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Wirtschaft: Teurer Umzug

Die IG Metall bezieht ihre neue Zentrale in Frankfurt am Main. Doch das alte Gebäude wird die Gewerkschaft nicht los

Frankfurt (Main) . Das Gebäude kann sich sehen lassen: 22 Etagen ragt das „Main-Forum“ in der Frankfurter Gutleutstraße zwischen Bahnhof und Main in die Höhe. Roter Sandstein schmückt die Fassade. Ringförmig schließt sich ein fünfstöckiges Gebäude mit 67 Wohnungen an. Bis auf wenige Einheiten sind alle vermietet – weit vor der Fertigstellung. Der Bauherr ist keine Bank, wie man am Rande des Bankenviertels vermuten könnte, sondern die IG Metall. Im Mai oder Juni wird die Gewerkschaft selbst in das schmucke Gebäude einziehen und ihr Exil in Frankfurt-Niederrad nach zwölf Jahren räumen. Rund 16000 Quadratmeter Bürofläche werden die etwa 550 Metaller in der neuen Zentrale nutzen, die restlichen 12000 Quadratmeter sollen an andere Mieter gehen. Die Suche läuft – und gestaltet sich schwierig.

Büroräume gibt es mehr als genug

Die IG Metall kommt mit ihrem Neubau just zu dem Zeitpunkt auf den Frankfurter Büro-Immobilien-Markt, in dem er so schlecht läuft wie noch nie in der Nachkriegszeit. Bei 15 Prozent liegt derzeit die Leerstandsquote. Doppelt so hoch wie in der Krise der 90er Jahre. Nicht nur die IG Metall hat neu gebaut: Im Sommer ist der neue Turm der Dresdner Bank fertig geworden, gerade entsteht ein neuer Wolkenkratzer der DekaBank. An der Messe haben die Deutsche Bank und noch mal die Dresdner Tausende von Quadratmetern gebaut. In solchen Zeiten lassen sich selbst neue Räume in bester Lage – wie etwa das Main-Forum – nur schwer oder mit Abschlag vermieten. Mehr als 20 Euro pro Quadratmeter sind nach Angaben von Immobilienmaklern nicht drin.

Der Umzug wird teuer für die IG Metall. 130 Millionen Euro hat das Main-Forum nach Angaben von Hauptkassierer Bertin Eichler gekostet. Das ist noch das geringste Problem: Viel schwieriger gestaltet sich die Lösung für den 13-stöckigen Glitzerbau in Niederrad, in dem die IG Metall seit Ende 1992 residiert.

Einen Nachmieter für die beiden Bürotürme mit 20000 Quadratmetern Nutzfläche gibt es nicht, ein Käufer ist schon gar nicht in Sicht. Trotzdem tendiert die Gewerkschaft eher zum Verkauf, sagt eine Sprecherin. „Ohne Mieter ist das ganz schlecht. Da ist das Haus eigentlich nichts wert“, sagt ein Frankfurter Immobilienmakler.

In Niederrad steht derzeit ohnehin viel leer. Zudem räumt die Gewerkschaftssprecherin ein, dass die derzeitige Zentrale „nicht in einem besonders guten Zustand ist“. Über kurz oder lang sei eine größere Renovierung unausweichlich. Schließlich ist der Bau mehr als 20 Jahre alt. „Solche Gebäude müssen komplett entkernt werden“, sagt auch ein Immobilien-Fachmann.

Mehr Ballast kann ein Bürogebäude in solch miesen Zeiten kaum haben. Dabei hat der Bau der IG Metall – eine von derzeit 120 Immobilien, die der Gewerkschaft bundesweit gehören – schon Ärger und Kosten genug aufgehalst. Anfang der 90er Jahre hatte sie die Glastürme gekauft. Für rund 232 Millionen Mark (118,6 Millionen Euro). Ein völlig überzogener Preis, wie eine Untersuchung Mitte der 90er Jahre ergab: Gut 90 Millionen Mark (46 Millionen Euro) seien zuviel gezahlt worden. Ohnehin war der Unmut groß, weil der damalige IG-Metall-Chef Franz Steinkühler zuvor schon Räume an anderer Stelle für fünf Jahre angemietet hatte, die dann doch nicht bezogen wurden. Schaden: Rund 21 Millionen Mark. Das Gebäude in Niederrad war schon 2001 allenfalls noch 100 Millionen Mark wert, weniger als die Hälfte des Kaufpreises. Dabei lag die Leerstandsquote in Frankfurt damals nur bei 2,6 Prozent.

Immerhin: Zwei Gebäude in Frankfurt hat die IG Metall nach Angaben von Eichler schon verkauft. Die Vermarktung der derzeitigen Zentrale könne sich schwierig gestalten, räumt der Kassierer ein. „Aber dann ist der Standort Frankfurt für uns bereinigt.“ Die Kasse auffüllen wird der Verkauf kaum. Dabei könnte Eichler das Geld gut gebrauchen. Trotz Beitragserhöhung sanken die Einnahmen der IG Metall wegen des starken Mitgliederschwundes 2003 um knapp sieben Millionen auf nur noch rund 440 Millionen Euro. Und so wird Eichler auch für 2003 einen Verlust vermelden müssen. Von 1999 bis 2002 konnte die IG Metall das jährliche Loch in der Kasse von rund 18 Millionen auf 8,4 Millionen Euro halbieren. Unter anderem auch, weil der Vorstand fünf Millionen Euro weniger ausgegeben hat.

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