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Vera Gäde-Butzlaff wird Stefan Grützmacher an der Spitze der Gasag ablösen.

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Neuer Job für Vera Gäde-Butzlaff: Ex-BSR-Chefin soll bei der Gasag aufräumen

Vera Gäde-Butzlaff wird Stefan Grützmacher an der Spitze des Gas-Versorgers ablösen: Die 60-jährige Juristin war bis Ende 2014 Chefin der BSR und hat bessere Kontakte in den Berliner Senat.

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Der Dauerkonflikt zwischen dem Land Berlin und dem Energieversorger Gasag um die Gasnetzkonzession könnte bald deutlich entschärft werden. Das erhoffen sich zumindest die privaten Eigentümer von einem Beschluss, der auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am heutigen Freitag fallen soll: Das Gremium will nach Tagesspiegel-Informationen Gasag-Chef Stefan Grützmacher ablösen, der erst 2012 berufen worden war. Seine Nachfolgerin soll demnach Vera Gäde-Butzlaff werden, die langjährige Chefin der Berliner Stadtreinigung (BSR).

Die 60-jährige Juristin hatte Ende 2013 ihrem Rückzug vom Chefposten der landeseigenen BSR zum Jahresende 2014 angekündigt. Offenbar aus freien Stücken. Schon damals hatte sie angekündigt, „einmal etwas Neues“ machen zu wollen. Gerüchte, wonach Stefan Grützmacher abberufen werden könnte, kursieren seit wenigen Wochen durch Berlin. Er hatte sich als sympathischer und anpackender Manager profiliert, der dem 1847 gegründeten Unternehmen den nötigen Modernisierungsschub verpasste. Allerdings gelang es dem 50-Jährigen, der seinen Lebensmittelpunkt in Kiel hat, offenbar nicht, die nötige Nähe zum Berliner Senat aufzubauen.

Kein Friede mit dem Land Berlin

Das zeigte sich spätestens nach dem Scheitern der Bewerbung um die Gasnetz-Konzession. Grützmacher nahm die Angelegenheit angeblich auch persönlich, sagte ein Brancheninsider gestern. Er zeigte Fehler der Verwaltung des ehemaligen Finanzsenators Ulrich Nußbaum (parteilos) an – und bekam Recht: Das Landgericht Berlin konstatierte im Dezember tatsächlich erhebliche Verfahrensmängel in dem Konzessionsverfahren und äußerte Zweifel an der grundsätzlichen Bieterfähigkeit des Unternehmens Berlin Energie, das den Zuschlag zum Betrieb der Netze erhalten hatte. Trotzdem: Bei den Eigentümergesellschaften Vattenfall, Eon und GdF Suez ist man nun offenbar zu der Überzeugung gelangt, dass mit Grützmacher an der Spitze kein Frieden mit dem Land Berlin mehr zu schließen ist – trotz Nußbaums Rücktritt. Kooperation ist gefragt. Oder gar mehr.

Versuch zur Kooperation

Nußbaums Nachfolger Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hat bereits mehrfach angekündigt, über ein Kooperationsmodell mit der Gasag zu sprechen, um einen jahrelangen Rechtsstreit zu vermeiden. Nach Tagesspiegel-Informationen verhandelt Kollatz-Ahnen auch mit allen drei Anteilseignern über einen möglichen Rückkauf von mindestens 51 Prozent der Anteile. Zumindest Deutschlands größtem Energiekonzern Eon aus Düsseldorf kommt das wohl gelegen. Dort arbeitet man gerade an der Abspaltung aller Unternehmensteile, in denen es um fossile Brennstoffe, also auch Erdgas, geht. Und Vattenfall sucht derzeit einen Käufer zumindest für die Braunkohleaktivitäten in Ostdeutschland.

"Gewinn für die Gasag"

Wie man in Eigentümerkreisen am Donnerstagabend hörte, solle man den Wechsel nicht als „ersten Schritt hin zu einer Rekommunalisierung der Gasag“ werten. Klar ist aber, dass gute Kontakte zum Land bei allen möglichen Szenarien wichtig sind. Diese Verbindungen in die Politik hat Gäde-Butzlaff aufgrund ihrer langjährigen früheren Tätigkeit. In der Landespolitik wird die Übergabe des Gasag-Chefpostens bereits positiv bewertet. Man werde auch mit der neuen Vorstandschefin „gut und vertrauensvoll mit der Gasag zusammenarbeiten. Mit ihrem breiten Erfahrungsschatz aus Politik, Verwaltung und Industrie wird sie sich künftig im wichtigen Bereich Energie einbringen und das Land Berlin bei der Umsetzung der lokalen Energiewende mit unterstützen“, sagte CDU-Fraktionschef Florian Graf. Er freue sich, dass Gäde-Butzlaff als „allseits geschätzte Managerin weiterhin in Berlin aktiv bleiben und sich in dem für die Stadt wichtigen Unternehmen engagieren wird“. Der SPD-Energiepolitiker Daniel Buchholz bewertete den Wechsel am Abend ähnlich. Gäde-Butzlaff sei eine „exzellente Leiterin der BSR“ gewesen und ein „Gewinn für die Gasag“. Stefan Grützmacher sei ein „sehr fairer Ansprechpartner“ für das Land Berlin gewesen, würdigte Grünen-Energiepolitiker Michael Schäfer. Unter ihm habe sich die Gasag auf den Weg gemacht, „vom Gashändler zu einem Energiewendeunternehmen zu werden“. Er hoffe, dass Gäde-Butzlaff diesen Weg weitergehe. „Der allergrößte Teil der Strecke steht noch bevor“, fügte Schäfer hinzu.

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