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Wissen: Atlantik heizt die Arktis auf

Framstraße wurde in 100 Jahren zwei Grad wärmer

Das atlantische Wasser in der Framstraße, einer Meerenge zwischen Grönland und Spitzbergen, ist in den vergangenen 2000 Jahren noch nie so warm gewesen wie heute. Das zeigen Untersuchungen von Wissenschaftlern um Robert Spielhagen vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-Geomar in Kiel. Anhand fossiler Einzeller lasse sich nachweisen, dass die Temperatur des einströmenden Atlantikwassers in den vergangenen 100 Jahren um etwa zwei Grad Celsius gestiegen ist, schreiben sie im Fachblatt „Science“ (Band 331, Seite 450).

„Eine solche Erwärmung hebt sich wesentlich von den Klimaschwankungen der vergangenen 2000 Jahre ab“, sagte Spielhagen. Die Experten vermuten, dass der beschleunigte Rückgang des Meereises und die in den letzten Jahrzehnten gemessene Erwärmung von Ozean und Atmosphäre in der Arktis unter anderem auf den verstärkten Wärmetransport aus dem Atlantik zurückgehen.

Da kontinuierliche Messdaten nur rund 150 Jahre zurückreichen, nutzen die Wissenschaftler verschiedene Methoden, um das Klima der Vergangenheit zu rekonstruieren. Dazu zählen „natürliche Archive“ wie Eisbohrkerne oder Sedimentkerne. Für die Rekonstruktion der Temperaturen in der Framstraße nutzten Spielhagen und sein Team spezielle Arten tierischer Einzeller: Foraminiferen. Sie leben in Tiefen von 50 bis 200 Metern und bilden während ihres Lebenszyklus Kalkschalen. Wenn sie sterben, sinken die Schalen auf den Meeresboden, wo sie als Fossilien über lange Zeit gut erhalten bleiben. Da einige Foraminiferen-Arten bestimmte Wassertemperaturen bevorzugen, konnten die Forscher anhand der im Meeresboden gefundenen Arten und deren Alter das Klima der Vergangenheit ermitteln.

Parallel dazu untersuchten sie die chemische Zusammensetzung der fossilen Kalkschalen. Das erlaubt ebenfalls Rückschlüsse auf Temperaturen in der Vergangenheit. Die beiden voneinander unabhängigen Untersuchungsmethoden zeigten übereinstimmend einen Temperaturanstieg von etwa zwei Grad Celsius in den vergangenen 100 Jahren.

Eine weitere Erwärmung könnte dramatische Folgen für die Eisbildung und -bedeckung im Arktischen Ozean haben, vermuten die Wissenschaftler: Ohne Eis auf dem Meer könnten sich die Klimaveränderungen in der Arktis verstärken, da die Sonnenstrahlen nicht mehr vom hellen Eis reflektiert werden. Stattdessen würde die Strahlung das Wasser zusätzlich erwärmen. dpa

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