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Potsdam-Mittelmark: Im Wettbewerb um den Nachwuchs

In Caputh, Neuseddin und am Gymnasium Beelitz wird es keine 7. Klassen geben

In Caputh, Neuseddin und am Gymnasium Beelitz wird es keine 7. Klassen geben Von Henry Klix Potsdam-Mittelmark. In Beelitz wurde vorgemacht, wie es geht: Der Februarausgabe der Beelitzer Nachrichten war ein Werbe-Flyer der Solar-Gesamtschule beigelegt. Die Botschaft: Wenn wir für das kommende Schuljahr zwei siebente Klassen zusammen bekommen, verlosen wir ein nagelneues Mountainbike an einen der neuen Schüler. Der ungewöhnliche Versuch hat geklappt. Auch über Solarschul-T-Shirts können sich die neuen Eleven freuen. 37 Anmeldungen hatte die Schule, der Schulentwicklungsplan sah lediglich 10 voraus. Mit den Zweitwünschen aus Caputh, Neuseddin und dem Beelitzer Sally-Bein-Gymnasium kommt die Solarschule nun sogar auf etwa 46 Schüler. Das reicht für zwei Züge, wie Schulrat Dietmar Fisch bestätigt. In einer Konferenz mit seinen Kollegen im staatlichen Schulamt in Brandenburg (Havel) sind die Würfel in dieser Woche gefallen. Die Zitterpartie in den Schulen der Region Werder-Havelland hat dabei nicht immer ein so erfreuliches Ende gefunden. In der Gesamtschule Neuseddin und in der Realschule Caputh können aufgrund der geringen Anmeldezahlen (9 und 14) keine siebenten Klassen eröffnet werden. Dabei gehörte gerade die Caputher Realschule zu den Rennern in der Region, noch im vorigen Jahr konnten nicht mal alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Des einen Leid, des anderen Freud: Einige der Realschulanwärter finden nun auch in Wilhelmshorst Aufnahme, wo gemeinsam mit den 48 Erstwünschen zwei Züge möglich werden. Keine siebenten Klassen – das Schicksal steht auch dem Gymnasium Beelitz (33 Anmeldungen) bevor, wie Fisch gegenüber den PNN erklärt. Unterdessen wird das Gymnasium Michendorf aller Voraussicht nach vier statt der anvisierten drei Züge bekommen. Die Kapazitäten seien vorhanden. Zu den 72 Erstwünschen kamen jetzt noch 24 Zweitwünsche aus Beelitz hinzu. Das Angebot für die Schnellläuferklasse (6+6) fand allerdings keinen Anklang. Anders in Werder: Unter den drei Zügen mit je etwa 23 Schülern wird auch eine Leistungsprofilklasse (4+8) sein. Auch in der Werderaner Realschule hat es für drei Züge mit je 25 Schülern gereicht – auch, weil die Schließung der Glindower Realschule in unmittelbarer Nachbarschaft schon länger besiegelt ist. Der Kampf um die Schüler wird sich in den nächsten Jahren wohl noch verschärfen. Denn laut Fisch steht bereits fest, dass mindestens eine der Sek-I-Schulen in der Region geschlossen werden muss. Auch für eines der Gymnasien werde es womöglich schwierig. Im übernächsten Schuljahr werde sich entscheiden, wer über die Klinge springt. Das Beispiel Beelitz zeigt, was Fisch zu der Aussage treibt: Im vorigen Jahr gab es noch 150 Absolventen von sechsten Klassen, in diesem Jahr 80. Im nächsten Jahr ist mit 60 Anmeldungen der Tiefpunkt erreicht. Doch anders als in der Region Teltow (siehe Seite 14) sieht Fisch für die Havelland-Region wenig Aussichten, wieder an die alten Zahlen heranzukommen. Zwar gibt es eine leichte Erholung. Aber die demographische Kurve wird in der Schullandschaft ihre Spuren hinterlassen. Beim Wettbewerb um den Nachwuchs liegen die Karten für die Caputher Realschule besonders ungünstig: Im Schulgesetz wird die Gesamtschule als Angebot der Grundversorgung bevorzugt behandelt, wie Fisch erläutert. Das Anwahlverhalten kann das Verhältnis aber noch zugunsten der Realschule verschieben, unterstreicht der Schulrat. Zwar wird es am 5. Mai noch eine Ausgleichkonferenz mit den weiterführenden Schulen geben. Hier soll es aber nur noch um Schüler gehen, die weder mit ihrem Erstwunsch noch mit ihrem Zweitwunsch Erfolg hatten. Laut Fisch wird sich im Landkreis dabei nicht mehr viel bewegen. Da alle Schulen unternachgefragt sind, gebe es solche Fälle praktisch nicht. „Die Ausgleichkonferenz ist eher für Potsdam ein Thema.“ Im Stillen wird dennoch weiter verhandelt. Heute wird sich der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) im Schulamt einfinden. Dann wird sich zeigen, ob sich die originelle Werbeaktion der Solarschule auch langfristig auszahlen kann. Wunder sind möglich, wie das Beispiel zeigt. Vielleicht ja auch für das Beelitzer Gymnasium. Die Werbepause dauert bis März 2005.

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