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Die Geldmaschinen. 1,95 Euro verlangen die Privatbanken von Fremdkunden, die bei ihnen Bares abheben. Sparkassen und Volksbanken sind deutlich teurer.

© dpa

Banken: Ärger auf Knopfdruck am Geldautomaten

Wer bei einer fremden Bank Geld zieht, weiß ab Samstag sofort, was das kostet. Die Spanne reicht bis zu zehn Euro. Das Bundeskartellamt schaut sich die Gebühren genau an.

Berlin - Fremdgehen wird vom kommenden Samstag an billiger – zumindest am Geldautomaten. Kunden, die sich bei einem fremden Kreditinstitut Geld besorgen, zahlen dann weniger Gebühren als bislang. Dennoch sind Verbraucherschützer nicht zufrieden. Vor allem von den Sparkassen und Volksbanken fordern sie weitere Preissenkungen. Und auch das Bundeskartellamt will die Institute im Blick behalten.

Knapp 5,70 Euro zahlen Verbraucher nach Untersuchungen der Finanzberatung Max Herbst im Schnitt derzeit, wenn sie Bargeld an fremden Geldautomaten ziehen. Der Mittelwert verbirgt jedoch, dass die Kostenunterschiede enorm sind. „Es gibt Gebühren von bis zu zehn Euro“, weiß Herbst.

Damit soll Ende der Woche Schluss sein. Die privaten Banken haben sich – bundesweit – auf eine einheitliche Gebühr von 1,95 Euro verständigt. Volksbanken und Sparkassen entscheiden von Institut zu Institut. In Berlin sollten sich Kunden, die ihr Konto nicht bei der Sparkasse haben, auch in Zukunft davor hüten, sich an den Geldautomaten der Sparkasse zu stellen. 4,95 Euro müssen sie zahlen, wenn sie sich dort bedienen. Bei der Berliner Volksbank sind es 1,95 Euro oder 3,95 Euro – je nach Standort des Automaten. Gibt es in der Nähe weitere Geldmaschinen, berechnet die Volksbank 1,95 Euro. In den Außenbezirken, wo die Konkurrenz klein ist, werden dagegen 3,95 Euro fällig. Allerdings liegt auch diese Gebühr noch immer deutlich unter den 7,50 Euro, die derzeit anfallen.

Schon in der Vergangenheit haben sich vor allem die Sparkassen und die Volksbanken ihren Automatenservice teuer bezahlen lassen. Denn ihr Netz ist deutlich enger geknüpft als das der privaten Konkurrenz. „Wir sind noch da, wo die anderen schon lange nicht mehr sind“, sagt Robert Heiduck von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS). 208 Automaten betreibt die MBS im Brandenburgischen, in vielen Orten ohne Konkurrenz. Gleiches gilt für viele Volks- und Raiffeisenbanken auf dem Land.

Das Kalkül der öffentlichen Banken: Mit hohen Gebühren für das Geldabheben an ihren Automaten wollten Sparkassen und Volksbanken die Verbraucher, die ihr Konto bei einem anderen Institut haben, dazu bewegen, zu ihnen zu wechseln. Doch stattdessen zogen die Geldhäuser die Aufmerksamkeit des Bundeskartellamts und die Kritik von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) auf sich. Das Kartellamt drohte mit Ermittlungen, die Ministerin mit einem Gebührengesetz. Der öffentliche Druck zeigte Wirkung: Die Verbände der Kreditwirtschaft verständigten sich im vergangenen Jahr auf ein neues, transparentes Gebührenmodell.

Und das setzt auf klare Information über die Kosten. Während sich derzeit noch die Kreditinstitute die Gebühren untereinander in Rechnung stellen und der Verbraucher erst nach der Abrechnung durch seine Bank nachlesen kann, was das Abheben gekostet hat, soll das ab Samstag anders werden. Dann erfährt man bereits am Automaten, welche Gebühren fürs Bargeld anfallen. Sind diese zu hoch, kann der Kunde woanders hingehen – wenn er eine Alternative hat.

Doch das ist das Problem, sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). „Verbraucher haben nur da eine Wahl, wo mehrere Automaten in der Nähe sind.“ Auf dem Land ist das aber nicht der Fall. Kein Wunder also, dass viele Sparkassen auch nach der Umstellung deutlich höhere Gebühren verlangen als die Privatkonkurrenz. 4,50 Euro sind es zum Beispiel bei der Nord-Ostsee-Sparkasse Flensburg, die das Föhrer Dorf Nieblum genauso mit Barem versorgt wie die Wattenmeerinsel Pellworm. Und Touristen, die im Brandenburgischen Bargeld brauchen, zahlen der Mittelbrandenburgischen Sparkasse am Automaten 4,80 Euro.

„Das ist um Längen zu teuer“, findet Pauli. Die wirklichen Kosten lägen zwischen 30 und 70 Cent, meint der Verbraucherschützer. Pauli ist für eine Begrenzung auf maximal zwei Euro. „Die Gebühren von 1,95 Euro, die die privaten Banken nehmen, müssen der Maßstab sein“, meint der Verbraucherschützer. Das findet auch Finanzexperte Max Herbst. Er rechnet damit, dass Volksbanken und Sparkassen ihre höheren Gebühren nicht auf Dauer verteidigen können. „Die gehen auch auf 1,95 Euro herunter“, prognostiziert Herbst.

Dafür könnte notfalls auch das Bundeskartellamt sorgen. „Wir begrüßen die Umstellung“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage, „aber wir werden uns anschauen, wie sich der Markt entwickelt.“ „Zeitnah“ soll das geschehen, kündigt sie an. Das klingt fast nach einer Drohung.

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