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Wirtschaft: Merck nimmt Rheuma-Mittel vom Markt

Aktie des US-Konzerns bricht massiv ein

Frankfurt am Main Der US-Pharmakonzern Merck nimmt sein Rheuma-Medikament Vioxx weltweit vom Markt, weil das Mittel gesundheitsschädliche Nebenwirkungen haben kann. Die Merck-Aktie brach nach der Ankündigung an der Wall Street zeitweise um rund 27 Prozent ein. Durch die Verluste an den Börsen verringerte sich der Wert des amerikanischen Arzneimittelherstellers binnen weniger Stunden von rund 100 Milliarden Dollar auf knapp 73 Milliarden. Vioxx ist mit 2,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz eines der umsatzstärksten Produkte des Konzerns. Gemessen am Umsatz und an der Zahl der Nutzer handelt es sich um die weltweit größte Rücknahme eines Arzneimittels.Insgesamt wurden bisher rund 84 Millionen Patienten mit Vioxx behandelt, in Deutschland nehmen rund 1,5 Millionen Menschen das Mittel ein.

Wegen des Umsatzausfalls und der Rücknahmekosten korrigierte Merck seine Ertragsprognosen für das laufende Jahr um rund ein Fünftel nach unten. Merck-Direktor Lawrence Bossidy räumte ein, der Rückruf von Vioxx sei „ein herber Rückschlag“. Dennoch bleibe der Konzern ein „sehr starkes Unternehmen“. Merck rechnet damit, dass der Gewinn sich jetzt um 50 bis 60 Cent je Aktie verringern wird. Zuvor hatte das Unternehmen mit einem Gewinn von 3,11 Dollar bis 3,17 Dollar je Aktie für das Gesamtjahr gerechnet. Der US-Konzern steht in keiner Verbindung mit dem deutschen Pharmaunternehmen Merck.

Mit der Rücknahme von Vioxx reagierte Merck auf die Ergebnisse einer Langzeitstudie, die auf ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko des Medikaments deuten. Eigentliches Ziel der Studie war es, Vioxx in der Therapie von Darmkrebs zu testen. Nach Einschätzungen von Branchenexperten muss der amerikanische Pharmakonzern jetzt mit umfangreichen Schadensersatzklagen rechnen. So erging es zumindest dem Bayer-Konzern, als er vor drei Jahren den Cholesterinsenker Lipobay vom Markt nehmen musste. Mit Lipobay wurden damals mehr als 100 Todesfälle in Verbindung gebracht.

Merck steht bereits seit längerer Zeit unter Druck, nachdem mehrere Neuentwicklungen des US-Pharmakonzerns gescheitert sind. Außerdem wird 2006 Mercks bisheriges Spitzenprodukt, das Cholesterinmedikament Zocor, den Patentschutz verlieren. Merck-Chef Raymond Gilmartin kündigte nun personelle Konsequenzen an, seinen Rücktritt aber lehnte er ab. shf/tor/abo/HB

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