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Landeshauptstadt: Zwangsverwaltung für Landhotel Potsdam

Andreas Schesing errichtete ein Hotel in Golm – nun rettete er mit Mühe seine Privatwohnung

Andreas Schesing errichtete ein Hotel in Golm – nun rettete er mit Mühe seine Privatwohnung Das jahrelange Tauziehen um das Landhotel Potsdam im Ortsteil Golm nähert sich dem Ende. Andreas Schesing hat den Kampf um den ansehnlichen Neubau aufgegeben und im Dezember Insolvenz angemeldet. Er hofft, dadurch ohne Schuldenberg aus der Sache herauszukommen. Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Sebastian Laboga vom Berliner Büro der Sozietät Kübler wollte sich dazu gegenüber PNN nicht näher äußern. Andreas Schesing hatte nach der Wende mit seiner damaligen Frau das in der DDR-Zeit als Soldatenlokal bekannte „Thomas Müntzer" übernommen. Er wollte es umbauen und modernisieren. Doch obwohl die Treuhand das Grundstück als unbelastet von Eigentumsansprüchen freigeben hatte, meldete sich dann doch ein Alteigentümer. Daraufhin wurde ein Baustopp verhängt. Für den früheren Heizungsinstallateur begann ein schwieriger Hürdenlauf. Bis 1994 dauerten die Verhandlungen, ehe er das Grundstück kaufen konnte. Inzwischen waren die Gebäude weiter verfallen. Daraufhin trat Andreas Schesing die Flucht nach vorn an: Er gründete die Schesing GBR, legte das Konzept für einen Hotelneubau vor und riss das alte Gemäuer fast gänzlich ab. Schesings Kreditgeber wurde die Berliner Industriebank. Hartnäckig musste er um EU-Fördermittel kämpfen. Als 1996 endlich gut eine Million Mark bewilligt wurden und die Baugenehmigung vorlag, begann der Bau. Inzwischen war die Berliner Industriebank als Weberbank privatisiert worden. Die sperrte Schesing zunächst die Kredite, stimmte dann aber einem Weiterbau doch zu. 1998 der nächste Stopp: Die Mittel seien erschöpft. Schesing bestellte einen Wirtschaftsprüfer, der dies im Ergebnis seiner Prüfung widerlegte. Die Weberbank drängte Schesing nun zum Verkauf, und der ging darauf ein, denn er hatte „von den Problemen und Querelen die Nase voll". Doch der Verkauf scheiterte an einem Detail. Schesing blieb Eigentümer des Hotels. An ihn hielten sich nun Weberbank und auch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Die ILB verlangte Fördergelder mit der Begründung zurück, der Bau sei vor deren Bewilligung begonnen worden. Im Frühjahr 2000 unternahmen die Weberbank und die Schesing GBR einen erneuten Anlauf, das fast fertige Gebäude zu vollenden. Und er gelang. Nach Andreas Schesings Angaben wurde ihm ein Vergleich in Aussicht gestellt, mit dem er „plus minus null" aus dem Geschäft herausgekommen wäre. Die Bank wollte das Hotel in ihr Eigentum übernehmen und es dann weiter veräußern. Die offenen Rechnungen sollten spätestens aus dem Erlös beglichen werden. Aber auch dieser Vergleich scheiterte. Die Bank setzte für das Landhotel, dessen Zwangsverwaltung sie übernommen hatte, eine Pächterin ein. Diese habe einen sehr günstigen Vertrag und eine Starthilfe in sechsstelliger Höhe erhalten, erklärt Schesing. Außerdem seien ihr bauliche Veränderungen zugestanden worden. Dies alles gehe finanziell zu seinen Lasten und vergrößere die Forderungen der Bank. Detaillierte Abrechnungen erhalte er nicht. Schesing sieht im Vorgehen der Bank zahlreiche Rechtsverstöße und hofft, dass diese im Insolvenzverfahren nachgewiesen werden. Die Weberbank bedauerte gegenüber den PNN, „zu Einzeltatbeständen keine Stellung nehmen zu können“. Sie wolle aber deutlich machen, „dass unser Haus gerade auch im Bereich der Forderungsabwicklung immer versucht, unter Berücksichtigung der Schuldnerinteressen eine betriebswirtschaftlich günstige Lösung zu finden". Die Weberbank legte die Hand auch auf das kleine Wohnhaus, das Schesing in den 80er Jahren gebaut und nach seiner Scheidung seinem Sohn übertragen hatte. Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung wurden angeordnet. Andreas Schesing konnte jedoch, wenn auch für einen hohen Preis, seine Bleibe retten. Das Haus wurde durch seine Mutter ersteigert. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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