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Sport: Ein leiser Verdacht

Der Fall Frings nährt die Zweifel an Werder Bremens medizinischer Abteilung

Die Hoffnung, auf die sich Torsten Frings bald stützen wird, ist schwarz- gelb. So sehen nämlich die Krücken aus, die der 31-Jährige bis heute nicht weggeworfen hat: Überbleibsel aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund – und Glücksbringer, die der Nationalspieler immer dann benutzt, wenn er mal wieder verletzt ist. Die überwunden geglaubte Leidenszeit des Antreibers von Werder Bremen wird sich um mindestens sechs Wochen verlängern, nachdem ein Innenbandriss im gerade geheilten rechten Knie diagnostiziert wurde. „Ich bin angekotzt“, sagt Frings.

Der Mittelfeldantreiber fühlt sich vom Pech verfolgt, er steht vor einem Rätsel. Im Trainingslager in Belek war er voll belastbar, er hatte beim Wintercup in Düsseldorf wieder mitgekickt. Am Montag hatte er bei einem harmlosen Pass heftige Schmerzen verspürt, am Dienstag stellte sich die vermutete Reizung als schwerwiegende Schädigung heraus. „Es ist einfach nicht meine Saison“, sagt Frings, der schon in Dortmund einen Kreuzbandschaden davontrug und dessen bereits in der Saisonvorbereitung am Innenband malträtiertes Knie nach einem verunglückten Comeback im November vergangenen Jahres gleich ganz eingegipst wurde. Es hat nur alles nicht geholfen.

Der erneute Rückschlag des um die EM-Teilnahme bangenden Nationalspielers nährt auch die Vermutung, dass die medizinische Abteilung der Werder Bremen GmbH & Co KGaA mit dem allgemeinen Fortschritt nicht mitgehalten hat. Die Frage ist, warum ein wochenlang eingegipstes Knie abermals die Belastungen nicht ertragen hat. Die Kardinalfrage aber lautet: Ist speziell Doktor Götz Dimanski überfordert? Dimanski übernahm 1999 vom zwei Wochen zuvor verstorbenen langjährigen Mannschaftsarzt Karl Meschede die medizinische Leitung. Seitdem lassen sich viele Profis gar nicht mehr von Werders medizinischem Personal behandeln, sondern suchen Ärzte ihres Vertrauens auf. Ein Umstand, der auch bei anderen Vereinen so praktiziert wird. Die Kritik an Doktor Dimanski sei völlig unberechtigt, entgegnet Bremens Vereinsboss Jürgen L. Born, bei Werder herrsche freie Arztwahl. Das Problem seien eher frustrierte Spieler, die manchmal vielleicht zu schnell wieder spielen wollen. Und speziell Frings habe alle Freiheiten gehabt. So ist Werders Wortführer einer von jenen, die sich regelmäßig vom ein- und ausgehenden Bioenergetiker Kurt Schweinberger behandeln lassen.

Doch längst kursiert eine öffentliche Debatte um die Werder-Ärzte, nachdem erst Arno E. Lison, der behandelnde Spezialist von Ivan Klasnic, die Behandlung des nierenkranken Profis anprangerte, kurz darauf der dauerverletzte Pierre Womé moserte, man habe hier ein großes Problem mit den Ärzten, besonders mit Doktor Dimanski, da könne man jeden Spieler fragen. Sind fehlbare Ärzte und falsche Diagnosen die Ursache für lange Ausfallzeiten – unter anderem auch von Patrick Owomoyela, Peter Niemeyer, Sebastian Boenisch, Tim Borowski und Clemens Fritz?

Torsten Frings jedenfalls scheint einen Zusammenhang zu sehen. „Ich werde mir gut überlegen, wo ich die Reha mache“, kündigte er an. „In Bremen jedenfalls nicht.“

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