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Studie: Verdienen statt studieren

Einer Studie zufolge schrecken Gebühren zukünftige Studenten ab. Andere Gründe sind für den Verzicht auf ein Studium jedoch wichtiger.

Was bringt Abiturienten dazu, auf ein Studium zu verzichten? Das Hochschul-Informations-System (HIS) hat jetzt die Studie veröffentlicht, die untersucht, wie abschreckend Studiengebühren wirken - und die nach dem Bekanntwerden erster Resultate vor zwei Wochen politischen Streit auslöste. Die Kernergebnisse: Die neuen Studiengebühren veranlassten zwar knapp vier Prozent der potenziellen Studienanfänger, auf die Uni zu verzichten - andere Faktoren spielten aber eine größere Rolle, wenn Abiturienten sich gegen einen Hochschulbesuch entschieden. Dabei ließen sich doppelt so viele junge Frauen wie Männer von Gebühren abschrecken. Insgesamt, so die Forscher, falle der Abschreckungseffekt "geringer aus, als in den politischen Debatten erwartet wurde".

Die Studie wurde vom gebührenfreundlichen Bundesbildungsministerium unterstützt. Die Forscher befragten 5240 Abiturienten des Jahrgangs 2006, in diesem Jahr begannen die ersten Bundesländer, Gebühren zu nehmen. Unter den Gründen, kein Studium aufnehmen zu wollen, rangieren die Gebühren für Abiturienten auf Platz fünf. 26 Prozent derjenigen, die auf ein Studium verzichteten, nannten sie als Grund. Frauen (31 Prozent) gaben dieses Abschreckungsmotiv fast doppelt so oft wie Männer (19 Prozent) an. Auch Kinder aus hochschulfernen Elternhäusern reagierten besonders sensibel auf die Gebührenpflicht. Zwischen Ost und West gab es dagegen keine Unterschiede.

Den Ausschlag für einen Studienverzicht gab allerdings deutlich häufiger, möglichst bald selbst Geld verdienen zu wollen (70 Prozent). "Praktische Tätigkeit interessiert mehr als ein theoretisches Studium" (51 Prozent), "ein Studium dauert zu lange" (32 Prozent) sowie "habe ein festes Berufsziel, das kein Studium voraussetzt" (28 Prozent) wurden ebenfalls häufiger als Motiv von den verzichtenden Abiturienten genannt.

Insgesamt 1,4 Prozent aller Abiturienten schlossen ein Studium wegen der Gebühren definitiv aus. 2,2 Prozent gaben an, derzeit wegen der Gebühren zu verzichten, aber möglicherweise später noch zu studieren. Das HIS kommt auf 6000 bis 18.000 Studienberechtigte, die durch die Gebühren abgeschreckt werden.

Studienanfänger stellen Hochschulen ein schlechtes Zeugnis aus

Wie schlägt sich die Gebührenpflicht auf die Wahl der Hochschule nieder? Laut einer zweiten neuen Studie des HIS war es für ein Drittel der Studienanfänger des Wintersemesters 2007/2008 ein "wichtiges Kriterium", keine Gebühren zahlen zu müssen. Wirklich ausschlaggebend war es allerdings nur für sieben Prozent. Bei der Auswahl richten sich die Nachwuchsakademiker eher nach privaten Kriterien: Zwei von drei Studienanfängern studieren in der Nähe ihres Heimatorts. Besonders für Lehramtsstudierende war dieser Aspekt entscheidend. Angehende Juristen orientierten sich dagegen mehrheitlich am guten Ruf der Hochschule und an Rankingergebnissen.

Knapp drei Viertel der Studienanfänger erwarten, dass sich die Studienbedingungen durch Gebühren deutlich verbessern werden. Ein Zehntel der Studierenden nahm ein Darlehen auf, um die Beiträge bezahlen zu können, 77 Prozent waren auf Unterstützung durch Eltern oder Partner angewiesen, 57 Prozent jobbten.

Ihren Schulen stellten Studienanfänger ein schlechtes Zeugnis aus: Nur zwei Fünftel fühlen sich durch die Schule gut oder sehr gut auf das Studium vorbereitet. Schlecht oder unzureichend vorbereitet fühlt sich dagegen knapp ein Drittel. Die Studienanfänger plädieren für differenziertere Zulassungsverfahren: Etwas mehr als jeder Dritte hält Aufnahmeprüfungen für "in hohem Maße zweckmäßig". Einer solchen Prüfung unterziehen mussten sich 2007 lediglich 14 Prozent. An ein Studium haben die Erstsemester hohe Erwartungen: 77 Prozent erhoffen sich einen guten Verdienst, 69 Prozent wollen sich in ihrem künftigen Beruf "ständig neuen Herausforderungen stellen". Bei drei Fünfteln spielt die Überlegung eine wichtige Rolle, ob sie mit dem gewählten Studienfach gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. tiw/-ry

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