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Im Bornstedter Feld in Potsdam sind Tyre Extinguishers unterwegs gewesen.

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Update

„Tyre Extinguishers“ in Potsdam unterwegs: Klimaaktivisten lassen in mehreren Stadtteilen Luft aus Autoreifen

Unbekannte haben in der Nacht zu Montag mehrere Fahrzeuge im Bornstedter Feld und in der Nauener Vorstadt lahmgelegt. Der Staatsschutz ermittelt.

| Update:

Klimaaktivisten der Gruppe „Tyre Extinguishers“ haben zum wiederholten Male in Potsdam Luft aus Autoreifen gelassen. Die Täter schlugen in der Nacht zu Montag im Bornstedter Feld und der Nauener Vorstadt zu. Wie die Polizei mitteilte, war eine zweistellige Zahl an Fahrzeugen betroffen. Zur Höhe der möglicherweise entstandenen Schäden sei derzeit noch nichts bekannt, teilte die Polizeidirektion West mit. Mehrere Betroffene hatten am frühen Montagmorgen die Polizei verständigt.

An den Autos hinterließen die Aktivisten Bekennerschreiben. In den Schreiben wird der hohe Spritverbrauch der Autos angeprangert. „Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto. Wir haben dies getan, weil das Herumfahren in städtischen Gebieten mit einem riesigen Fahrzeug enorme Folgen für andere hat“, heißt es unter anderem in den Flyern. Die Polizei sicherte die Schreiben.

Weil hinter der Aktion ein politischer Hintergrund vermutet wird, nahm der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen auf. Seit dem vergangenen Jahr lassen Anhänger der international agierenden Gruppe auch in Potsdam Luft aus Autoreifen. Hunderte Fahrzeuge wurden bereits vorübergehend lahmgelegt. In diesem Jahr waren die Aktivisten unter anderem in den Ortsteilen Eiche und Golm sowie im Stadtteil Am Stern unterwegs. Die Ermittler prüfen, ob zwischen den Fällen ein Zusammenhang besteht.

Die „Tyre Extinguishers“-Gruppe hat ihren Ursprung in Großbritannien. Dort war sie nach eigenen Angaben erstmals im März 2022 aktiv. Die Aktivisten geben an, im Namen des Klimas, der Gesundheit und der öffentlichen Sicherheit zu handeln. Daher haben sie eigenen Angaben zufolge vor allem große Autos wie SUVs und Geländewagen im Visier. Auf ihrer Homepage weist die Bewegung darauf hin, dass sie auch Elektroautos und Hybrid-Fahrzeuge für angemessene Ziele hält, da diese Fahrzeuge ebenfalls umweltschädlich seien. Unter den betroffenen Autos im Bornstedter Feld war mindestens ein Tesla.

Sicherheitspersonal im Ortsteil Golm wird nicht verstärkt

Unterdessen lehnt die Stadtverwaltung die Umsetzung eines einstimmig vom Ortsbeirat Golm beschlossenen Antrags für mehr Sicherheitspersonal in dem Ortsteil ab. Darin hatte das Gremium gefordert, „im Zuge der jüngsten Attacken auf Autos in Golm“ verstärkt städtische Ordnungskräfte in Zusammenarbeit mit der Polizei Golm einzusetzen, gerade nachts. „Außerdem erwartet der Ortsbeirat ein klares Bekenntnis des Oberbürgermeisters gegen diese Taten, die auf das Eigentum der Golmer und deren Mobilität gerichtet sind.“ Initiiert hatte den Antrag die CDU-Politikerin Saskia Ludwig.

Das Ordnungsamt teilte dazu nun mit, bundesweit habe es bis November 2023 schon 1800 Fälle des Luftablassens von Autoreifen gegeben. Das könne strafrechtlich eine Sachbeschädigung, einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr oder eine Nötigung darstellen. Zuständig für die Verfolgung von Straftaten sei die Polizei, die auch mehr Befugnisse besitze. Die kommunale Ordnungsbehörde habe hingegen die Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren. Dafür seien die Mitarbeiter täglich bis 22 Uhr und auch am Wochenende im gesamten Stadtgebiet tätig, und damit auch in Golm. „Die aktuelle Sicherheitslage wird im Rahmen der Streifentätigkeit berücksichtigt.“

Eine generelle Schwerpunktverlagerung von Einsatzkräften des Amtes sei aber in diesem Fall „aus personellen Gründen nicht im wünschenswerten Umfang möglich“, weil dieses Personal von anderen Tätigkeiten abgezogen werden müsste. Ferner seien „vergleichbare Angriffe auf Kraftfahrzeuge auch in anderen Ortsteilen zu beklagen“, so das Amt.

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