zum Hauptinhalt

Die Züricher Germanistin Eva Lia Wyss hat jede Menge Liebespost bekommen, mehr als 5000 Briefe und Zettel in den vergangenen drei Jahren. "Eigentlich kann ich es nur summen, vor mich hin stöhnen, wie sehr ich Dich liebe", steht darin, oder: "Wegen eines Andenkens bin ich mit einer Miederschnur zufrieden, die ich als winziges Andenken an Sie, meine Liebe, aufbewahren würde.

So also sieht die moderne Bahn aus: "Damit Sie sich in unserem Konzern in Zukunft besser zurechtfinden", schrieb die Kommunikationsabteilung der Deutschen Bahn AG einigen hundert Interessierten vor zwei Wochen überraschend, "übersenden wir Ihnen hier eine umfassende Liste unserer Ansprechpartner." In praktischem Handtaschenformat gedruckt legten die Bahner vom Potsdamer Platz dem freundlichen Schreiben ein zwölfseitiges Heftchen bei, das Telefonnummern und E-mail-Adressen von rund 50 Bahn-Oberen im Konzern übersichtlich auflistete.

Von Antje Sirleschtov

Bei einem neuen Zugunglück sind in Großbritannien neun Menschen leicht verletzt worden. Weniger als zwei Wochen nach dem letzten schweren Unglück in Nordengland stießen am Montag südöstlich von London zwei Züge zusammen, wie die Bahngesellschaft Connex mitteilte.

Regen, Wolken und das lange Warten auf Freitag: Erst ganz am Ende einer trüben, wenn auch milden Woche machen die Meteorologen Hoffnung auf Sonnenschein. Bis dahin nähren Tief "Erich" über der Nordsee und sein Bruder "Georg" über dem Atlantik die feuchte Witterung, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Montag voraussagte.

Kofi Annans Rettungsversuch für die Buddha-Statuen in Bamian ist gescheitert. Es war wohl ohnehin zu spät: Wahrscheinlich hatten die Taliban schon am Mittwoch große Teile der einzigartigen Kunstwerke gesprengt.

Von Clemens Wergin

Der Anwalt der israelischen Hilfsorganisation "Keren Hayesod" hat Strafanzeige gegen den Inhaber eines Münchner Nachtlokals angekündigt. Der Gastwirt soll Noa Ben Artzi-Pelossof, der Enkelin des ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin, den Zutritt zu einer Benefizveranstaltung in seinem Gasthaus verwehrt haben.

Helmut Kohl drohte mit dem Gericht, Otto Schily mit einem neuen Gesetz. Die frisch gekürte Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, stand unter Dauerbeschuss, weil sie Stasi-Akten über den Altkanzler an Journalisten weitergeben wollte.

Von Robert Ide

Der französische Außenminister Hubert Védrine hat sich für eine grundlegende Reform der internationalen Beziehungen ausgesprochen. Der Westen müsse der Versuchung widerstehen, einen moralischen Kreuzzug für Demokratie und Menschenrechte zu führen, sagte Védrine im Gespräch mit dem Tagesspiegel in Paris.

Von Eric Bonse

Mitte der 80er, als niemand einen Pfifferling auf zerbechlichen Spinner-Folk gewettet hätte, fing im tiefsten Nordwesten der USA das Pop-Ausnahmetalent Calvin Johnson damit an, bittersüße Mini-Epen auf den ignoranten Markt zu werfen. Der nimmermüde Aktivist spielte mit Beat Happening die zartesten Akustik-Pop-LPs seit der dritten Velvet Underground ein, mit den Halo Benders rockte er heftig an der Seite von Built-To-Spill-Mastermind Doug Martsch.

Der WDR, das muss man ihm lassen, sorgt für Gesprächsstoff: Nachdem schon das Kosovo-Stück "Es begann mit einer Lüge" heftigen Streit ausgelöst hatte, wird nun ein weiterer Film aus der Reihe "die story", mit dem der Kölner Sender den investigativen Journalismus wieder beleben möchte, wegen angeblich unsauberer Recherche kritisiert.Am 4.

Von Thomas Gehringer

Als junger Komponist aus dem DDR-Schaffen hervorgegangen, erfreut sich Steffen Schleiermacher weiterhin beachtlicher Zustimmung, obwohl oder weil sich seine Stücke nicht in Schubfächer einordnen lassen wollen. Der putzige Titel seines Auftragswerkes für die 18.

Von Sybill Mahlke

Es war einmal eine Zeit, da war Kreuzberg der Inbegriff von Berlin: Im Schatten der Mauer blühte das Nischenleben besonders bunt. Dann fiel die Mauer, und Kreuzberg war plötzlich mittendrin, aber nicht lange, dann war Mitte die Mitte Berlins und Kreuzberg am Rande des Untergangs.

Von Susanne Kippenberger

Wenn man vom Tuch der Redenden auf die Bedeutung des Themas schließen darf, dann war es sehr ernst. Mit überwiegend dunkelblauem Ernst ging es bei einer Diskussion im Max-Liebermann-Haus um die Frage, wie gut unsere Schulen auf die Informationsgesellschaft vorbereitet sind.

Manche Bücher haben kleine Vorsprüche, die dem Text den richtigen Drall geben sollen. Ein solches Motto kann schon eine Wucht sein.

