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Gisli Kristjanssons Zug zum Tor ist kaum zu verteidigen.

© Imago/Michael Taeger

Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin: Magdeburgs Gisli Kristjansson findet immer eine Lücke

Beim Spitzenspiel gegen Meister SC Magdeburg steht der Tabellenführer aus Berlin vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Wie stoppt man Gisli Kristjansson und seinen verbotenen ersten Schritt?

Manchmal kommt der Betrachter beim Zuschauen kaum hinterher. Ein schneller Schritt, eine kurze Täuschung und schon hat Gisli Kristjansson die gegnerische Abwehr ausgetanzt – ob nun eine Lücke ersichtlich war oder nicht.

„Eigentlich müsste man seinen ersten Schritt verbieten. Das ist Wettbewerbsverzerrung“, hat Stefan Kretzschmar in seiner Funktion als Sky-Moderator deshalb in Bezug auf den 23 Jahre alten Rückraumspieler des SC Magdeburg in der Vergangenheit bereits häufiger leicht schmunzelnd angemerkt und war voll des Lobes für den Isländer.

Wenn die Füchse am Sonntag (14 Uhr/Sky) zu Gast beim Deutschen Meister sind, weiß der Vorstand Sport der Berliner also ganz genau, was seine Mannschaft für eine schwierige Aufgabe erwartet. „So jemanden wie ihn kann man nie komplett herausnehmen. Aber wir müssen versuchen, ihn in der Deckung frühzeitig zu stoppen, und einander da gut helfen“, hatte der ehemalige Linksaußen schon beim vergangenen Aufeinandertreffen der beiden Teams im Dezember gewarnt. Ganz ging der Plan da allerdings nicht auf. Im Fuchsbau ging die Partie mit 31:32 verloren, Gisli Kristjansson erzielte zehn Tore.

Eigentlich müsste man seinen ersten Schritt verbieten. Das ist Wettbewerbsverzerrung.

Stefan Kretzschmar über Gisli Kristjanssons schnellen Antritt

Wieder und wieder stürzte sich der Rechtshänder in die Zweikämpfe und versuchte, den Ball in seiner unnachahmlichen Art im Netz unterzubringen, ohne dabei seine Nebenmänner aus den Augen zu verlieren. Dass er aufgrund zahlreicher Verletzungen schon fast vor einem Karriereende stand, war ihm weder in diesem Spiel noch in sonst einer der bisherigen Begegnungen anzumerken. Wenn Kristjansson auf dem Feld steht, gibt es für ihn kein Halten. Dann gilt: ganz oder gar nicht.

Dabei zog sich Kristjansson früh eine langwierige Verletzung der rechten Schulter zu und fiel daher nach der Weltmeisterschaft 2019 aus. Im selben Jahr folgte eine Luxation der linken Schulter, die 2020 und 2021 erneut lädiert wurde, sodass er dort dreimal operiert werden musste.

„Trotzdem werde ich meinen Stil nicht ändern. Ich habe da keine Angst. Gefährlich wird es, wenn man zu viel darüber nachdenkt und nicht zu einhundert Prozent da ist“, erklärt der Skandinavier, der ohnehin mittlerweile versucht, etwas Positives aus seiner Leidenszeit mitzunehmen. „Das hat mir auch geholfen, mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich bin jetzt mental stärker“, sagt Kristjansson.

Emotional aufbauend ist dabei genauso, dass er diese Saison bisher durchspielen kann und dadurch nach den mehrfachen Rückschlägen nicht mehr nur ein Wiederaufbau seiner Fähigkeiten möglich ist, sondern auch eine Weiterentwicklung. Dafür nimmt er das hohe Spielpensum, die wenigen Pausen und die Doppelbelastung durch die Champions League gerne in Kauf.

„Natürlich ist das anstrengend. Da ist es wichtig, professionell zu bleiben, sich gut zu ernähren und auch sonst auf sich und seinen Körper zu achten“, erklärt Kristjansson, schiebt aber fast im gleichen Atemzug hinterher: „Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich das machen kann, was ich liebe.“ Und das ist nun einmal, Handball zu spielen.

Seinen ersten großen Traum, den Gewinn der deutschen Meisterschaft, hat er sich im vergangenen Jahr bereits erfüllen können. Doch während der SCM da überwiegend verletzungsfrei durch die Saison spazieren konnte, sieht die Situation aktuell etwas anders aus.

Die Schlüsselspieler Omar Ingi Magnusson und Magnus Saugstrup sind verletzt und konnten zwar durch einen stark aufspielenden Kay Smits und den neu verpflichteten Oscar Bergendahl kompensiert werden, gleichwertig ist der Ersatz allerdings nicht.

Zumal nun auch Gisli Kristjansson auf der Mitte noch einmal anders gefordert ist und schauen muss, wie er seine Mannschaftskameraden bestmöglich in Szene setzen kann. Aber irgendwie findet er ja fast immer einen Weg.

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