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Kultur: Alte Pfade und neue Wege

Die Kunstschule hat wieder bewährte und frische Ideen / Gespräch mit Thea Moritz

Die Kunstschule hat wieder bewährte und frische Ideen / Gespräch mit Thea Moritz Von Götz J. Pfeiffer Auf ein erfolgreiches Jahr 2003 blickt die Kunstschule Potsdam zurück. Gerade sind die Statistiken ausgewertet. Gut 10000 Teilnehmer konnten in Kursen, Projekten und Veranstaltungen gezählt werden. Sechs Ausstellungen fanden im eigenen Haus statt, dem Kulturhaus Babelsberg. Zehn Schauen mit Arbeiten aus den Kursen veranstaltete man an externen Orten. So schmückten im vergangenen Herbst etwas andere Politikerporträts den Gang des Oberbürgermeister im Stadthaus. Ein Kinder- und zwei Schulkurse der Kunstschule hatten nach dem pfiffigen Konzept Politiker gemalt. „Wir sehen das auch als politische Bildung“, erläutert Thea Moritz das Projekt, das bis 2007 fortgesetzt wird. Gerade solche Ideen zeichnen die Kunstschule aus. Mit ihnen präsentiert sie sich in der Stadt, konnte sie Unterstützer gewinnen und an sich binden. So wurde das letztjährig schon zum zweiten Mal durchgeführte Sommerkunstprojekt von „Kulturland Brandenburg“ gefördert. Zu den Sponsoren des Kunstseminars von dänischen und Potsdamer Teilnehmern mit Jugendlichen des Jugendheims Siethen gehörten im letzten Jahr neben dem Land Brandenburg auch die Sparkassen, die F.C. Flick-Stiftung und die Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“. Und 2004 wird der einwöchige Kunstkurs im Schlosspark von Siethen unweit Ludwigsfelde wieder von „Kulturland Brandenburg“ unterstützt, als eines der wenigen Kunstschulprojekte, wie Geschäftsführerin Moritz mit Recht zufrieden vorausschaut. Um neben punktueller Zuwendung auch ständig der Arbeit in der Kunstschule weiterzuhelfen, soll im Februar ein Förderverein gegründet werden. Wenig abergläubisch hat man sich dafür ausgerechnet Freitag, den 13. ausgesucht. „Es muss eigentlich gut gehen“, gibt sich Thea Moritz auch von diesem für die Kunstschule neuen Konzept überzeugt, dass Privatpersonen, prominente Babelsberger und Potsdamer, auch Politiker an die Institution binden soll. Nicht nur an Geld- und Sachspenden habe man gedacht, ebenso wichtig sei Lobbyarbeit für die Einrichtung, die in diesem Jahr ein eigentümliches Jubiläum begeht. Es mag auch hier ein gutes Omen sein, dass es das 13. ist. Diesmal wird Anfang September mit einem großen Fest im Rathaus Babelsberg und einer Ausstellung aktueller Arbeiten gewiss gefeiert. Zum zehnten Jubiläum 2001 hatte man das Fest und die bereits gehängte Ausstellung nach den Ereignissen des 11. Septembers in den USA betrübt absagen müssen. Gerade Ausstellungen prägen auch 2004 wieder das Bild der Kunstschule. In den Kursen, die zwei fest angestellte und zehn freie Mitarbeiter organisieren und durchführen, wird dafür weiterhin in kleinen Gruppen von bis zu zehn Teilnehmern gearbeitet. „Mehr wollen wir nicht, auch wenn mehr Kursgebühren locken“, verteidigt die Geschäftsführerin lange verfolgte Prinzipien. So werden auch 2004 alle Kurse der Kunstschule zu den sechs internen Ausstellungen und zwölf externen Veranstaltungen Arbeiten beisteuern oder als Teilnehmer mitmachen. Die Farbe Rot wird ab Mitte Februar in unterschiedlichen Schattierungen in der ersten Schau gezeigt. Aktuelle Tagespolitik will ab Mitte Juni die Ausstellung mit dem beziehungsreichen Titel „Tages - Spiegel“ in künstlerischer Gestalt vor Augen führen. Und nach einer frechen und bunten Schau zum Thema „Kriminaltango“ soll zum Jahresabschluss Besinnliches bei den „Lichten Gedichten“ zu sehen sein. Dazu kommen sechs Ausstellungen aus den Kinder- und Jugendkursen in der Bibliothek des GeoForschungsZentrums. Wieder wird auch eine Kursleiterin ausstellen. Nach Monika Olias, Gründerin der Kunstschule, im letzten Jahr wird diesjährig Birgit Krenkel aus Marquardt ab Februar grafische Arbeiten zeigen. Eine andere Kooperation führt die Kunstschule am 3. Juni zur Malaktion im Park Babelsberg mit der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher mbH (GFB) zusammen. Die GFB, die auch das Jugendheim Siethen betreut, feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Eine weitere Kunstschulen-Ausstellung wird es im April in der Stadt- und Landesbibliothek geben. Und für eine Woche im Oktober findet wieder ein Schüleraustausch mit der Designskolen im dänischen Nyköbing statt, ein seit fünf Jahren gepflegter und wechselseitig geschätzter Kontakt. Auch die Bewerbung Potsdams zur Kulturhauptstadt 2010 findet in der Kunstschule ihren Widerhall. Zunächst arbeiten Schulklassen in Kursen für das bis Ende April verlängerte Kunstprojekt zur Bewerbung. Eine Ausstellung der Arbeiten im Stadthaus soll folgen. Auch halte man sich für weitere Gespräche und Aktionen gerne bereit, habe aber Forderungen an die Politik. „Die freie Kulturszene der Stadt darf nicht kaputt gespart werden“, führt Thea Moritz ein allerorten zu hörendes Wort warnend im Munde: „Und 2010 sind wir dann nicht mehr da?“ Gerade was die Geldmittel angeht, blicke man in derKunstschule „durchaus mit Sorge in die Zukunft“. „Noch schauen wir positiv voran, haben immer neue Ideen und suchen auch für die Finanzierung nach neuen Wegen.“ Mit Blick über die aktuell gezeigte „Geflügelschau“ und nach 2004 sagt sich die Kunstschule selbst bewusst: Wir lassen die Flügel nicht hängen.

Götz J. Pfeiffer

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