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Sozialer Wohnungsbau in Potsdam. Pro Potsdam, Georg-Herrmann-Allee

© Andreas Klaer

Familien profitieren von neuem Programm: Mehr Potsdamer haben Anspruch auf Wohnberechtigungsschein

Mietpreisgebundene Wohnungen sind rar. Durch höhere Einkommensgrenzen wächst der Kreis der Berechtigten. Wie die Stadt Potsdam auf dem Wohnungsmarkt gegensteuert.

In Potsdam haben seit Jahresbeginn deutlich mehr Personen Anrecht auf einen Wohnungsberechtigungsschein (WBS) und damit Zugang zu mietpreisgebundenen Wohnungen. Das seit 1. Januar geltende Programm zur Wohnungsbauförderung sieht höhere Einkommensgrenzen sowie zusätzlich eine dritte Einkommensgrenze für Berechtigte vor.

Nach Berechnungen der Stadt liegen insgesamt 57 Prozent aller Potsdamer Haushalte unter den neuen Einkommensgrenzen. Das sind bei etwa 100.000 Haushalten in der Stadt immerhin 50.000 bis 60.000 Haushalte. „Aber nicht jeder Haushalt benötigt eine neue Wohnung“, sagte Gregor Jekel, Bereichsleiter Wohnen der Stadtverwaltung, als er am Donnerstag (1. Februar) die Eckwerte zur sozialen Wohnraumversorgung der Presse erläuterte.

So gilt jetzt beispielsweise für einen Einpersonenhaushalt ein Jahreseinkommen von 18.500 Euro als Grenze. Zuvor waren es 15.500 Euro. Gleichzeitig wurde aus dem WBS+20 ein WBS+40 – das Einkommen darf also 40 Prozent über der Grenze liegen. Zusätzlich gibt es nun den WBS+60 für um 60 Prozent höhere Einkommen. Die Zielgruppe seien hier vor allem Familien, sagte Jekel. Herangezogen wird jeweils das Bruttoeinkommen, von dem für die Berechnung durchschnittlich 30 Prozent abgezogen werden. Für Kinder werden Extrabeträge angerechnet.

Eine dreiköpfige Familie mit einem Kind erhält mit einem durchschnittlichen monatlich verfügbaren Einkommen von 3900 Euro den WBS+40 und hat damit Anrecht auf eine geförderte Wohnung mit einer Nettokaltmiete von maximal 9 Euro pro Quadratmeter. Ein Singlehaushalt mit einem Einkommen von 2055 Euro kann nun ebenfalls einen WBS+40 erhalten.

Die Verwaltung erwarte einen Anstieg der WBS-Anträge, „aber keinen großen Sprung“, so Jekel. Den WBS würden Personen beantragen, die eine neue Wohnung suchen. Die Zahl der WBS-Anträge liegt laut Stadt zwischen 2000 und 3000 jährlich. Die genaue Zahl für 2023 liegt noch nicht vor. Derzeit dauere die Bearbeitung der Anträge zehn Wochen. Die Stadt schlägt danach Vermietern für eine freie mietpreisgebundene Wohnung jeweils drei WBS-Inhaber vor.

Nachfrage zur Hälfte gedeckt

Neubauwohnungen, bei denen die neue Vergabepraxis angewendet wird, seien aber erst in drei bis fünf Jahren fertig. Bei sanierten Wohnungen könnte die Regelung im kommenden Jahr greifen. Aktuell gibt es in Potsdam 5020 mietpreisgebundene Wohnungen. Damit könne die Nachfrage zur Hälfte gedeckt werden, so Jekel. Langfristiges Ziel sei, dass für zehn Prozent aller Mietwohnungen in Potsdam eine Mietpreisbindung gilt. „Dann könnten wir alle Haushalte, die einen dringenden Bedarf haben, auch versorgen“, sagt Jekel.

Sozialer Wohnungsbau der Pro Potsdam an der Georg-Herrmann-Allee im Bornstedter Feld.
Sozialer Wohnungsbau der Pro Potsdam an der Georg-Herrmann-Allee im Bornstedter Feld.

© Andreas Klaer

Zwischen 2017 und 2023 wurden in Potsdam 799 geförderte Wohnungen neu gebaut und weitere 452 Wohnungen saniert. Derzeit werden 202 geförderte Wohnungen saniert, 163 Einheit sind in Bau, beispielsweise im Bergviertel in Krampnitz, in der Slatan-Dudow-Straße in Drewitz, in der Newtonstraße am Stern, in der wiederaufgebauten Mitte sowie an der Heinrich-Mann-Allee. Dort entstehen auf dem früheren Tram-Depot insgesamt 750 neue Wohnungen der Pro Potsdam, davon sind 340 fertiggestellt, von denen 257 mietpreisgebunden sind. Bis auf einen Block sind bereits alle Wohnungen vermietet. Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt mit 410 Wohnungen würden jetzt beginnen, sagte Jekel.

Insgesamt will die Stadt mit der Pro Potsdam in den kommenden drei Jahren 2500 neue Wohnungen bauen, von denen 600 für WBS-Inhaber vorgesehen sind. Nachholbedarf bestehe vor allem bei größeren Wohnungen mit mehreren Zimmern für Familien, so Jekel. Denn in früheren Jahren seien Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmetern nicht gefördert worden.

Den Bemühungen der Stadt läuft entgegen, dass viele geförderte Wohnungen in den kommenden Jahren aus der Mietpreisbindung herausfallen. Von den heute gebundenen 5020 Wohnungen sind bis 2036 nur noch 2400 übrig. Derzeit bekannt sei die Planung von etwa 7200 neuen geförderten Wohnungen bis 2036. Die Änderung der Wohnraumförderung sieht auch vor, dass die Laufzeit für zinsfreie Darlehn für den Wohnungsbau auf 35 Jahre verlängert wird. Das soll den Anreiz erhöhen. Fraglich sei, ob das Land in Zukunft den wachsenden Bedarf an einer Wohnraumförderung allein noch stemmen könne, sagte Jekel.

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