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Wirtschaft: Schwacher Dollar lässt deutsche Firmen kalt

Nur die Autoindustrie plant höhere Investitionen in den USA, um die Wechselkursschwankungen auszugleichen

Berlin/Frankfur t (Main) (dr/hz/HB). Die Dollarschwäche lässt die Planer in den Chefetagen deutscher Konzerne neue Szenarien durchspielen. Insbesondere in der Automobilindustrie denkt man darüber nach, die Produktionskapazitäten im DollarRaum – im wesentlichen USA und Asien – auszubauen (siehe Lexikon). Die Konzerne wollen so unabhängiger von Wechselkursschwankungen werden. Neben VW erwägen auch BMW und DaimlerBenz mehr in Nordamerika zu produzieren. Wenn es 2005 auf dem derzeitigen Niveau des Euro weiter gehe, „würde sich das massiv auf die Ergebnisse von Mercedes-Benz auswirken“, warnte Daimler-Chrysler Finanzvorstand Manfred Gentz unlängst auf der Automobilsalon in Detroit. Der Stuttgarter Konzern fasst deshalb eine Erhöhung der Produktion im US-Werk Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama ins Auge. Dort baut Mercedes bisher vor allem den Geländewagen der M-Klasse. Im kommenden Jahr wird der Konzern seine Kapazitäten mit der geplanten Einführung des sechssitzigen Grand Sport Tourer (GST) verdoppeln.

Auch VW sieht sich angesichts der Wechselkursentwicklung zum Handeln gezwungen. „Die Probleme auf Grund der Schwäche der amerikanischen Währung stehen ganz oben auf meiner Agenda", sagte VW-Chef Bernd Pischetsrieder dem Fachblatt „Automobilwoche“. VW prüfe die Vergabe der kompletten Fertigung eines neuen Modells mit hohen Stückzahlen in den Dollar-Raum. Der bayerische Autohersteller BMW, der im US-Werk Spartanburg neben dem Roadster Z4 vor allem Geländewagen baut, denkt ebenfalls an eine stärkere Expansion in Nordamerika, um die Währungseffekte auszugleichen. „Wir haben genügend Land, um die Kapazitäten dort zu erweitern, und am Ende werden wir das auch tun“, sagte der Nordamerika-Chef von BMW, Tom Puders.

BASF produziert vor Ort

„Wir versuchen schon heute nach Möglichkeit immer dort zu produzieren, wo wir die Produkte auch verkaufen“, sagt ein Sprecher von BASF auf Anfrage dem Tagesspiegel. So produziert BASF mehr als 90 Prozent der in den USA verkauften Waren auch dort. „In Asien sind wir noch nicht ganz so weit“, sagt der Sprecher, „wir wollen aber bis zum Jahr 2010 auf eine Quote von etwa 75 Prozent kommen“.

Beim Sportartikelhersteller Adidas-Salomon in Herzogenaurach winkt man hingegen ab. „Wir produzieren schon heute 70 bis 80 Prozent unserer Artikel im Dollar-Raum“, sagt Sprecherin Anne Putz. „Bei Schuhen sind es sogar fast 95 Prozent, bei Kleidung rund 90 Prozent.“ So profitiere Adidas eher vom schwachen Dollar und habe sich zudem bei Kursen von 1,05 Dollar je Euro für das erste Halbjahr und rund 1,10 Dollar für das zweite Halbjahr 2004 abgesichert.

„Produktionsverlagerungen hängen doch immer von einer Vielzahl von Faktoren ab“, sagt Steffen Müller, Sprecher der Pharmakonzerns Altana. „Der Dollarkurs ist da nur eine Determinante.“ Müller verweist auf die langen Entwicklungszeiten beispielsweise für Medikamente, die ohne weiteres zehn Jahre betragen könnten. Da erscheinen Wechselkursschwankungen doch eher kurzfristig. Der Dollar-Raum habe derzeit einen Umsatzanteil von etwa 30 Prozent. Abgesichert sei das Geschäft zu Kursen von 1,16 Dollar. Altana plant derzeit keine weiteren Verlagerungen, versichert Müller. „Unsere Forschungsabteilung mit 1000 Mitarbeitern bleibt beispielsweise in Konstanz.“

MAN produziert bisher nicht im Dollarraum, Änderungen sind derzeit nicht geplant. „Aber unsere Politik ist es, alle Geschäfte kurszusichern“, sagt ein Sprecher. Zudem kaufe der Konzern relativ viel Vorprodukte im Dollar-Raum ein. „Die Effekte gleichen sich in etwa aus.“ Klaus Pepperhoff, Sprecher von Thyssen-Krupp, antwortet auf die Frage nach Plänen für eine verstärkte Produktion im Dollar-Raum mit einem klaren „Nein“. In der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta, die von Mexiko bis Kanada reicht, mache Thyssen-Krupp derzeit rund 22 Prozent seines Umsatzes. Rund 18 Prozent der Produktion entfallen auf diese Region. Alle Geschäfte seien zum Zeitpunkt ihres Entstehens kursgesichert worden, sagt Pepperhoff.

„Wir würden wegen des schwachen Dollar nicht verstärkt in den USA investieren“, sagt Heimo Prokop, Sprecher des Automobilzulieferers Continental in Hannover. Der Konzern mache seine Investitionsentscheidungen von einem Bündel von Daten abhängig, nicht nur vom Dollarkurs. „Wir profitieren zu einen Teil sogar von dem schwachen Dollar.“ Schon deshalb stelle sich die Frage für Continental nicht so dringend. Und Continental produziert bereits 25 Prozent seiner Waren in den USA. Damit ist dieser Anteil genauso hoch wie der Anteil vom Gesamtumsatz von Continental, der auf den amerikanischen Markt entfällt.

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