Erheblich wählerischer als bisher angenommen sind die Fluss-Aale der alten Welt beim Aussuchen ihrer Geschlechtspartner, berichten Thierry Wirth und Louis Bernatchez von der Laval-Universität im kanadischen Ste-Foy (veröffentlicht in der Zeitschrift "Nature", Band 409, Seite 1037). Die erwachsenen Tiere schwimmen aus den Flüssen Europas und Nordafrikas quer durch den Atlantik, bis sie sich in der Sargasso-See südlich der Bermuda-Inseln paaren und laichen.

Herber Rückschlag für einen Behandlungsweg, auf den viele Mediziner beim Kampf gegen die Parkinson-Krankheit große Hoffnungen setzen: Die Transplantation fetaler Nervenzellen ließ nicht nur den gewünschten Effekt vermissen, sondern führte zu schweren Nebenwirkungen bei einem Teil der Patienten. Das berichten Forscher aus den USA im Fachblatt "New England Journal of Medicine" (Band 344, Seite 710).

Man hat fast den Verdacht, der Sizilianer Salvatore Sciarrino wolle Richard Wagner für seine strapaziösen Opern-Ungetüme posthum eins auswischen. Sein jüngstes Bühnenwerk "Lohengrin", 1983 in Mailand uraufgeführt, könnte von seinem großen Vorgänger kaum verschiedener sein: An die Stelle romantischen Orchesterwaberns und heroischer Fanfaren treten subtile Klangstudien einzelner Instrumente, während sich die Protagonisten beinahe gänzlich dem Gesang verweigern und statt dessen in Glucksen, Hauchen oder Zirpen verfallen.

Nicht die brutale Massenermordung von "Zigeunern" will das Roma-Theater Pralipe in seiner Inszenierung "Die Tinte unter meiner Haut" zeigen. Sondern individuelle Lebensträume, die von den Nazis zerbrochen wurden.

Der Berliner Martin Daske ist Hörspielautor, der Finne Janne Saksala Kontrabassist beim Berliner Philharmonischen Orchester. Gemeinsam haben sie eine Sinfonie für Kontrabass und Live-Elektronik geschaffen.

Israel statuiert in Ramallah ein Exempel: Die autonome Stadt nördlich von Jerusalem, Sitz des palästinensischen Parlamentes, ist von der Außenwelt abgeschnitten und von der israelischen Armee mit Panzern umstellt. Die Zufahrtsstraßen und Schleichwege sind durch Bulldozer aufgerissen und mit Betonklötzen und Stacheldraht versperrt.

Von Charles A. Landsmann

Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Europaparlamentes, Elmar Brok (CDU), hat die Bundesregierung und Teile der Opposition davor gewarnt, die Diskussion über die EU-Erweiterung auf die Frage der Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu verengen. Dies sei ein "gefährliches Spiel", erklärte der Europaabgeordnete am Montag in Berlin.

Von Albrecht Meier

Nicht kleckern, sondern klotzen, lautete jahrelang das Leitmotiv der türkischen Armee: Mehr als 300 Milliarden Mark wollten die Generäle in den kommenden drei Jahrzehnten für neues Kriegsgerät ausgeben. Anders als in westlichen Ländern mussten die innenpolitisch mächtigen türkischen Militärs kaum damit rechnen, von den Politikern gestoppt zu werden.

Von Thomas Seibert

Dietmar Krug ist Vizepräsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). Und er ist Erfurter, deshalb hat er in den letzten Tagen besonders interessiert die Zeitungen gelesen.

Das Foto in seinem Wohnzimmer ist verschwunden. "Wenn ich in mein Zimmer komme, dann möchte ich nicht mehr daran erinnert werden", sagt Hicham El Guerrouj.

Von Jörg Wenig

Die Kassenärzte erwarten von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die Ausgaben für Arzneimittel künftig Jahr für Jahr um mindestens vier Prozent aufzustocken. Allein die Neuzulassungen von Medikamenten in Deutschland führe zu solchen Steigerungsraten bei den Ausgaben, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Manfred RichterReichhelm, am Montag.

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Joachim Jacob, hat Vorschläge zurückgewiesen, die genetischen Fingerabdrücke aller Männer in einer Datenbank zu sammeln. Neben rechtlichen Bedenken gebe es bei 41 Millionen männlichen Bundesbürgern auch organisatorische Probleme.

Von Robert Birnbaum

Vor 25 Jahren berichteten wir:Ein führender DDR-Mediziner brandmarkt die jahrtausendealte chinesische Kunst des Nadelns als Okkultismus. In der Akupunkturwelle, wie sie die westliche Welt erfaßt hat, erblickt er ein weiteres Zeichen der Dekadenz des Kapitalismus.

Eine Berliner Band landete einst den Hit "Ich will zu Dir gemein sein". Gemein wollten auch die Jung-Anarchos sein, die vor dem Stuttgarter Grünen-Parteitag protestierten.

Von Robert von Rimscha

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jürgen Rüttgers lehnt den von Bundeskanzler Gerhard Schröder angestrebten Nationalen Ethikrat ab. Er sei gegen Ethikräte, die "zu nah an den Entscheidungsträgern in der Politik" lägen, sagte Rüttgers am Montag in Düsseldorf.