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Sport: Los geht’s – ein anderes Mal

Seinen hellsten Moment hatte das traditionell zurückhaltende Bremer Publikum genau in dem Moment, als eigentlich alles vorbei war. Die Spielzeit im Duell zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Frankreich war gerade abgelaufen, der Vierte Offizielle zeigte mit seiner Tafel vier Minuten Nachspielzeit an – da wurden die Zuschauer richtig munter.

Seinen hellsten Moment hatte das traditionell zurückhaltende Bremer Publikum genau in dem Moment, als eigentlich alles vorbei war. Die Spielzeit im Duell zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Frankreich war gerade abgelaufen, der Vierte Offizielle zeigte mit seiner Tafel vier Minuten Nachspielzeit an – da wurden die Zuschauer richtig munter. „Jetzt geht’s los!“, riefen sie. Natürlich war das ein Scherz. Die Franzosen führten 2:0, und so wie der Abend bis dahin verlaufen war, wusste jeder im Stadion, dass hier und heute gar nichts mehr losgehen würde.

Dass sich das Publikum in Selbstironie übte, war vermutlich der größte Erfolg, den die deutschen Fußballer am Mittwoch verbuchen konnten. Die Nationalmannschaft hatte nicht gut gespielt, sie war sogar weit hinter dem zurückgeblieben, was sie zuletzt als Standard installiert hatte; vor allem war die dürftige Darbietung auf mangelnden Enthusiasmus zurückzuführen. Fußballfans mögen so etwas nicht, und der Nationalelf sind schon bei weit weniger schweren Verfehlungen böse Pfiffe entgegengeschlagen.

Nach dem 1:2 gegen die Franzosen aber ließen die Zuschauer Nachsicht walten, als hätten sie sich die Botschaften von Bundestrainer Joachim Löw zueigen gemacht. Wir lassen uns nicht an einem einzelnen Ergebnis messen, hatte Löw gesagt. Das Tagesgeschäft ist nicht wichtig. Entscheidend ist nur die unmittelbare Vorbereitung vor der EM.

Die Erfahrung spricht für Löw. Schwache Spiele zum Auftakt eines Turnierjahres haben ja schon fast Tradition – und nicht zwangsläufig ein schlechtes Turnier zur Folge: 2006 starteten die Deutschen mit der legendären 1:4-Niederlage gegen Italien; vier Jahre später verloren sie 0:1 gegen Argentinien und waren dabei deutlicher unterlagen, als es das Resultat suggeriert. Und trotzdem hat sich seitdem etwas Grundsätzliches geändert. Noch vor zwei Jahren löste die Niederlage gegen Argentinien generelle Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit aus; inzwischen hat die Nationalmannschaft oft genug bewiesen, dass sie es kann. Diese Gewissheit ist – selbst nach einer Niederlage gegen Frankreich – halbwegs beruhigend.

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