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In den Gewässern der Antarktis scheint beachtliche Größe ein Überlebensvorteil zu sein.

© R. Robbins

Seespinnenväter: Gelege, nicht Gelage, unter dem Meer

Bei väterlicher Fürsorge denken wenige an Wesen mit acht Beinen, zumal schauerlich langen. Unter antarktischen Seespinnen kümmert Papa sich aber, zumindest ein bisschen.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

In Mitteleuropa verbreiten spinnenartige Tiere oftmals schon in vergleichsweise geringer Körpergröße Angst und Schrecken unter Menschen. Im zeitlichen Umfeld des Vatertages mag dazu beitragen, dass Spinnenmännchen gelegentlich Opfer kannibalisch motivierter Angriffe nach der Paarung hungriger Weibchen werden. Spinnenväter haben wenig Gelegenheit, menschliche Sympathiepunkte zu sammeln. Weitet man den zoologischen Blick jedoch etwas, kommen mit See- oder Asselspinnen verwandte achtbeinige Gliederfüßer hinzu, denen das nach neuen Erkenntnissen gelingen könnte.

„Bei den meisten Seespinnen kümmert sich der männliche Elternteil um die Babys, indem er sie herumträgt, während sie sich entwickeln“, sagt Amy Moran, von der University of Hawaii. „Das Seltsame ist, dass trotz Forschungen, die über 140 Jahre zurückreichen, niemand jemals die riesigen antarktischen Seespinnen bei der Jungenaufzucht beobachtet hat.“

Tauchgang zu den Seespinnen

© S. Rupp

Was sind das für Tiere? Seespinnen sind eine Gruppe spinnenartiger Gliederfüßer, die in allen Weltmeeren vorkommen. Die meisten sind kleiner als ein Fingernagel, aber einige antarktische Arten bringen es von Beinspitze zu Beinspitze auf mehr als dreißig Zentimeter.

Es ist ein Beispiel für polaren Riesenwuchs. Bestimmte Organismen wie auch Flohkrebse werden in der Arktis oder Antarktis viel größer als ihre Verwandten in wärmeren Klimazonen. Würden sich auch die Seespinnen gelegentlich in mitteleuropäische Wohnungen verirren, könnten tierliebe menschliche Väter sich der Gefahr nur mit übergroßen Gläsern und Postkarten stellen.

Ein Forschungsteam um Moran hat die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet, dem Meer vor der Küste der Antarktis. Wie sie in der Fachzeitschrift „Ecology“ berichteten, schienen einige sich gerade zu paaren. In Aquarien bestätigte sich der Verdacht. Die Männchen trugen die Eier aber nicht auf ihrem Rücken, sondern befestigten sie sorgsam am steinigen Untergrund. Dort wurden sie von Algen überwachsen und waren gut getarnt, bis die Larven schlüpften. Es sei eine einfache Form, sagt Moran, „aber vielleicht eine Art evolutionäre Brücke zur Entwicklung väterlicher Fürsorge“.

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