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BÖRSEN Ausblick: Die Angst regiert

Die Anleger fürchten eine Rezession in den USA

Obwohl die Schreckensmeldungen in der zurückliegenden Woche allesamt aus den USA kamen, hat der Dax noch etwas heftiger reagiert als der amerikanische Dow-Jones-Index. Mehr als fünf Prozent hat er in dieser Woche eingebüßt. Seit Jahresbeginn liegt das Minus mittlerweile bei neun Prozent. Und es sieht so aus, als könnte es zunächst weiter nach unten gehen.

Rezession heißt das Gespenst, das die Anleger derzeit in Angst und Schrecken versetzt. Die wichtigste Volkswirtschaft der Welt ist angeschlagen. Ökonomen fürchten, dass das Wachstum in den USA mindestens zwei Quartale in Folge negativ ausfallen, die Wirtschaft also schrumpfen könnte. Davon würde wohl auch die deutsche Wirtschaft nicht unberührt bleiben. Dem Hilfsprogramm, das US-Präsident George W. Bush am Freitag vorgelegt hat, trauen die Börsianer offenbar nicht zu, die schwerwiegenden Probleme der US-Wirtschaft zu lösen: Nach Bekanntgabe der Pläne gab der Dow Jones nach. „Das belastende Umfeld hat weiterhin Bestand, in dieser Einschätzung bestätigt uns auch die negative Aufnahme des Konjunkturpaketes an den Märkten“, sagte Aktienstratege Steffen Neumann von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Hinzu kommen immer neue Hiobsbotschaften der amerikanischen Banken. Citigroup und Merrill Lynch meldeten in der vergangenen Woche Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe und selbst die bisher als weitgehend unbelastet geltende JP Morgan Chase musste herbe Rückschläge eingestehen.

Investoren am Aktienmarkt werden sich nach Einschätzung von Börsianern auch in der kommenden Woche auf stürmische Zeiten einrichten müssen. „Der Pessimismus überwiegt“, sagte Niklas Breckling vom Börsenhändler Schnigge. Der Blick richtet sich dabei fast ausschließlich auf die USA. „Wenn der Dow Jones unter 12 000 Punkte fällt, dann herrscht hier Panik“, fürchtet Breckling. Am Freitag hatte der US-Leitindex bei 12 099 Punkten geschlossen.

„Die Flut schlechter Nachrichten setzt die Aktienmärkte weiter unter Druck“, sagt auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer voraus. Hinzu kommt die Unsicherheit über die künftige Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Dass sie die Zinsen bei ihrer Sitzung Ende Januar senken wird, gilt als ausgemacht. Die Frage ist nur, wie stark. An den Märkten wird eine deutliche Senkung um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent erwartet. Nur mit noch stärkeren Schritten könnte die Fed die Anleger positiv überraschen.

Viele Analysten halten den derzeitigen Kursrutsch an den Aktienmärkten für überzogen. Die Anlegerstimmung habe sich seit dem Jahreswechsel deutlich gedreht, ohne dass sich das Umfeld merklich verändert habe, meinen zum Beispiel die Experten der Commerzbank. Auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) spricht von „übertriebenem Konjunkturpessimismus“. Für Helaba-Aktienstratege Markus Reinwand ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass das „Kurstief bald erreicht“ ist. Bis Mitte des Jahres werde der Dax auf einen neuen Rekordstand von 8600 Punkten steigen.

Die Analysten der DZ Bank empfehlen, bei deutschen und europäischen Aktien in den kommenden Wochen eine Bodenbildung abzuwarten. Dann sollte man wegen der extrem günstigen Bewertung jedoch wieder zugreifen.

In der kommenden Woche stehen in den USA zahlreiche Unternehmensbilanzen auf dem Programm, die die Richtung auf dem Aktienmarkt vorgeben könnten. Besondere Beachtung dürften die Zahlen der zweitgrößten US-Bank, der Bank of America, finden. In Deutschland beginnt die Berichtssaison voraussichtlich am Donnerstag mit Siemens.

Auf die Frage, wie stark die wirtschaftliche Krise aus den USA nach Europa überschwappt, könnte der Ifo-Geschäftsklima-Index für Deutschland Auskunft geben, der ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht wird. Experten erwarten einen Rückgang des Index. „Das Risiko einer kräftigeren Abkühlung der US-Wirtschaft dürfte die Furcht schüren, dass auch die Konjunktur hierzulande stärker in Mitleidenschaft gezogen wird“, schreiben die Analysten der Postbank.

Stefan Kaiser

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