Beim ersten Mal ging es um die Ostpolitik. Beim zweiten Mal wollte Helmut Schmidt die SPD strategisch auf Linie bringen.
Alle Artikel in „Meinung“ vom 15.11.2001
Manchmal ist die Geschichte nicht der lange, träge Fluss, als der sie uns meistens erscheint. Dann überschlägt sie sich, wie im Moment in Afghanistan: Noch vor einigen Wochen hatte sich der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld überrascht gezeigt über die Hartnäckigkeit der Gotteskrieger.
Im Osten was Neues: Als Mitglied der Anti-Terror-Koalition macht sich die Türkei unentbehrlich und denkt nach dem Sturz der Taliban schon über die Eröffnung einer Botschaft in Kabul nach. Im Westen nichts Neues: Ankaras Verhältnis zur EU bleibt zwiespältig.
Im Krieg richtet sich der Blick zwangsläufig auf die "moralischen Agenturen", die Kirchen. Wo bleibt ihr eindeutiges, wo ihr einheitliches Votum?
Möglicherweise ist das etwas viel Bildungsgut an dieser Stelle. Aber wir wollen dennoch an Aristophanes erinnern, dessen Komödienfigur Lysistrata den Peloponnesischen Krieg dadurch zu beenden trachtete, dass sie die Frauen Athens zur ehelichen Verweigerung aufstachelte.
Für Rot-Grün konnte es besser kaum kommen: Pünktlich zur Vertrauensabstimmung scheint der Krieg in Afghanistan entschieden und sind die deutschen Geiseln frei. Ein Happy End wie in Hollywood-Kriegsfilmen alter Machart: So unwirklich-fantastisch wirkt das glückliche Überleben der "Shelter Now"-Helfer.
Der Moment der Vertrauensfrage ist die Stunde des Kanzlers. Sie ist sein Instrument, um die eigenen Reihen zur Geschlossenheit zu zwingen.