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Unter Platanen. Im Treptower Park bestäubte eine dünne Schneeschicht am Sonntag die Alleen und das sowjetische Ehrenmal.

© Thilo Rückeis

Frost in Berlin: Wintergrüße aus Sibirien

In den nächsten Tagen wird es noch kälter. Auch Schnee ist in Sicht. Und beim ersten Eis-Unfall am Sonnabend rettete ein beherzter Jugendlicher einem Mann das Leben.

Wer an diesem Montagmorgen gefroren hat, sollte das als letzte Warnung nehmen: Die nächsten Tage und vor allem die Nächte werden noch deutlich kälter. Nachdem sich das Thermometer am Dienstag noch einmal bis auf minus fünf Grad hochquält, rauscht es in der Nacht darauf in jenen Keller unter minus zehn Grad, den Meteorologen als „strengen Frost“ definieren.

Auch tagsüber werde es dann nicht mehr viel milder, prophezeit Ronny Büttner vom Wetterdienst Meteogroup. Als Trost stellt er immerhin abflauenden Wind in Aussicht, so dass eisige Luft im Gesicht nicht mehr so schmerzt. Die Nächte zu Donnerstag und zu Freitag würden mit etwa minus 15 Grad allerdings noch kälter – und deutliche Milderung sei bis in die darauffolgende Woche hinein nicht in Sicht. Im Gegenteil, sagt Büttner: Das über Russland und Skandinavien festsitzende Hochdruckgebiet sei derart stark und stabil, dass es in Kombination mit einem ebenso trägen Tief über dem Mittelmeer ungehindert kalte Luft aus Sibirien zu uns schaufeln kann. Die immer neuen Tiefs vom Atlantik, die wochenlang mit milder Luft und Regenwolken zu uns rauschten, haben gegen dieses Bollwerk vorerst keine Chance.

Der Schnee vom Samstagabend muss aber nicht der letzte gewesen sein: Zwar bleibt es vorerst sonnig, aber ab Freitag soll der Luftstrom auf Nordost drehen und einzelne Schauer bringen. Die Feuchtigkeit steigt von der mit zwei bis drei Grad noch relativ warmen Ostsee auf und kondensiert in etwa 1500 Meter Höhe bei minus 25 Grad. Den weiteren Transport übernimmt der Wind. „Ostseeschauer sind auch mal für Überraschungen gut“, sagt Büttner und meint damit, dass man erst kurz vorher wisse, wo es plötzlich kräftig zu schneien beginnt.

Wer in den Winterferien unbedingt noch rodeln möchte, muss mindestens bis in den Fläming fahren: An den kaum 200 Meter hohen Hügeln südwestlich Berlins seien am Samstag immerhin bis zu sieben Zentimeter Schnee herabgerieselt, berichtet der Meteorologe. In Berlin habe es nur zu maximal zwei Zentimetern am westlichen Stadtrand gereicht.

Der Frost lässt auch die Berliner Gewässer zufrieren. Schon am Samstagabend passierte der erste Eis-Unfall: Ein angetrunkener 46-Jähriger robbte in Mahlsdorf über den Weiher am Waldowpark – eher eine große Pfütze als ein See. Prompt brach der Mann ein. Er wäre wohl im eiskalten Wasser des Tümpels ertrunken, wenn nicht zufällig ein 17-Jähriger mit seiner Mutter in der Nähe gewesen wäre. Der Jugendliche kämpfte sich übers Eis zu dem Mann, packte ihn an der Jacke und zog ihn ans Ufer. Die Mutter hatte inzwischen die Feuerwehr alarmiert und hielt den Betrunkenen fest, der immer wieder in den Weiher abzurutschen drohte. Die Feuerwehrleute brachten ihn schließlich ins Trockene und fuhr ihn ins Krankenhaus, wo er stationär blieb. Die Retter wurden nach Auskunft der Polizei an Ort und Stelle versorgt.

Im Laufe dieser Woche dürften auch die größeren Gewässer zufrieren – und zur lebensgefährlichen Verlockung für leichtsinnige Ferienkinder werden, denn im eiskalten Wasser schwinden die Kräfte binnen Sekunden. Der Große Müggelsee war am Freitag teilweise schon dünn zugefroren, aber am Wochenende brachen Wind und Wellen die Eisschicht wieder auf. Im vergangenen Winter war der See von Ende November bis Anfang März zugefroren. Fast genauso lange dauerte die Zwangspause für die drei ganzjährigen Fähren der BVG an Wannsee, Dahme und Spree.

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