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Wirtschaft: Mehr Korruption bei Bahn

Bei der Deutschen Bahn könnten schon bald weitere Fälle von Korruption aufgedeckt werden. "Angesichts der Milliarden-Investitionen des Unternehmens ist diese Gefahr hoch", sagte der Frankfurter Rechtsanwalt Rainer Buchert am Donnerstag dem Tagesspiegel.

Bei der Deutschen Bahn könnten schon bald weitere Fälle von Korruption aufgedeckt werden. "Angesichts der Milliarden-Investitionen des Unternehmens ist diese Gefahr hoch", sagte der Frankfurter Rechtsanwalt Rainer Buchert am Donnerstag dem Tagesspiegel. Buchert ist bei der Bahn Vertrauensperson für Mitarbeiter, die von Korruption betroffen sind oder davon wissen.

Der Verband Transparency International (TI), der gegen derartige Wirtschaftskriminalität kämpft, hält dennoch die Deutsche Bahn nicht für ein Negativbeispiel in puncto Bestechung. "Der Konzern hat den Kampf aufgenommen, anders als viele andere Großunternehmen. Das muss man ihm hoch anrechnen", sagte die Geschäftsführerin von TI Deutschland, Ute Bartels.

Bei dem am Mittwoch bekannt gewordenen Fall waren ein Ex-Bahn-Einkaufsleiter und drei Manager von Zulieferfirmen festgenommen worden. Der Beamte soll den Firmen Aufträge im Wert von mehr als 100 Millionen Mark zugespielt haben. Die von der Bahn-Innenrevision angestoßenen verdeckten Ermittlungen lassen dem Frankfurter Oberstaatsanwalt Rainer Schilling zufolge auf ein weit verzweigtes Korruptionsnetz bei der Bahn schließen. Offenbar sei die Zeit der Privatisierung zu Unterschlagungen genutzt worden. Die Ermittlungen dauerten an.Details wollte die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit Blick auf laufende Verfahren nicht verraten.

Der Gesamtschaden für den Konzern sei bislang noch unklar, sagte ein Sprecher. Korruption sei jedoch kein spezifisches Problem der Deutschen Bahn. Die interne Revisionsabteilung der Bahn sei bemüht, zusammen mit zwei Ombudsmännern die Bestechungsfälle aufzudecken. Für Berlin ist dies der Rechtsanwalt Edgar Joussen, für Frankfurt sein Kollege Rainer Buchert. Beide gehören nicht zum Konzern. Mitarbeitern, die sich an sie wendeten, sei Vertraulichkeit zugesichert worden.

Seit Sommer 2000 sind bei den beiden Anwälten rund 180 Hinweise auf Kriminalität eingegangen. Etwa die Hälfte davon habe zu Ermittlungen geführt, sagte der Frankfurter Ombudsmann Buchert. Derzeit seien im Bundesgebiet rund 25 Ermittlungsverfahren gegen Bahn-Mitarbeiter wegen Korruption anhängig. Dabei gehe es sowohl um kleinere Vergehen als auch um Bestechung in Millionenhöhe. "Betroffen sind alle Unternehmensbereiche, in denen viel Geld bewegt wird", sagte der Anwalt. Trotz der wiederholt aufgedeckten Fälle von Wirtschafts-Kriminalität sei die Bahn kein überdurchschnittlich korruptes Unternehmen. Bei rund 220 000 Mitarbeitern hier zu Lande gebe es immer Negativbeispiele, "Verlockungen lauern überall". Die Bahn sei der einzige deutschlandweit agierende Konzern, der Ombudsmänner einsetze.

Ute Bartels, Transparency-International-Geschäftsführerin, zufolge steigt die Zahl der Korruptionsfälle, je entschlossener gefahndet werde. Die Bahn sei vorbildlich im Vergleich zu anderen Konzernen. Dort gebe es allenfalls eine interne Telefon-Hotline für die Betroffenen. Ein Problem zu niedriger Löhne der Mitarbeiter sei die Korruption bei der Bahn indes nicht. Bahnchef Hartmut Mehdorn hat ein Schreiben an die Mitarbeiter angekündigt, Hinweisen auf Korruption "bedingungslos nachgehen" zu wollen. "Jeder im Konzern und bei unseren Geschäftspartnern muss wissen, dass wir Korruption nicht dulden", schrieb er.

brö

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