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Wirtschaft: Hühner-Bauern fürchten eine Katastrophe

Viele Tiere müssen getötet werden, wenn die Seuche kommt / Im alten Jahr stieg der Absatz noch

Berlin - Die deutsche Geflügelwirtschaft ist nach eigenen Angaben gut auf die Tierseuche vorbereitet – ein Ausbruch in Deutschland wäre gleichwohl „eine Katastrophe“, heißt es beim Deutschen Bauernverband. Auch der bayerische Gesundheitsminister Werner Schnappauf (CSU) warnt im Fall eines Ausbruchs der Seuche vor „spürbaren Schäden“ für die Geflügelwirtschaft. Große Geflügelbestände, wie sie in Deutschland gehalten würden, müssten dann in weiten Regionen getötet werden, fürchtet der CSU-Politiker.

Die größte Sorge hat man beim Bauernverband vor der Einschleppung verseuchten Geflügels über den Landweg aus der Türkei. „Das ist zur Zeit die stärkste Gefahr“, sagt Verbandssprecher Michael Lohse und verweist auf das Opferfest in der Türkei, das in den meisten Regionen erst am Donnerstag zu Ende ging. „Jedes mitgeführte Tier ist ein Problem“, heißt es beim Bauernverband – auch wenn beim Opferfest meistens Schafe oder Rinder geschlachtet werden, die von dem Virus selbst nicht befallen werden können. In Hufen oder Fellen können sich aber Krankheitserreger verstecken, die auch Tötung oder Tiefkühlung überleben.

In mehreren Bundesländern werden deshalb Forderungen nach Bußgeldern für illegale Fleischimporte laut. Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) sagte im RBB-Inforadio, nur durch Strafen sei eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Bislang könne illegal nach Deutschland gebrachtes Fleisch zwar beschlagnahmt werden. Derjenige, der es mitgebracht habe, könne aber nicht belangt werden. „Das wäre aber notwendig, um eine abschreckende Wirkung zu haben“, sagte Woidke. Bayerns Gesundheitsminister Schnappauf (CSU) kündigte schärfere Kontrollen auf Autobahnen und Flughäfen an, um illegale Geflügelimporte zu beschlagnahmen.

Jenseits dieser konkreten Gefahr warnen Politiker wie Verbandsvertreter jedoch vor Panik. „Wir nehmen die Gefahr sehr ernst, sind aber gut gerüstet“, sagt Bauernverbands-Sprecher Lohse. Momentan sei der Geflügelverkauf noch nicht signifikant zurückgegangen. Verglichen mit der Zeit, als die Rinderseuche BSE Europa bedrohte, seien die Einbußen auch bei der ersten Vogelgrippe-Verdachtszeit im Herbst ohnehin gering gewesen, heißt es beim Bauernverband.

Das belegen auch die Gesamtzahlen der deutschen Geflügelproduktion für das vergangene Jahr, die die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle ZMP am Donnerstag bekannt gab. Demnach stieg der Verzehr aus heimischen Höfen stammenden Geflügels um einen Prozentpunkt auf 80 Prozent. Angeheizt durch den Preiskampf vor allem bei den Discountern stieg die Geflügelproduktion um 1,7 Prozent auf rund 1,18 Millionen Tonnen. Damit liegt Deutschland EU-weit auf Platz vier nach Frankreich, Großbritannien und Spanien.

Unterdessen äußerten Experten erneut Zweifel an der zum Ende der Wintersaison im März erneut drohenden Stallpflicht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vogelgrippe zu uns gebracht wird, liegt zu 99 Prozent im Bereich der Übertragung durch den Menschen“, sagte Peter Berthold vom Max-Planck-Institut für Ornithologie im Bayerischen Rundfunk. Als Beispiele nannte er die Einfuhr von Federn, den Schmuggel von Geflügel und die Kontaminierung der Kleidung von Reisenden. „Da kann die Übertragung sofort passieren, ohne dass überhaupt ein Zugvogel eingeschaltet ist", sagte Berthold.

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