mir immer eine große Familie gewünscht“, sagt Christa Grollmitz.

Im Frühjahr bietet „Seniorpartners in School“ in Potsdam einen Mediations-Kurs an. Interessierte können sich anmelden bei Ulrike Cantner, Tel.: (0331) 95 13 05 59.

Heidrun Olsen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false