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"Frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald" sollten Kurden und Türken in einer gemeinsamen Republik leben, bemühte PKK-Chef Abdullah Öcalan den türkischen Jahrhundertdichter Nazim Hikmet - und ließ auch sonst nichts unversucht, um den türkischen Berufungsgerichtshof nachsichtig zu stimmen. In einer 30-seitigen Verteidigungsschrift, die Öcalans Anwalt Irfan Dündar am Donnerstag den fünf Berufungsrichtern in Ankara vortrug, listete der Rebellenchef seine Verdienste um den Frieden auf und schwor noch einmal der Gewalt ab.

Von Susanne Güsten

Die schwere Krise, in der sich der 1998 begonnene Friedensprozess für Nordirland befindet, hat sich am Donnerstag weiter verschärft. Der Präsident der republikanischen Sinn-Fein-Partei, Gerry Adams, zeigte sich bei einer Rede in New York so pessimistisch wie noch nie über die Aussichten auf eine Einigung zwischen Republikanern und pro-britischen Unionisten zur Bildung einer gemeinsamen nordirischen Regionalregierung.

Die serbische Opposition will der Belgrader Führung ein Gegenparlament und eine Übergangsregierung unter dem ehemaligen Chef der Zentralbank, Dragoslav Avramomic, entgegensetzen. Wenn nicht innerhalb einer Woche vorgezogene Neuwahlen angekündigt würden, werde die Opposition ein "paralleles Parlament" einberufen, sagte Aleksandar Krstic von der Demokratischen Partei am Mittwochabend vor 2000 Anhängern des Oppositionsbündnisses Allianz für den Wandel (SZP) im südserbischen Nis.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Rezzo Schlauch, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder gewarnt, noch einmal so über die Auffassung des kleineren Koalitionspartners hinweg zu gehen wie beim Ja des Bundessicherheitsrates zur Panzer-Lieferung an die Türkei. "So wird es nicht weitergehen", sagte Schlauch am Donnerstag dem Tagesspiegel.

Auf den Seiten sechs und sieben bringt der Verfasser aus dem Arbeitsministerium seine Abwägungen in eine übersichtliche Tabelle. Drei Spalten in der Kopfzeile für die politischen Ziele, darunter jeweils die Bewertung, wie Variante 1 bis Variante 4 diesen Zielen genügen.

Von Tissy Bruns

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hat Oskar Lafontaine ungewöhnlich scharf kritisiert und der Führung seiner Partei professionelle Fehler vorgeworfen. In einem Gastbeitrag für den Bonner "General-Anzeiger" (Freitagausgabe) nannte Vogel das "inakzeptable Verhalten" Lafontaines mitverantwortlich für die Schwierigkeiten der SPD: "Wer als Parteivorsitzender nicht für seine inhaltlichen Positionen kämpft, sondern den Vorsitz geradezu von sich wirft, handelt inkonsequent und gegenüber der Partei unsolidarisch".

China ist "sehr geschockt" über Äußerungen des stellvertretenden japanischen Verteidigungsministers Shingo Nishimura, der sich für eine atomare Bewaffnung Japans ausgesprochen und damit einen Skandal ausgelöst hatte. Die Sprecherin des Außenministeriums, Zhang Qiyue, forderte am Donnerstag vor der Presse in Peking die japanische Regierung auf, der internationalen Gemeinschaft zu versichern, dass es sich auch künftig an seine nuklearen Grundsätze halte.

Im Streit um die Auseinandersetzung mit der PDS hat der künftige SPD-Generalsekretär Franz Müntefering das Vorgehen der CDU scharf kritisiert. Mit ihrer Rote-Socken-Kampagne habe die CDU "über Jahre hinweg doch nichts anderes gemacht, als die PDS zu päppeln", sagte Müntefering.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Albert Schmidt, hat erhebliche Zweifel daran geäußert, dass der Bau des Transrapid in Deutschland noch sinnvoll ist. Schmidt reagierte damit am Donnerstag auf den Vorschlag der Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Elke Ferner, die vorgeschlagen hatte, den Transrapid auf einer anderen Strecke als zwischen Berlin und Hamburg zu bauen.

