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Sport: Bayern boxt sich vor

Die Münchner haben nach dem 2:0 gegen Tabellenführer Schalke nur noch sechs Punkte Rückstand

Sören Larsen stand nach dem Spiel im Kabinengang und berichtete von einer Begebenheit, die sich im letzten Spieldrittel im Strafraum zugetragen hatte: „Da steh’ ich“, führte Schalkes Offensivspieler aus und kicherte dabei, „und dann kommt da diese Hand. Ich denke: Was macht der Typ? Bleib’ ruhig, Mann!“ Larsen meinte Bayerns Torwart Oliver Kahn, der ihn mit dem rechten Arm umgestoßen hatte und dafür nur die Gelbe Karte bekommen hatte. Als Kahn vorbei ging, während Larsen erzählte, nahm der wie ein Boxer schützend die Hände vors Gesicht, wodurch es ihm gelang, Kahn ein kurzes Schmunzeln abzuringen. Larsen schlug ihm auf die Schulter – und damit hätte es gut sein können.

Denn die Bayern hatten sehr verdient 2:0 gegen Tabellenführer Schalke 04 gewonnen. Die Münchner Verteidiger Lucio und Daniel van Buyten standen hinten gut, Mark van Bommel lenkte das Spiel der Gastgeber wie ein heimlicher Kapitän, verteilte Bälle, war immer anspielbar und dirigierte seine Mitspieler. Andreas Ottl holte sich 90 Minuten lang Spielpraxis für die Begegnung am Dienstag in Mailand, wo er wohl für den gesperrten van Bommel spielen wird, und fügte sich gut ein. Es gab keinen Schalker, der den Münchnern nach dem Spiel absprach, überlegen gewesen zu sein.

Schalkes beste Chance, von einigen unter dem Strich harmlosen Kleinigkeiten abgesehen, war ein Direktschuss von Zlatan Bajramovic in der 58. Minute. Sowohl Kevin Kuranyi als auch Fabian Ernst sprachen davon, die Anfangsphase oder die erste halbe Stunde „völlig verschlafen“ zu haben. „Im Allgemeinen haben wir einfach das Herz vermissen lassen“, sagte Ernst. Schalke musste auch noch den Ausfall von Peter Lövenkrands verkraften, der sich bei seinem Comeback eine Bänderriss zugezogen hat. Sollte er operiert werden, fällt er bis zum Saisonende aus. Doch noch mehr ärgerte sich Trainer Mirko Slomka über die von Larsen geschilderte Szene. „Es gab die eine oder andere Entscheidung des Schiedsrichters, die uns nicht viel Freude bereitet hat“, sagte er. Bayerns Präsident Franz Beckenbauer räumte ein: „Wäre Kahn in dieser Situation vom Platz geflogen, hätte er sich nicht beschweren dürfen. Das war wie Maske gegen Hill.“

So rückte die Szene in den Mittelpunkt des Spiels zwischen Viertem und Erstem, was auch daran lag, dass das Ergebnis am Status quo wenig geändert hatte. Bayern bleibt Vierter, Schalke bleibt Erster, Bremen Zweiter, Stuttgart Dritter. „Das Tragische ist, dass Stuttgart gewonnen hat“, sagte Manager Uli Hoeneß. Tragisch für ihn, weil seine Mannschaft nach Bremen und Real Madrid erneut eine Spitzenmannschaft beherrscht hatte – und trotzdem nicht wirklich vorankommt.

Gegen starke Gegner hatten es die Bayern zuletzt immer eilig gehabt, in Führung zu gehen. Auch gegen Schalke führten sie früh, bestimmten danach das Spiel – doch diesmal führte die Dominanz dazu, dass es am Ende nicht doch noch eng wurde. Schon nach drei Minuten stand es 1:0 für Bayern, nach van Bommels Zuspiel schoss Roy Makaay sein 100. Tor für die Münchner. Danach sah es vorübergehend so aus, als könnten die Münchner wie gegen Bremen über die mangelnde Chancenauswertung stolpern. Lukas Podolski spielte in der Lücke zwischen Sturm und der nicht besetzten Spielmacherposition. Makaay nutzte den Raum und hätte noch vier oder fünf weitere Tore erzielen können. Dass er es nicht tat, lag an Schalkes Torwart Manuel Neuer, der mehrfach glänzend parierte.

Doch die Münchner stolperten nicht: In der 78. Minute knallte Hasan Salihamidzic den Ball aus kurzer Distanz zum 2:0 in den Torwinkel. „Wissen Sie, was das Schönste ist?“, fragte van Bommel und antwortete: „Wir sind Vierter, haben zwei, vier und sechs Punkte Rückstand. Aber jeder rechnet noch mit uns.“

Klaus Raab[München]

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