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Wirtschaft: Das innere Feuer

Disziplin allein reicht nicht, um nach Feierabend noch zu lernen.

Nach neun Stunden im Büro ist an Feierabend noch nicht zu denken. Zu Hause wartet der Stapel Bücher, drei Kapitel müssen noch durchgearbeitet werden. Sonst verliert man den Anschluss im Seminar. Jetzt sollte man nicht mit Grauen an den Lernabend denken, sondern wissen, wofür man das macht. Sonst ist es schwer, sich zu motivieren – eine berufliche Weiterbildung darf keine reine Pflichtübung sein.

Disziplin allein reicht dafür nicht. Denn wenn Berufstätige sich sagen „Ich muss das jetzt machen“, sorgt das häufig für einen geringen Lernerfolg. „Man muss darauf achten, dass die Weiterbildung nicht nur einen Zweck erfüllt, sondern ich auch Spaß daran habe“, sagt Psychologe Markus Flemming. Die Motivation müsse daher von innen kommen.

Schwieriger ist es, diese Motivation zu erreichen, wenn der Chef die Weiterbildung angeordnet hat. „Dann muss ich versuchen, das Feuer von innen zu wecken“, rät Flemming, der als Sportpsychologe Leistungssportler betreut. Betroffene sollten in diesem Fall nach Aspekten der Weiterbildung suchen, die sie interessieren. Außerdem können sie sich vor Augen führen, welchen Sinn die Weiterbildung für sie hat und welche Möglichkeiten sie dadurch bekommen. Lernfrust vermeiden Berufstätige außerdem, wenn sie in Etappen vorgehen.

„Das ist wie bei den Basiscamps beim Bergsteigen“, erklärte Flemming. Ein realistisches Ziel sei das Erreichen des nächsten Camps, nicht gleich des Gipfels. Der Weg bis zum Gesamtziel verläuft einfacher, wenn sich jemand schon über das Erreichen der Etappenziele freuen kann. Dafür sollten Menschen realistisch einschätzen, wie hoch das jeweilige Tages- oder Wochenpensum sein kann und sollte. Denn sonst wird es schwierig, das Pensum zu schaffen. „Eine unerledigte Aufgabe hinterlässt ein schlimmes Gefühl“, sagte Flemming.

Zum Erreichen der Etappenziele ist es hilfreich, sich einen Zeitplan zu erstellen. „Wenn man in Eigenregie lernt, ist es generell wichtig, extrem gut organisiert zu sein“, erklärte der Sportpsychologe. In einem solchen Plan sollten Pausen zum Durchschnaufen nicht fehlen. Und nach getaner Arbeit tut es gut, sich dafür zu belohnen. „Die Selbstbelohnung ist sehr wichtig“, sagte Flemming. Ein gutes Buch oder ein Kinofilm nach geschafftem Tagespensum tragen dazu bei, die Motivation zum Lernen zu erhalten.

Belohnungen von anderen steht Flemming allerdings skeptisch gegenüber. „Wenn der Profisportler sich darauf versteift, viel Geld zu verdienen, geht der Spaß an der eigentlichen Tätigkeit verloren“, warnte Flemming. Im Beruf gilt das, wenn der Chef zum Beispiel für jede Weiterbildungsmaßnahme eine Prämie zahlt. „Dann mache ich das nur noch für die Prämie.“ Sich während der Weiterbildung zu motivieren, fällt so schwer.

Auch wer sich das große Ziel ständig vor Augen hält, erzeugt damit manchmal zu viel Druck. „Das kann dann sehr bedrohlich erscheinen“, erklärte Flemming. Besser sei es, nur ab und an zu reflektieren: Wie weit bin ich schon gekommen? Bin ich noch auf dem richtigen Weg? „Es ist viel schlimmer, den Weg aus Angst vor dem großen Ziel gar nicht gehen zu wollen, als wenn man das Ziel am Ende nicht erreicht.“ Denn dann können immerhin erreichte Teilziele ein positives Gefühl hinterlassen. dpa

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