Von Matthias Meisner

Die Weigerung eines Unternehmens, einer Frau im Erziehungsurlaub Weihnachtsgeld zu zahlen, kann eine nach EU-Recht verbotene Diskriminierung sein. Zu diesem Urteil kam der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg am Donnerstag.

Während führende Politiker der Grünen versuchen, den Koalitionsstreit um die Panzer-Lieferung an die Türkei nicht eskalieren zu lassen, gibt es aus der SPD neue Kritik an der Entscheidung des Bundessicherheitsrates.Die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament reagierten mit Empörung auf die Genehmigung für die Industrie, einen Leopard-II-Panzer in Rahmen einer internationalen Ausschreibung von der Türkei testen zu lassen.

Wo viel Rauch ist, da ist auch Feuer, lehrt eine alte Erfahrung über den Umgang mit Gerüchten und den dazugehörigen Dementis. Und wo besonders laut und entschlossen zurückgewiesen wird, züngeln oft auf einem Schwelbrand bereits die Flammen.

Die Bundesregierung will eine Beteiligung der Deutschen Bahn AG und der Post am geplanten Entschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter. Das berichtete die in Dresden erscheinende "Sächsische Zeitung" unter Berufung auf Beamte des Bundesfinanzministeriums.

Die Gewerkschaften sind über die bisherige Umweltpolitik der rot-grünen Bundesregierung enttäuscht. "Nach einem Jahr rot-grüner Umweltpolitik ist die Bilanz noch nicht befriedigend", sagte Heinz Putzhammer, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), bei der Tagung "Bündnis für Arbeit und Umwelt", zu der der DGB gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Deutschen Naturschutzring nach Berlin geladen hatten.

Die USA haben derzeit nach Angaben des Washingtoner Verteidigungsministeriums nur eine "sehr begrenzte" Zahl von Atomwaffen außerhalb ihres Territoriums aufgestellt. Die Waffen seien zudem in einer geringen Anzahl von Ländern stationiert, erklärte Pentagon-Sprecher Kenneth Bacon am Mittwoch in Washington.

Bei Nieselregen verließ der türkische Journalist Ahmet Taner Kislali am Donnerstag morgen zum letzten Mal seine Wohnung in einem Vorort der Hauptstadt Ankara und schloss seinen silbergrauen Audi auf, um zur Arbeit zu fahren. Weil auf dem Kühler des Wagens eine Tüte lag und die Sicht durch die Windschutzscheibe blockierte, stieg er noch einmal aus und griff nach dem Paket.

Wenn Klaus Wiesehügel, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), auf sein Lieblingsthema zu sprechen kommt, wird er aufbrausend. "Billig, billig, billig" wollten öffentliche Auftraggeber überall auf der Welt ihre Bauten errichten, "dabei ist es ihnen gleichgültig, welche gesellschaftlichen Folgekosten dadurch ausgelöst werden.

Europa muss nach Ansicht des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London wesentlich mehr für Verteidigung ausgeben, wenn es seine militärischen Kapazitäten wirklich verbessern will. Bei der Vorstellung des Jahresberichts über das militärische Gleichgewicht in der Welt kritisierte IISS-Direktor John Chipman am Donnerstag die USA wegen einer "ambulanten Außenpolitik", die vor allem auf Krisen reagiere.

Die US-Regierung will eine Verringerung ihrer Beitragszahlungen an die Vereinten Nationen erreichen. Der US-Botschafter bei den UN, Richard Holbrooke, beantragte am Mittwoch im Haushaltsausschuss, der US-Beitrag zum allgemeinen Haushalt müsse um etwa ein Viertel reduziert werden.

USA-Expertin Kerstin Bagge: die Festnahme widerspricht international gültigen StandardsDie internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Inhaftierung des elfjährigen Raoul in den USA als "unmenschlich" scharf kritisiert. Wie die US-Behörden mit dem Jungen umgingen sei völlig unverhältnismäßig, sagte Karen Bagge, USA-Expertin der deutschen Sektion von Amnesty am Donnerstag in Bonn.