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Kultur: Aggressions-Granate mit Shakespeare im Namen

Caliban spielen morgen im Waschhaus beim sechsten „Fight Fire With Fire“-Festival

Caliban spielen morgen im Waschhaus beim sechsten „Fight Fire With Fire“-Festival „Wir klingen wie eine Mischung aus Geschrei und melodischem Gesang, dazu kommen noch brachiale Stromgitarren und Drums“, sagt Patrick Grün, Schlagzeuger bei Caliban. Die Band spielt morgen Abend ab 21 Uhr zusammen mit Soulsgate“s Dawn und Shortage im Waschhaus in der Schiffbauergasse 1. Es wird das sechste „Fight Fire with Fire“-Festival seit seiner Premiere im Januar 2002 sein. Der Abend soll den Zuschauern vor allem einen Sound in die Ohren blasen: Metalcore, der zur Zeit wohl angesagteste Stil extremer Musik. Caliban gehören dabei zu den Vorreitertruppen aus deutschen Landen. Seit 1997 spielen sie ihre Musik. „Im Grund sind wir eine Hardcore-Band, die schon immer Metal gehört hat“, sagt Grün. Der dabei entstehende Sound gleicht einem lauten, explosiven Gemisch aus brutalem Death-Metal und einer hysterischen Kreischstimme. Als Kontrast dazu nutzen die Musiker hochmelodische Gitarrenparts und klare Gesangspassagen. Im Endeffekt funktionieren Caliban so als hochmelodische Aggressions-Granate. Freilich steht die Ruhrpott-Band mit dieser Art von harter Musik nicht allein. Ihre Stilrichtung Metalcore entwickelte sich ab Mitte der Neunziger aus der Hardcore-Szene heraus und steht anderen extremen Metal-Stilen musikalisch recht nahe, besonders schwedische und amerikanische Bands gelten als Inspiratoren. „Zwar kommt mit wachsendem Erfolg mehr Abstand zu musikalischen Vorbildern, aber meine Götter sind immer noch Slayer“, gesteht Drummer Grün. In solchen Momenten wirkt der 29–Jährige bodenständig, der Jubel um Caliban und andere Metalcore-Bands wie Heaven Shall Burn oder Unearth scheint ihm nicht ganz geheuer. Das Caliban-Video zu „The beloved and the hatred“ vom aktuellen Album „The opposite from within“ läuft beim Musiksender Viva, zudem steht die Band seit vergangenem Juni bei dem großen Szene-Label Roadrunner Records unter Vertrag. Im vergangenen Herbst durften sich die fünf Musiker auch einen Traum erfüllen und tourten mit Machine-Head durch Europa. „Ein Jahr vorher stand ich noch als Besucher bei ihren Konzerten“, staunt Patrick Grün noch immer darüber, mit den amerikanischen Metalcore-Urgesteinen mehrere Wochen lang auf denselben Bühnen gestanden zu haben. Der Großteil der Metalcore-Bands kommt sowieso aus den Staaten, dort findet seit einem Jahr ein regelrechter Hype rund um die „neue“ harte Musik statt, frische Bands schießen wie Pilze aus dem Boden. „Die Spreu wird sich vom Weizen trennen, doch die wirklich guten Gruppen werden bestehen bleiben“, schätzt der Caliban-Schlagzeuger ein. Sie selbst sehen sich natürlich als eine von den Bands, die noch lange bestehen bleiben, auch weil sie sich bewusst in keine Schubladen pressen lassen wollen. Das soll schon der Name verdeutlichen: Caliban ist in Shakespeares Komödie „Der Sturm“ ein missgestalteter dämonischer Hexensprößling. Demnächst wollen sie neue Songs schreiben, um ihren Erfolg fortzusetzen. Sie müssen es sogar tun. Denn ein Leben ohne Musik kann sich Patrick Grün nicht vorstellen: „Scheiße! Ich wäre wahrscheinlich als Großhandelskaufmann in irgendeiner Firma verschimmelt. Danke, dass es nicht soweit gekommen ist.“ Am Freitag nun der Auftritt in Potsdam. Wie bei der ersten Ausgabe des „Fight Fire with Fire“-Festivals spielen Caliban als Hauptband. „Es ist natürlich schön, dass sich die Szene so sehr vergrößert hat“, sagt Waschhaus-Mitarbeiter Moritz Hartmann, der das Festival ins Leben gerufen hat und selbst jahrelang in der Hardcore-Szene aktiv war. Er rechnet mit vollem Haus. Für Drummer Patrick ist es gleichwohl der erste Gig in Potsdam, er ist erst seit zwei Jahren bei Caliban aktiv. „Meine Bandkollegen haben erzählt, dass das Publikum hier ziemlich wild war“, sagt Grün. Er verspricht mindestens eine Stunde Spielzeit. „Es wird ein Rundumschlag für unsere alten und neuen Fans.“ Henri Kramer

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