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Die drei Hungerstreikenden Wolfgang Metzeler-Kick (l-r), Richard Cluse und Michael Winter stehen im Hungerstreik-Camp des Bündnisses «Hungern bis ihr ehrlich seid» im Regierungsviertel.

© dpa/Sebastian Gollnow

Klimaprotest im Berliner Invalidenpark: Hungerstreikender in „sehr kritischem Zustand“

Seit über 60 Tagen hungert ein Ingenieur in Berlin. Ein Mitstreiter ist laut eigenen Angaben nun akut lebensbedroht. Die Kampagne fordert eine Regierungserklärung zur Klimakrise.

Die Lage im Hungerstreik-Camp im Berliner Regierungsviertel spitzt sich langsam zu. Einer der mittlerweile vier Hungerstreikenden der Kampagne „Hungern bis ihr ehrlich seid“ befindet sich laut Angaben einer Ärztin in akuter Lebensgefahr.

Die Klimaaktivisten fordern, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Regierungserklärung abgibt, in der er die Klimakatastrophe als existentielle Menschheitskrise anerkennt. Dabei erhalten sie Unterstützung aus der Wissenschaft: In einem Statement bekannte sich die Klimagruppe „Scientist for Future“ zu den Forderungen der Kampagne – lehnte allerdings das Mittel des Hungerstreiks ab.

Michael Winter, der seit 22 Tagen auf feste Nahrung verzichtet, sei mittlerweile bedrohlich untergewichtig. Das sagte eine Ärztin am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Das medizinische Supportteam werde daher seine Versorgung einstellen.

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Winter selbst kündigte an, den Hungerstreik zunächst fortsetzen zu wollen. „Ich will überleben, aber ich will auch weiter hungern.“ Er wolle testen, ob die Regierung ihr Schweigen auch dann fortsetze, wenn sein Leben auf dem Spiel stehe, sagte Winter.

Aus medizinischer Sicht sei ratsam, dass er in den kommenden Tagen unter klinischer Aufsicht die Nahrungsaufnahme wieder beginne, sagte die Ärztin weiter. Sie werde den Sozialpsychiatrischen Dienst informieren und die Verantwortung dadurch an den Staat abgeben, wenn er sich entscheide, weiter zu hungern.

Berliner schließt sich Hungerstreik an

Winters Mitstreiter, die Ingenieure Wolfgang Metzeler-Kick und Richard Cluse, seien weiter gesundheitlich relativ stabil, sagte die Ärztin. Metzeler-Kick hungerte am Dienstag bereits seit 62 Tagen, er hat mittlerweile 22 Kilogramm abgenommen. Sein Zustand könnte allerdings jederzeit kippen: Schon ab 50 Tagen gilt ein Hungerstreik als akut lebensbedrohlich. Der Potsdamer Cluse hungert seit 44 Tagen.

Am Dienstag schloss sich ein weiterer Mann dem Hungerstreik an. Der Berliner Adrian Lack will nicht nur unbefristet hungern, sondern auch schweigen – „solange, bis Olaf Scholz sein Schweigen bricht“, erklärte er in einem schriftlichen Statement.

Die Feststellungen sind wissenschaftlich solide und vernünftig.

Die Gruppe „Scientists for Future“ über die Forderungen der Hungerstreikenden

Am Dienstag hatten sich 143 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Gruppe „Scientist for Future“ den Forderungen der Kampagne angeschlossen. „Die Feststellungen sind wissenschaftlich solide und vernünftig“, sagte der Initiator des Statements, der Potsdamer Geoforscher Bernhard Steinberger, bei der Pressekonferenz.

Die Erderhitzung sei „unzweifelhaft eine existenzielle Gefahr für die menschliche Gesellschaft“. Steinberger betonte allerdings auch, dass sich die Gruppe von dem Hungerstreik als Mittel distanziere. „Wir brauchen eure Stimmen, nicht euer Sterben“, pflichtete ihm die ebenfalls anwesende Klimapsychologin Lea Dohm bei.

Zu den Unterzeichnenden des Statements zählen unter anderem der Klimatologe Stefan Rahmstorf sowie Claudia Kemfert und Wolfgang Lucht aus dem Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen.

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