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Fast alles hat sich geändert ind David Crosbys Leben. Aber der Schnauzer blieb.

© Chris McKay/Mediapunch/action press

Mit Herz und Leber: Woran wir auch denken sollten, wenn wir an David Crosby denken

Mit dem Byrds- und CSN-Sänger verliert die Welt einen großen Musiker und vielschichtigen Menschen. Warum er nicht schon viel früher starb, ist eine der wichtigsten Lehren aus seinem Leben.

Ein Kommentar von Richard Friebe

David Crosby ist gestorben.

Vielen Jüngeren wird der Name nichts sagen, aber vielen, die vor 50 Jahren jung waren, war er so präsent wie Adele oder Ed Sheeran denen, die heute einigermaßen jung sind.

David Crosby ist gestorben.

Dabei hätte er, sagen viele, längst tot sein müssen. Wie bei vielen anderen Musikern seiner Generation gehörten Alkohol und harte Drogen lange zu seinem täglichen Leben.

David Crosby ist gestorben.

Aber er ist im reifen Alter gestorben. Er wurde 81 Jahre alt. Das sind fünf Jahre mehr als die derzeitige mittlere Lebenserwartung eines Mannes in seinem Heimatland USA.

Er hatte Glück, könnte man sagen. Denn er ist mehrfach dem frühen Tod nur knapp entgangen. Doch Glück allein war es nicht. Was David Crosby am Leben erhalten hat, waren Freunde, Ressourcen, die moderne Medizin – und ein unbekannter Organspender.

1994 war Crosby, der seit Jahren unter Hepatitis C litt, einer Leberentzündung, die vor allem durch unsauberes Drogenbesteck und durch Sex übertragen wird, dem Tode nah. 1994 bekam er eine Leber transplantiert.

Neue Leber

Der Fall erregte Aufsehen, denn Spenderorgane waren schon damals knapp, Transplantationen teuer. Die Entscheidung, wer eines der knappen Organe bekommt, wird normalerweise auch davon abhängig gemacht, wie die Prognose eingeschätzt wird. Jahrzehntelange Probleme mit Drogen gehören nicht zu den Pluspunkten.

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Schon früher hatten ihn Freunde, unter anderem seine Bandkollegen Stephen Stills und Graham Nash, von der Abbruchkante des Lebens zurückgebracht, ihn motiviert, auf die Bühne geholt, ihn zumindest zwischenzeitlich von den Drogen wegbekommen. Phil Collins, ein anderer Freund und anderer Superstar, soll 1994 für die Transplantation und Nachsorge bezahlt haben. Es wurde spekuliert, dass Crosby unlautere Hilfe beim Sprung auf einen der oberen Plätze einer Transplant-Liste bekommen hatte.

Rückblickend (zum Nachruf von Christian Schröder geht es hier) aber ist vielleicht etwas anderes wichtiger: Das Beispiel dieses unvergleichlichen Gitarristen, Sängers und Songschreibers, der die Chance bekam und sie entgegen der Prognosen nutzte, der fast 30 Jahre mit einem Spenderorgan lebte, zeigt: Freunde, die moderne Medizin plus Ressourcen, diese einzusetzen, aber auch die im Wortsinne „Selbst“-lose Bereitschaft, nach dem eigenen Tode die eigenen Organe zu spenden, all das kann den Unterschied machen. Es kann entscheiden, ob ein Leben mittendrin, tragisch und unvollendet aufhören muss, oder voll gelebt werden kann.

David Crosby ist gestorben.

Neues Leben

Aber er hat gelebt, lang und produktiv, wurde nach der Transplantation sogar noch zweimal Vater. Die Wartelisten für Organe sind lang. Und alle, die darauf stehen, sollten doch eigentlich die Chance haben, weiter zu leben. Oder – „so much time to make up“ heißt es im Crosby-Stills-Nash-Song „Wasted on the Way“ – vielleicht überhaupt zum ersten Mal richtig und bewusst zu leben. Was es dafür braucht, sind Freunde, Ressourcen – und mehr Menschen mit Organspenderausweis.

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