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Aus dem GERICHTSSAAL: Krachmacher Inselparadies?

Anwohner klagte gegen Lärmbelästigung und verlor in erster Instanz

Werder · Petzow – Georg J. aus Petzow fühlt sich seit dem Jahr 2003 durch den Lärm, der vom Inselparadies in seine eigenen vier Wände dringt, belästigt. „Mich stören nicht die Kinder, die im Ferienlager ihren Spaß haben“, betont der Anwohner des Glindowsees. Was ihn allmählich zur Weißglut treibe, sei die Riesenbeschallung bei Disko-Veranstaltungen, das lautstarke Üben der Tambourvereine und Fanfarenzüge. Das alles ließe sich zur Not noch aushalten, würde sich das Inselparadies an die ihm von der Stadtverwaltung ausgestellte Ausnahmegenehmigung der „Lärmzeiten“ halten. Doch davon könne keine Rede sein. „Besonders heftig war es am Himmelfahrtstag“, erinnert sich Georg J., der jetzt beim Amtsgericht den Erlass einer einstweiligen Verfügung „auf künftige Unterlassung“ stellte.

Es bestehe die Gefahr, dass die Betreiber des Inselparadieses auch solche mit Ausnahmeregelung genehmigten Veranstaltungen wie das Schulfest des Ernst-Haeckel-Gymnasiums am 4. Juli und die Musical-Veranstaltungen auf der Freilichtbühne am 23. und 24. Juli über Gebühr lautstark durchführen könnten, befürchtet Rechtsanwalt Manfred Linthe, der Georg J. in diesem Rechtsstreit vertritt.

Schon Anfang April 2004 hatte der Petzower bei der Stadt Werder Beschwerde über die Geräuschbelästigung geführt. Nach einer Lärmpegelmessung wurde ihm mitgeteilt, das Terrain des Inselparadieses sei als Übungsgelände für Fanfarenzüge ungeeignet. Veranstaltungen dieser Art dürften künftig nicht mehr stattfinden.

Für den Geschäftsführer des Petzower Inselparadieses, Gunther Schinke, ist dies ein „an den Haaren herbeigezogener Streit“. „Es gibt uns seit 50 Jahren. Und genauso lange gehören Probenlager für Spielmannszüge zu unserer Tradition“, stellt er klar. „Wir halten uns an die gestatteten Zeiten und versuchen, an den Wochenenden nicht unnötig Lärm zu machen.“ Doch solche Events wie das Europacamp der PDS am 26. Mai mit knapp 200 Teilnehmern oder das Treffen der Samba Kids, afrikanische Kinder mit ihren Trommeln, würden nun einmal nicht geräuschlos über die Bühne gehen. „Herr J. ist übrigens der einzige, der sich permanent beschwert und die Polizei ruft. Die war auch neulich da, ist aber bald wieder gegangen, als sie feststellte, dass sich alles im Rahmen des Erlaubten bewegt“, so Schinke.

„Mein Mandant nimmt nur seine Rechte wahr“, hält Manfred Linthe dagegen. „Die Stadt Werder erlässt eine Ausnahmegenehmigung, deren Einhaltung sie dann allerdings nicht kontrolliert.“ Dann schlägt er vor, das stadteigene Geräuschpegelmessgerät bei einer der nächsten Inselparadies-Veranstaltungen einmal im Garten des Georg J. zu installieren. „Die Lautstärke potenziert sich nämlich über das Wasser enorm.“

Das Amtsgericht wies den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestern ab. Aus Sicht des Vorsitzenden war nicht „hinreichend konkret“ begründet, wann welche Veranstaltungen Anlass zum Ärger boten. Georg J. kündigte an, dagegen in Berufung zu gehen. Hoga

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