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Der Republikaner Kevin McCarthy.

© Getty Images via AFP/Anna Moneymaker

Update

Machtkampf im US-Kongress geht weiter: Repräsentantenhaus verschiebt siebte Abstimmung über McCarthy

Die Wahl im Kongress versinkt im Chaos. Der Republikaner McCarthy ist in sechs Wahlgängen gescheitert. Einen siebten ohne Mehrheit konnte er zunächst gerade noch abwenden. 

Nach einer Serie von Niederlagen für den Republikaner Kevin McCarthy geht der Machtkampf um das höchste Amt im US-Parlament an diesem Donnerstag in die nächste Runde. Das US-Repräsentantenhaus stimmte am Mittwochabend (Ortszeit) dafür, die Sitzung auf Donnerstagmittag (Ortszeit/18 Uhr MEZ) zu vertagen.

Zuvor hatte McCarthy zwei Tage lang bei sechs Wahlgängen die erforderliche Mehrheit bei der Wahl zum Vorsitzenden der Parlamentskammer verfehlt. Es ist völlig offen, ob es der 57-Jährige nun bis zur kommenden Sitzung schafft, seine Gegner in der Partei hinter sich zu vereinen.

Am Abend wurde es im Repräsentantenhaus noch einmal spannend. Nach einer mehrstündigen Pause kamen die Abgeordneten erneut zusammen. Zuvor hatte McCarthy hinter den Kulissen verhandelt - offenbar ohne Erfolg. „Ich glaube nicht, dass eine Abstimmung heute Abend etwas ändert, aber ich denke, dass eine Abstimmung in der Zukunft etwas ändern wird“, sagte er im Anschluss an die Gespräche.

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Wohl um eine neuerliche Blamage bei einer siebten Abstimmung zu vermeiden und Zeit zu gewinnen, beantragte ein McCarthy-Vertrauter, die abendliche Sitzung zu vertagen. Allerdings stemmten sich die Demokraten gegen das Vorhaben. Erst im letzten Moment wurde der Antrag mit einer hauchdünnen Mehrheit der Republikaner angenommen.

Am Dienstag und Mittwoch hatten mehrere Republikaner ihrem Parteikollegen McCarthy die Unterstützung verweigert und bei der Wahl um den Vorsitz für andere Kandidaten gestimmt. So versammelten sich 20 Republikaner bei den Wahlgängen am Mittwoch hinter dem Gegenkandidaten Byron Donalds.

McCarthys Gegner hatten den Republikaner nominiert. Da die Republikaner in der Parlamentskammer nur eine knappe Mehrheit haben, ist McCarthy fast auf jede Stimme in seiner Partei angewiesen, um zum Vorsitzenden gewählt zu werden. Gegen ihn stellten sich glühende Anhänger des ehemaligen Präsidenten Donald Trump.

Interner Kampf

Nach den Parlamentswahlen im November kam der Kongress am Dienstag erstmals in neuer Konstellation zusammen. Die Republikaner übernahmen die Kontrolle im Repräsentantenhaus - im Senat haben die Demokraten von Präsident Joe Biden weiter eine knappe Mehrheit. Der erbitterte interne Kampf der Republikaner um die Führung im Repräsentantenhaus wütet seit Wochen. Nun kam es aber für McCarthy noch schlimmer als erwartet.

Der Posten des Vorsitzenden in der Kammer, den in den vergangenen Jahren die Demokratin Nancy Pelosi innehatte, steht in der staatlichen Rangfolge der USA an dritter Stelle nach dem Präsidenten und dessen Vize. Üblicherweise ist die Wahl eine Formalie.

Öffentliche Bloßstellung

Der frühere US-Präsident Donald Trump rief schließlich alle Republikaner im Repräsentantenhaus in Washington dazu auf, den Kandidaten Kevin McCarthy zum neuen Vorsitzenden der Kongresskammer zu wählen. Trump lancierte den Appell am Mittwoch in Online-Medien.

Für McCarthy ist seine Niederlage in den Wahlgängen eine öffentliche Bloßstellung, die auch die Zerrissenheit der Partei zeigt. Es ist hundert Jahre her, dass ein Kandidat bei der Abstimmung zum Vorsitz im Repräsentantenhaus nicht im ersten Wahlgang die nötige Mehrheit erreichte: 1923 waren neun Wahlgänge nötig, um einen Vorsitzenden zu bestimmen. Damals dauerte das Ganze mehrere Tage.

Kevin McCarthy (r.) schüttelt die Hände von Abgeordnetem Jim Jordan. 

© Getty Images via AFP / ANNA MONEYMAKER

McCarthy kam im ersten und zweiten Durchgang bei der mündlichen Abstimmung lediglich auf 203 von 434 abgegebenen Stimmen - 218 hätte er gebraucht. 19 Parteikollegen verweigerten ihm in beiden Anläufen die Stimme. Zuvor war erwartet worden, dass gut ein Dutzend Parteikollegen nicht hinter ihm stehen würden. Im dritten Wahlgang ging ihm noch eine weitere Stimme aus den eigenen Reihen verloren.

Nach dem ersten Wahlgang hatte der republikanische Abgeordnete Jim Jordan McCarthy für den zweiten Anlauf nominiert und seinen Parteikollegen ins Gewissen geredet, die Reihen zu schließen. Doch dann holte direkt im Anschluss einer der härtesten Gegner McCarthys, der Parlamentarier Matt Gaetz, zum Schlag aus - und nominierte ausgerechnet Jordan. Jordan ist ein Getreuer von Ex-Präsident Donald Trump und versammelte schließlich in der zweiten Runde alle 19 Abweichler hinter sich.

McCarthy gab sich zuvor kämpferisch

McCarthy hatte sich kurz vor der Sitzung kämpferisch gegeben und gesagt: „Ich halte den Rekord für die längste Rede im Plenum.“ Er habe kein Problem damit, einen Rekord aufzustellen für die meisten Wahlgänge bei einer Abstimmung zum Vorsitz im Repräsentantenhaus.

Auch wenn sich McCarthy am Ende durchsetzen sollte, wird er geschwächt aus dem Gerangel hervorgehen und muss sich in den kommenden Jahren auf einige Schwierigkeiten einstellen bei der Organisation von Mehrheiten in der Kongresskammer.

McCarthy legte am Dienstag sichtlich verärgert offen, am Montag sei ihm gesagt worden, er werde nur die nötigen Stimmen bekommen, wenn er bestimmte Mitglieder der Fraktion mit bestimmten Ämtern und Etats versorge. Sein Gegner Gaetz habe sogar unverblümt gesagt, ihm sei es egal, wenn im Zweifel der Kandidat der Demokraten die Wahl gewinne. Seinen Widersachern gehe es allein um das persönliche Fortkommen, nicht um das Land, so McCarthy. Es werde vielleicht eine „Schlacht“ im Plenum der Kammer geben, aber dabei gehe es um die gesamte Fraktion und das Land, „und das ist ok für mich“. (dpa, AFP)

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