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Wirtschaft: Zu viel versprochen

Sozialverbände kritisieren die neuen Renteninformationen: Die Prognosen seien eine „Illusion“

Berlin – Noch sind die neuen Renteninformationen nicht verschickt, da sorgen sie schon für Ärger. Die Sozialverbände halten die Berechnungen über die künftige Rentenentwicklung für viel zu optimistisch und verlangen eine Korrektur. „Eine Rentenerhöhung um 2,5 Prozent pro Jahr, wie sie in der Renteninformation steht, ist eine Illusion“, sagte der Präsident des Sozialverbands VdK, Walter Hirrlinger, dem Tagesspiegel, „man macht den Leuten etwas vor“. In den nächsten Jahren, so Hirrlinger, werde es nämlich überhaupt keine Rentenerhöhungen mehr geben.

Die Rentenversicherer beginnen Mitte des Monats damit, die neuen Renteninformationen zu versenden. Darin wird jedem Beitragszahler mitgeteilt, wie hoch seine Rentenansprüche jetzt schon sind. Außerdem wird hochgerechnet, wie sich die Rente weiter entwickeln wird. Dabei werden drei Szenarien unterstellt: Nullrunden, jährliche Rentensteigerungen um 1,5 Prozent und um 2,5 Prozent. Gestrichen wurde die Variante einer 3,5-prozentigen Steigerung, wie sie früher in den Renteninformationen enthalten war.

„Ein Rentenzuwachs von 2,5 Prozent ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten“, kritisiert auch der Sozialverband Deutschlands. „Um nicht zu hohe Erwartungen zu wecken“, sollte auf diese Berechnungsvariante verzichtet werden, fordert der Verband.

Obwohl erst im April Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) offiziell über die Rentenrunde 2005 entscheiden wird, gehen alle Experten schon jetzt von einer erneuten Nullrunde aus. Da die Rentner ab dem 1. Juli jedoch 0,45 Prozent mehr an die Krankenkasse zahlen müssen und kinderlose Senioren seit diesem Jahr noch einen Zuschlag von 0,25 Prozent an die Pflegeversicherung abführen müssen, werden die Senioren unterm Strich sogar eine Minusrunde hinnehmen müssen, kritisiert Berndt Meier, Geschäftsführer des Vdk–Landesverbands Berlin. Dafür verspricht Ulla Schmidt den Beitragszahlern für 2006 stabile Beiträge.

Den Rentnern macht dagegen auch die Opposition wenig Hoffnung. Auch in den nächsten Jahren würden sich die Rentenerhöhungen wohl „bei der Nulllinie“ bewegen, glaubt der sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Andreas Storm. Für dieses Jahr sei eine Nullrunde vorprogrammiert, meint Storm, auch für 2006 rechnet der Rentenexperte mit einem ähnlichen Ergebnis. Denn nur wenn die Löhne wieder kräftiger steigen, können auch die Rentner auf eine Erhöhung ihrer Bezüge hoffen (siehe Kasten) .

Die Rentenversicherer weisen die Kritik an ihren Berechnungen zurück. Sie berufen sich auf Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute, der Bundesregierung und der EU-Kommission, die langfristige Lohnsteigerungen von zwei bis vier Prozent voraussagen. Ziehe man die nach der Rentenformel vorgeschriebenen Abschläge für Senioren ab, komme man genau auf die Spanne, die in der Renteninformation zu Grunde gelegt wird, betont der Sprecher des Verbands Deutscher Rentenversicherer (VDR), Dirk von der Heide.

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