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Robust und trotzdem bedroht

© IMAGO/Shotshop/IMAGO/Karin Jähne

Blume des Jahres 2023: Die Kleine Braunelle steht für Artenvielfalt

Am Beispiel der unscheinbaren, blauviolett blühende Pflanze soll die Notwendigkeit von Artenvielfalt deutlich werden. Sie zieht allein 16 Schmetterlingsarten an.

Von Susanne Müller,epd

Die Wildblume Kleine Braunelle ist überaus robust. Sie überlebt auch im häufiger gemähten Rasen und auf genutzten Viehweiden, wie Axel Jahn, Geschäftsführer der Hamburger Loki Schmidt Stiftung, berichtet. Und trotzdem sind ihre Bestände in mehreren Regionen Deutschlands in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.

Die Stiftung habe die Kleine Braunelle zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten aufmerksam zu machen, erklärt Jahn. Viele einst häufige Wiesenblumen stünden mittlerweile auf den Roten Listen gefährdeter Pflanzen. Das habe Auswirkungen auch auf Vögel, Amphibien und Insekten, die ihre Nahrungsgrundlage verlieren, wenn die Artenvielfalt schwindet. „Wir alle können und müssen etwas tun, um diesen Prozess aufzuhalten“, betont Jahn. Das könne im Garten und an Straßenrändern ebenso geschehen wie in der Landwirtschaft.

Die Kleine Braunelle, mit botanischem Namen Prunella vulgaris, gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler. Verwandte von ihr sind Taubnessel, Thymian, Salbei, Gundermann oder Minze. Sie wächst mit ihren nur fünf bis 25 Zentimetern Höhe auf Wiesen, Weiden, Rasen und Wegrändern.

Robust und trotzdem bedroht: Die Kleine Braunelle ist Lebensgrundlage vieler Tiere.

© imago/blickwinkel/IMAGO/S. Derder

Axel Jahn beschreibt die Pflanze: „Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Vor allem Hummeln und andere Wildbienen sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten finden hier Nahrung.“ Der Name Braunelle beziehe sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen. Die Kleine Braunelle wird auch Gewöhnliche Braunelle oder Brunelle genannt.

Obwohl sie robust ist, sorgen den Angaben zufolge zu häufiges Mähen in der Landwirtschaft, in Gärten, Parks und an Wegrändern dafür, dass sie zu wenig Zeit hat, um zu wachsen und Blüten und Samen ausbilden zu können. Auch die Unkrautbekämpfung durch Gifte und mechanische Verfahren trage zum Rückgang bei. Die größte Gefahr drohe ihr aber durch Überdüngung. Stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer verdrängten dann die kleineren Wildblumen, erklärt der Experte und verweist auf Daten des Bundesamts für Naturschutz. Diesen zufolge sind hohe Nährstoffeinträge bei der Hälfte der in Deutschland gefährdeten Pflanzenarten wesentliche Ursache für den Bestandsrückgang.

Die Kleine Braunelle war im Mittelalter eine Heilpflanze, die man unter anderem gegen Diphtherie eingesetzt hat. Heute forscht die Traditionelle Chinesische Medizin an der Pflanze, deren Ähren sie beispielsweise bei Leber- und Gallenleiden verwendet. Junge, noch nicht blühende Pflanzenteile können auch als Salat oder als Gewürz verwendet werden. Sie enthalten jedoch starke Bitterstoffe, schreibt der Bochumer Botanische Verein in seinem Pflanzenporträt.

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