zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Familie Otto – Gründer-Gen und keine Angst vor dem Abschied

Es sei „keine große Idee“ gewesen, sondern ein Zufall, der ihn bewogen habe, vier Tage nach seinem 40. Geburtstag den Versandhandel zu gründen, schreibt Werner Otto in seinen Erinnerungen.

Es sei „keine große Idee“ gewesen, sondern ein Zufall, der ihn bewogen habe, vier Tage nach seinem 40. Geburtstag den Versandhandel zu gründen, schreibt Werner Otto in seinen Erinnerungen. Eines Tages flatterte der Katalog des Baur-Verlages ins Haus. Doch während andere kurz darin herumgeblättert und ihn dann zur Seite gelegt hätten, setzte Werner Otto sich hin und leimte im August 1950 in einer Hamburger Baracke seinen ersten Katalog zusammen, der damals noch ein Schuhkatalog war. 300 Exemplare waren es, mit jeweils 14 Seiten. Dann ging alles schnell: 1970 schaffte das Hamburger Unternehmen die erste Umsatzmilliarde, 1982 stieg der Otto-Versand zur größten Versandhandelsgruppe der Welt auf.

Das ist an sich schon bemerkenswert genug. Außergewöhnlich wird die Geschichte dadurch, dass Firmengründer Werner Otto es nicht dabei belassen hat. Er war bereit, rechtzeitig loszulassen – um sich anderen Ideen zu widmen. Als Otto 57 Jahre alt war, übergab er das Geschäft dem Manager Günther Nawrath, der den hauseigenen Zustelldienst Hermes gründete und das Geschäft so lange erfolgreich führte, bis Ottos ältester Sohn Michael 1981 bereit für den Chefsessel war. Auch in anderer Beziehung agierte der Gründer vorausschauend. Um das weitere Wachstum zu finanzieren, verkaufte er 1962 ein Viertel der Unternehmensanteile an Inhaber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, nach dem Motto „teile und wachse“.

Werner Otto selbst sagte über sich, er sei „kein Mann der Routine“, sondern ein Entdecker. Er hat meistens das richtige Gespür bewiesen, ist Risiken eingegangen und hat Fehlschläge schnell korrigiert. Vor dem Krieg war er Einzelhandelskaufmann in Stettin, nach der Flucht baute er mittellos eine Schuhfabrik auf. Das Gründerfieber sollte sich nie legen. Nachdem er den Versandhandel weitergereicht hatte, baute Otto in Amerika ein Immobilienunternehmen auf und legte den Grundstein für die ECE-Gruppe, die inzwischen der größte Shopping-Center-Betreiber Europas ist. Das Gründer-Gen hat er vererbt: Sein jüngster Sohn Alexander führt mit großem Geschick ECE, der zweite Sohn Frank ist als Medienunternehmer erfolgreich. Dem Ältesten Michael ist es gelungen, den Versandumsatz in den letzten 20 Jahren zu verachtfachen – und Otto nebenbei zum zweitgrößten Onlinehändler der Welt zu machen. pet

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false